Der Landkreis Cuxhaven erhebt Zweifel an der Genauigkeit der statistischen Erhebung zur Einwohnerzahl, die im Zensus 2022 ermittelt wurde. Der Kreis hat deshalb beim Statistischen Landesamt Widerspruch eingelegt. Foto: dpa/Karmann
Der Landkreis Cuxhaven erhebt Zweifel an der Genauigkeit der statistischen Erhebung zur Einwohnerzahl, die im Zensus 2022 ermittelt wurde. Der Kreis hat deshalb beim Statistischen Landesamt Widerspruch eingelegt. Foto: dpa/Karmann
Einwohnerzahlen

Warum der Landkreis Cuxhaven Zweifel an der Korrektheit der Zensus-Daten hat

von Christian Mangels | 29.12.2024

Beim Zensus 2022 gibt es Gewinner und Verlierer. Während sich die Stadt Cuxhaven über einen Zuwachs an Bevölkerung freuen kann, bescheinigt die Erhebung anderen Kommunen im Cuxland weniger Einwohner als gedacht. Der Landkreis hat Einspruch eingelegt.

Otterndorf steht als Wohnort hoch im Kurs - und das seit Jahren. Häuslebauer und Neu-Mieter schätzen die Medemstadt nicht nur wegen ihrer Lage an der Elbmündung, sondern auch wegen der guten Infrastruktur, der Kitas, Schulen, Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten. Und doch ist die Einwohnerzahl plötzlich geschrumpft. Der Bevölkerungszählung Zensus 2022 zufolge sollen lediglich 7326 Personen in der Medemstadt leben. Laut Einwohnermeldeamt sind es aber 7539. "Dieses Schrumpfen können wir nicht nachvollziehen", sagt Frank Thielebeule, Stadtdirektor von Otterndorf und Bürgermeister der Samtgemeinde Land Hadeln.

Samtgemeindeweit muss Thielebeule einen "Schwund" von fast 1000 Bürgerinnen und Bürgern einstecken. Das hat Folgen für die ohnehin stark gebeutelte Samtgemeindekasse: Es wird weniger Geld geben, denn die Zensus-Zahlen sind die Grundlage für die finanziellen Zuweisungen, die die Kommunen erhalten. Frank Thielebeule will das nicht hinnehmen. "Es ist erforderlich, dass die Richtigkeit der Zensus-Ergebnisse nochmals einer Nachprüfung unterzogen wird", sagt der Verwaltungschef aus Otterndorf.

Im Kampf gegen die Vorgehensweise des Zensus stehen Otterndorf und die Samtgemeinde Land Hadeln im Cuxland nicht allein. Landkreisweit justierte der Zensus die Einwohnerzahlen vieler Städte und Gemeinden nach unten - und das oft drastisch. Die Stadt Hemmoor etwa hat im Vergleich zum Zensus 2011 offiziell 3,7 Prozent ihrer Einwohner verloren, die Gemeinde Wurster Nordseeküste 4,3 Prozent.

Differenzen sind vor allem im ländlichen Raum groß

Um sich gegen die aus ihrer Sicht falsch ermittelte Einwohnerzahlen zu wehren, haben sich nahezu alle Kommunen im Cuxland einem Einspruch des Landkreises Cuxhaven angeschlossen. "Grundlage des Einspruchs sind signifikante Diskrepanzen zwischen den ermittelten Einwohnerzahlen des Zensus und den tatsächlichen Einwohnerzahlen in den Melderegistern der Meldeämter", erläutert Simone Starke aus der Pressestelle des Landkreises Cuxhaven. Vor allem im ländlichen Raum seien die Differenzen zwischen den 2022 erhobenen Zensus-Daten und den kommunalen Meldedaten groß.

Als mögliche Ursache für die zum Teil großen Abweichungen nennt der Landkreis Cuxhaven die stichprobenartige Befragung beim Zensus 2022: Nur zehn Prozent der Bevölkerung seien bei der Erhebung befragt worden. Das Ergebnis wurde dann auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet. Der Landkreis zweifelt diese Methode an.

"Die zu niedrig ermittelten Zahlen des Zensus führen unmittelbar zu finanziellen Nachteilen der Kommunen im Landkreis Cuxhaven", sagt Simone Starke. Ausgehend von den aktuellen Zahlen des Finanzausgleichs des Landes Niedersachsen könnten dem Kreis und seinen Kommunen in den kommenden Jahren Beträge von bis zu 3,5 Millionen Euro jährlich durch die Lappen gehen.

Der Kreis befürchtet, dass sich die ermittelten Zensus-Daten "fehlerhaft durch die nächsten Jahre ziehen und den Kommunen weiterhin weniger Geld zur Verfügung steht, als gemäß der tatsächlichen Einwohnerzahl richtig und erforderlich wäre", so Starke. Diesen Fehler könnten sich der Landkreis und die kreisangehörigen Kommunen nicht leisten.

Zwei Verwaltungseinheiten im Cuxland haben sich dem Widerspruch des Landkreises nicht angeschlossen: die Samtgemeinde Börde Lamstedt und die Stadt Cuxhaven. In der Samtgemeinde Börde Lamstedt ist die Bevölkerungszahl im Vergleich zum Zensus 2011 in mehreren Gemeinden gestiegen - in Mittelstenahe um zwei Prozent, in Armstorf um 1,5 Prozent und in Stinstedt um 0,2 Prozent.

Auch die Stadt Cuxhaven hat, glaubt man den Zahlen der Statistiker, Bürgerinnen und Bürger dazugewonnen: Dort wird die Einwohnerzahl in der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung mit 49.740 angegeben. Das ist eine Steigerung von 2,3 Prozent. Damit liegt Cuxhaven in Niedersachsen auf Platz sechs der Städte mit dem höchsten Bevölkerungszuwachs. Oberbürgermeister Uwe Santjer wertet das als klares Zeichen dafür, "dass Cuxhaven als Wohn- und Lebensort zunehmend an Attraktivität gewinnt." 

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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