Sprache lebt - bei mir manchmal sehr wild
Seit Jahrzehnten begeistert die Kolumne "Moin Cuxhaven" die Leser der Cuxhavener Nachrichten. Jetzt gibt es die beliebte Rubrik auch auf cnv-medien.de. Jeden Tag von Montag bis Sonnabend eine neue Ausgabe. Heute: Redewendungen und Wortschöpfungen
Manche Menschen zitieren Sprichwörter und Redewendungen, als hätten sie alle ordentlich im Kopf alphabetisch sortiert. Und dann gibt es mich. Ich schaffe Kreationen wie "das ist auch nicht das Blaue vom Ei" und falle erst über den Fehler, wenn meine Gesprächspartner über die Wortschöpfung lachen.
Von meinem Vater habe ich sogar ein kleines Buch geschenkt bekommen, in dem all diese Redewendungen erklärt sind - inklusive Herkunft und richtiger Formulierung. Ich lese gerne nach, wo der Ursprung von solchen Redewendungen liegt. Merken kann ich sie mir dadurch aber nicht besser.
Wer sagt eigentlich, dass Sprache nicht weiterentwickelt werden darf? Sie lebt, sie stolpert, sie wächst - dies wird jedes Jahr deutlich am Jugendwort des Jahres. Letztes Jahr wurde das Wort "Aura" gekürt, was so viel wie Charisma, aber auch das Gegenteil bedeuten kann. Wörter wie "Hagestolz" (Kauzige Junggesellen über 50 Jahren) oder "Hoffärtig" (Um 1000 n. Chr. wurde, wer sich damals zu versnobt und hochnäsig gezeigt hat, gerne "hoffärtig" genannt) verwendet wiederum niemand mehr.
Sprache ist ein lebendiges System und entwickelt sich - und ich bin ganz vorne mit dabei.