Zwei Striche und die Rückkehr eines längst verdrängten Alltags
Seit Jahrzehnten begeistert die Kolumne "Moin Cuxhaven" die Leserinnen und Leser der Cuxhavener Nachrichten. Inzwischen sorgt die Rubrik auch auf cnv-medien.de für Unterhaltung und Information. Heute geht es um ein Fundstück im Schrank.
Schon kurz nach Ausbruch der Pandemie hieß es: "Das Virus geht nicht mehr weg." Und das stimmt. Nur wir Menschen sind erstaunlich schnell weitergegangen. Gewohnheitstiere eben. Was uns damals täglich beschäftigte - Abstand, Inzidenzen, Testkits -, fühlt sich heute ein bisschen wie ein Kapitel aus einem Geschichtsbuch an.
Als ich mich neulich krank fühlte, suchte ich nach dem altbewährten Inhaliergerät im Schrank - und fand ein Relikt aus alten Tagen zwischen Wärmeflasche, Lutschpastillen und Hustensaft: einen Corona-Selbsttest. Ich musste tatsächlich kurz überlegen, wie das noch mal ging: Erst Stäbchen, dann Tropfen. Oder andersherum? Und wie viele Minuten musste man eigentlich warten? Vor ein paar Jahren hätte ich das im Schlaf blind hinbekommen.
Aus reiner Neugier habe ich den Test gemacht - und plötzlich war da dieses Ergebnis, das früher den ganzen Tag (inklusive den des näheren Umfeldes) bestimmte: zwei Striche. Natürlich ernst zu nehmen, aber im ersten Moment fast komischer als die Symptome selbst.
Wie schnell wir doch vergessen. Damals tägliche Routine, heute wirkt es wie eine aus der Zeit gefallene Erinnerung - bis einen das kleine Plastikteil auf unsanfte Weise daran erinnert, dass Nostalgie nicht immer ein Vergnügen ist.