Beluga-Prozess: Verteidigung lehnt vorgeschlagenen Deal ab
Bremen (dpa/lni) - Eines der größten Wirtschaftsstrafverfahren der deutschen Schifffahrtsbranche zieht sich weiter in die Länge. Im Prozess um den Niedergang der Bremer Reederei Beluga lehnte die Verteidigung des angeklagten Ex-Beluga-Chefs Niels Stolberg (56) am Mittwoch den Verständigungsvorschlag der Kammer ab. «Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, uns auf diesen Deal einzulassen», sagte Verteidiger Bernd Groß. «Wir halten die Vorstellung für überhöht.»
Die Reederei Beluga ging 2011 mit einer Reihe von Tochterfirmen in die Insolvenz. Stolberg und drei seiner leitenden Mitarbeiter müssen sich seit Januar 2016 wegen Untreue und Betrugs in zweistelliger Millionenhöhe verantworten. Um das Verfahren abzukürzen, hatte die Kammer im Juli für den schwer erkrankten Stolberg eine Freiheitsstrafe zwischen drei Jahren und sechs Monaten und drei Jahren und neun Monaten vorgeschlagen. Die Verteidigung hält eine Bewährungsstrafe für angemessen.
Die drei mitangeklagten Ex-Beluga-Manager müssten dem Vorschlag der Kammer zufolge mit Bewährungsstrafen von mindestens acht Monaten bis maximal einem Jahr und zehn Monaten rechnen. Der Verteidiger eines angeklagten Ex-Managers zeigte sich damit einverstanden und forderte, das Verfahren seines Mandanten abzutrennen. Die beiden anderen angeklagten Ex-Manager waren am Mittwoch beurlaubt.
Stolbergs Verteidiger stellten mehrere Beweisanträge. Sie forderten, Stolbergs früheren Steuerberater, einen Wirtschaftsprüfer und einen Schiffsgutachter als Zeugen zu laden. Die Kammer will am 6. September bekanntgeben, wie sie mit den Anträgen umgeht.