VHS im Kreis Cuxhaven: Neue Struktur - neuer Kurs
Hinter der VHS im Landkreis Cuxhaven liegen turbulente Zeiten. Die Bildungseinrichtung war in eine finanzielle Schieflage geraten, bevor es organisatorisch eine Neuaufstellung gab, die für einen Umkehrschub gesorgt hat.
Die Volkshochschule im Landkreis Cuxhaven, die in vielen Kommunen außerhalb der Stadt Kurse anbietet, war von Beginn an als Verein geführt worden. Inzwischen handelt es sich um eine sogenannte "gGmbH". Die Umstrukturierung resultierte nicht zuletzt durch eine Finanzkrise, bei der es zu Zuschüssen im hohen sechsstelligen Bereich ging. Auch das Einschalten externer Fachleute brachte nicht den gewünschten Erfolg. Die zwischenzeitlich angestrebte Fusion mit der VHS der Stadt Cuxhaven gelang ebenfalls nicht.
Kreis und Kommunen in einem Boot
Mittlerweile gibt es die "gemeinnützige GmbH", an der der Landkreis den größten Anteil hält und auch einige Cuxland-Kommunen beteiligt sind. Andere setzen dagegen auf alternative Bildungsträger - so auch die Samtgemeinde Börde Lamstedt oder andere Gemeinden im Südkreis.
Die Strukturreform hat dafür gesorgt, dass die Volkshochschule relativ geräuschlos im Bereich der Erwachsenenbildung agiert, ihre Kurse anbietet und durchführt. Zweimal im Jahr gibt es ein Programm mit neuen Kursangeboten, das verschiedenste Lebens- und Interessenbereiche abdeckt.
Im Finanzausschuss des Kreistages stellte Dr. Marie-Louise Rendant den Bericht für das Geschäftsjahr 2024 vor, der von einem positiven Jahresabschluss aber noch weit entfernt ist, jedoch unter der garantierten "Verlustabdeckung" von 340.000 Euro liegt. Unter dem Strich bleibt ein Minus von rund 281.000 Euro, für die Kreis und Kommunen aufkommen müssen. Im vergangenen Jahr wurde insbesondere in den Ausbau des Otterndorfer Standortes investiert, bei dem es sich um das ehemalige Arbeitsamt am Fröbelweg handelt.
Weniger "allgemeine Kurse"
Bei den Einnahmen durch die Kurse hat es erwartungsgemäß weitere Verschiebungen gegeben. Bei den "allgemeinen Kursen" gab es einen Rückgang, allerdings ist die VHS insbesondere bei der Integration von Flüchtlingen als Ansprechpartner gefordert. "Die insgesamt positive Umsatzentwicklung ist in erster Linie auf die deutlich gestiegenen Erlöse im Bereich Integration und Migration zurückzuführen. Gegenüber dem Vorjahr konnte hier ein Zuwachs von rund 138.000 Euro verzeichnet werden. Trotz bereits voll ausgeschöpfter Kapazitäten bei Dozenteneinsatz, Raumverfügbarkeit und Verwaltungsressourcen ist es gelungen, das Angebot in diesem Bereich weiter auszuweiten. Bereits im Zeitraum von 2022 zu 2023 hatten die Erlöse aus dem Bereich der Integrationskurse für Geflüchtete um 225.000 Euro zugenommen, was die anhaltend hohe Nachfrage und die zentrale Rolle der VHS in der Integrationsarbeit unterstreicht", heißt es in dem Geschäftsbericht.
Wir Dr. Marie-Louise Rendant im Finanzausschuss erläuterte, seien die Ausgaben für Gehälter trotz einer allgemeinen Anhebung - bedingt durch den Weggang einer Mitarbeiterin - bei der VHS insgesamt leicht gesunken. Um qualifizierte Dozenten und Kursleiter für eine Mitarbeit zu interessieren und zu binden, sei es notwendig, für attraktive finanzielle Anreize zu sorgen.
"Wir setzen auf Kooperationen"
Und wie sieht sie die Zukunft der VHS im Landkreis Cuxhaven aus? Rendant: "Für die kommenden Jahre ist mit einer weiteren Differenzierung der Nachfrage zu rechnen. Während spezialisierte und geförderte Formate stabil bleiben oder wachsen, bleibt der Bereich der allgemeinen Kurse unter Druck - durch verändertes Freizeitverhalten, demografischen Wandel und Konkurrenz durch Mitbewerber. Die VHS wird dieser Entwicklung durch Zielgruppenfokussierung, stärkere Verzahnung mit regionalen Partnern und ein flexibleres Angebotsmanagement begegnen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der wirtschaftlichen Tragfähigkeit einzelner Kursformate sowie auf der Stärkung nachgefragter Bildungsbereiche. Durch diese Partnerschaften können offene Kurse mit hoher Durchführungswahrscheinlichkeit geplant werden, was die Stabilität und Planbarkeit erhöht. Wir setzen mehr denn je auf Kooperationen."
Die größte Stellschraube für die Volkshochschule liege im Geschäftsfeld "Maßnahmen/Projekte". Das neue Bürgergeldgesetz habe jedoch die Möglichkeiten für Bildungsträger in der Zusammenarbeit mit den Jobcentern erheblich eingeschränkt. Dies stelle "einen erheblichen Nachteil für Bildungsträger" dar, die stark auf arbeitsmarktbezogene Maßnahmen setzen würden. Seit Juni 2022 liege ein "verstärkter Fokus" auf den Integrationskursen an allen Standorten.
Was wird aus "Integrationskursen"?
Dieser "große Geschäftsbereich" berge Chancen und Risiken: "Einerseits rechnen wir mit weiterem Zulauf durch Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund, andererseits wird erwartet, dass der große Zulauf in Zukunft zurückgeht. Aktuell laufen bei uns 20 Integrationskurse. Die Nachfrage nach Kursplätzen bleibt weiterhin hoch und aufgrund der langen Laufzeiten dieser Kurse sind hier stabile Erträge zu erwarten. Zur Risikominderung durch einen möglichen Rückgang der Nachfrage planen wir in enger Abstimmung mit den Jobcentern Nachfolgeformate - wie die Berufssprach- und Alphabetisierungskurse - zu realisieren." Diese Formate würden sich durch eine längere Laufzeit auszeichnen und könnten eine "langfristige Ertragsprognose sowie eine höhere Planungssicherheit" bieten.
Der Finanzausschuss-Vorsitzende Gunnar Wegener (SPD) begrüßte den Kurs der VHS im Landkreis Cuxhaven und betonte: "Es handelt sich hier um eine wichtige Einrichtung der Bildungslandschaft im Kreis Cuxhaven."
