Freispruch für die Graupen
Seit vielen Jahren begeistert die Kolumne "Moin Cuxhaven" die Leserinnen und Leser der Cuxhavener Nachrichten. Inzwischen sorgt die Rubrik auch auf cnv-medien.de für Unterhaltung und Information. Heute geht es um Graupensuppe.
Als Kind wurde ich ein ums andere Mal mit Graupensuppe gequält. Wenn diese sämig-schleimige Masse aus aneinanderklebenden Gerstenkörnern auf den Tisch kam, hingen meine Mundwinkel fast auf den Boden. Da gab es nur eins: Augen zu und durch, und das möglichst fix, damit man es hinter sich hatte. Erwartungsgemäß kam dann natürlich die freundliche Aufforderung, man dürfe ruhig noch Nachschlag nehmen. Mit möglichst überzeugend vorgetäuschter Sättigung musste dann höflich abgelehnt werden. "Hat es Dir nicht geschmeckt?", "Mhm, nö ja doch ...", murmelte ich dann und hoffte, dass das Thema nicht mehr zur Sprache kommen würde. Jahrzehntelang konnte ich den Graupen seither erfolgreich aus dem Weg gehen. Die Graupensuppe ist seitdem etwas in Vergessenheit geraten. Aber die Graupen sind wieder da. In der kulinarischen Szene feiern sie ein Comeback, denn sie sind gesund, reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen und sie fördern die Darmgesundheit. Am vorigen Wochenende feierten die Graupen auch bei mir ein Comeback. In einem Restaurant in Radebeul bei Dresden bekam ich ein Graupenrisotto vorgesetzt - eigentlich ging es mir ja nur um den Fisch, der zum Gericht gehörte. Und was soll ich sagen? Hat super geschmeckt. Die Graupe ist bei mir vollständig rehabilitiert, das Kindheitstrauma besiegt.