Schrottimmobilie statt Traumhaus. Das Haus in der Bahnhofstraße in Oberndorf macht nur von außen etwas her, innen ist es ein Sanierungsfall. Foto: Kramp
Schrottimmobilie statt Traumhaus. Das Haus in der Bahnhofstraße in Oberndorf macht nur von außen etwas her, innen ist es ein Sanierungsfall. Foto: Kramp
Eine Schrott-Immobilie

Schimmelschock: Familie kämpft nach Hauskauf in Oberndorf um Sanierung

von Wiebke Kramp | 10.06.2025

Ein vermeintliches Schnäppchenhaus in Oberndorf (Samtgemeinde Land Hadeln / Kreis Cuxhaven) entpuppt sich für eine Familie aus der Börde Lamstedt als Albtraum. Gleich mehrere Faktoren drohen den Traum vom Eigenheim zu zerstören.

Das gefundene Traumhaus entpuppte sich als ein Albtraum - finanziell und emotional. Jetzt hoffen Andreas und Martina Sievers auf Unterstützung und Hilfe.

Das Ehepaar aus der Börde Lamstedt hatte im Sommer 2022 mitten in Oberndorf das Haus in der Bahnhofstraße gefunden und im September den Kaufvertrag unterzeichnet. Es befand sich im renovierungsbedürftigen Zustand. So stand es jedenfalls im Exposé der Maklerin. Daher auch der Schnäppchenpreis von 139.000 Euro. Doch es stellte sich heraus, dass das Wort renovierungsbedürftig maßlos untertrieben war. Die Immobilie erwies sich als ein totaler Sanierungsfall. Schimmel, Dachschaden, nicht nutzbare Wohnfläche belasten heute ihre Käufer.

Ehepaar Sievers im Wohnbereich, im hinteren Bereich musste der Boden unter den Dielen komplett ausgekoffert werden, weil das Holz feucht und verrottet war. Foto: Kramp

Es sollte das neue Zuhause für das Ehepaar aus der Börde Lamstedt werden. Gleich um die Ecke, nur wenige Schritte entfernt, liegt die Freie Schule LernArt, deren Konzept für die beiden Töchter das beste scheint. "Wir dachten, wir machen hier die Böden, neue Tapeten und Elektrik und dann ziehen wir nach drei bis vier Monaten ein." Das liegt zweieinhalb Jahre zurück. Das Backsteinhaus ist immer noch ein Sanierungsfall, der schmerzhaft an Nerven und Portemonnaie zerrt. An einen Umzug in ein bewohnbares Heim ist weiterhin nicht zu denken. Das dauert noch.

Von Sanierung sei keine Rede gewesen

Bei mehrfachen Besichtigungsterminen sei ihnen das Haus immer als renovierungsbedürftig angeboten worden - aber von Sanierung oder gar Schimmelbefall niemals die Rede gewesen. Schriftlich liegt dem Ehepaar allerdings nichts vor. Sie bedauern es heute sehr, dass sie sich nichts haben attestieren lassen.  Jedwede Mängel seien mündlich immer verneint worden, beschreiben Andreas und Martina Sievers gegenüber unserem Medienhaus. Allerdings sei das Haus bei den Besichtigungen von Mietern bewohnt und voll möbliert gewesen. Im Wohnbereich lag Teppichboden. Weil die Mieter Raucher waren und unter dem Dach noch einige Hunde und Katzen lebten, nahmen die Sievers nur diese Gerüche wahr und rochen weder Moder noch Schimmel.

Ehepaar Sievers mit dem Exposé, aus dem hervorgeht, dass das Haus lediglich renovierungsbedürftig sei. Foto: Kramp

Zwei Monate nach dem Notarvertrag kam es zur Schlüsselübergabe durch die vorherige Mieterin. Der Verkäufer habe dies angeboten, damit die Übergabe eine Woche früher erfolgen konnte. Das passte den Sievers gut, weil sie schnellstmöglich mit den Renovierungsarbeiten beginnen wollten, um zeitnah einziehen zu können. Doch daraus wurde nichts. Beim Abreißen der Tapeten, Entfernen der Teppichböden und der Fußleisten traten massive Mängel zutage: Schimmel, gammelnde Dielen und nasse Außenwände, ein undichtes Dach sowie eindringendes Ungeziefer. 

Nächster Schockmoment: Wohnfläche geringer

Später, nach dem Eintrag ins Grundbuch, kam der nächste Schock. Sie mussten feststellen, dass rund 30 Prozent der 134 Quadratmeter keine durch das Bauamt genehmigte Wohnfläche sei, sondern lediglich eine Genehmigung als Stall hat. In diesem Bereich befindet sich die Küche.

Der ausgekofferte Wohnraum im Detail. Foto: Kramp

Ehepaar Siever versuchte, wegen der auftauchenden gravierenden Mängel eine Rückabwicklung des Kaufvertrages zu erwirken. Fast zweieinhalb Jahre kämpfte es, aber verlor den Gerichtsprozess vor dem Landgericht Stade und musste sämtliche Prozess- und Anwaltskosten tragen. Für eine Revision fehlen ihnen die finanziellen Mittel.

Die Anwaltskosten, Trocknung des Mauerwerks, Verlegung der Küche, Erneuerung von Fußböden oder das Abdichten des Dachs sorgen bei Martina und Andreas Sievers für einen finanziellen Scherbenhaufen von mehr als 25.000 Euro. Über die Internet-Plattform "Go Fund me" haben sie vor einen Spendenaufruf gestartet, in dem sie ihre Lage beschreiben und um finanzielle Hilfe bei der Haussanierung nach dem verlorenen Prozess bitten. Aber auch über Hand- und Spanndienste oder Material würde sich die Familie sehr freuen.

"Hätten lieber in ein Gutachten investieren sollen"

Ganz wichtig ist dem Ehepaar, dass andere nicht ähnliche schreckliche Erfahrungen sammeln müssen: "Wir möchten, dass andere Menschen beim Hauskauf nicht so reinfallen wie wir. Wir hätten zum Beispiel als Käufer lieber in ein Gutachten investieren sollen, aber wir wollten diese Kosten sparen, und wir haben der Maklerin geglaubt …"

Kontaktmöglichkeit

Wer Andreas und Martina Sievers unterstützen möchte, damit sie letztlich in ein bewohnbares Haus ziehen können, ihnen finanziell, durch Materialien oder tatkräftiges Anpacken helfen möchte, darf gerne Kontakt aufnehmen per E-Mail an hausoberndorf@gmx.de oder über die Plattform  gofundme.de

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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