"Checkst du" das Jugendwort des Jahres? Nein - Leider nicht mehr
Seit Jahrzehnten begeistert die Kolumne "Moin Cuxhaven" die Leserinnen und Leser der Cuxhavener Nachrichten. Jetzt gibt es die Rubrik auch auf cnv-medien.de. Jeden Tag von Montag bis Sonnabend eine neue Ausgabe. Heute: Jährlich grüßt das Fremdwort.
Das Voting zum Jugendwort des Jahres läuft - und wie jedes Jahr lese ich die Liste der nominierten Begriffe. Ich blinzele, ich google, ich lese die Erklärungen - und spüre, wie ich mich langsam aber sicher von einer Welt entferne, in der ich mich eigentlich noch gerne verorten würde.
Ich bin 27 Jahre alt. Kein Alter, in dem man sich schon zur sprachlichen Altlast erklären müsste. Dachte ich zumindest. Ich fühle mich eigentlich relativ gut im popkulturellen Geschehen informiert und zumindest in Richtung Wochenende noch jugendlich leichtsinnig. Aber die Wörter sagen mir: Das reicht nicht mehr.
"Sybau", "Goonen", "Tuff" - ich verstehe sie nicht. Nicht nur die Bedeutung, sondern auch nicht den Ton, den Kontext, die Situation, in der man sie benutzt. Selbst bei scheinbar harmlosen Ausdrücken wie "Checkst du" frage ich mich: Verwendet man das ernst? Oder ironisch? Oder ironisch-ernst? Ich komme nicht mehr mit.
Es ist kein Drama. Sprache verändert sich, das hat sie immer getan. Und dass sich Jugend eigene Räume schafft, auch sprachlich, ist nur konsequent. Vielleicht ist eher die Tatsache beunruhigend, dass ich jedes Jahr aufs Neue überrascht bin, wie weit weg das alles schon klingt.
Die Wahl zum Jugendwort des Jahres ist also für mich weniger eine sprachliche Momentaufnahme - und mehr eine freundliche Erinnerung: Ich bin nicht mehr gemeint. Aber das ist völlig in Ordnung.