Fake-Spedition soll Waren im Millionenwert abgezweigt haben
Unter falsche Flagge: Weil sie im Namen einer Bremer Spedition Waren im Millionenwert ergaunert haben sollen, stehen in Düsseldorf vier mutmaßliche Betrüger vor Gericht. Den vier 34- bis 63-jährigen Angeklagten aus Dortmund und Düsseldorf wird vorgeworfen, gewerbsmäßig und als Bande Betrug und Urkundenfälschung begangen zu haben. Nur einer der Angeklagten machte Angaben, die anderen schwiegen beim Prozessauftakt.
Laut Anklage hatte sich die Bande mit den Daten einer Bremer Spedition Zugang zu einer Onlinefrachtbörse verschafft und mit Hilfe der leicht abgewandelten E-Mail-Adresse der Bremer Firma Transportaufträge angenommen. So hatten sie anstelle der «.de»-Endung die Endung «.com» verwendet. Den Kunden sollen sie vorgetäuscht haben, als Angestellte oder im Auftrag der bekannten Spedition zu handeln.
Abgeholt und umgeleitet
Die Waren seien dann bei den Versendern abgeholt, aber nie bei den Bestellern abgeliefert worden. Stattdessen seien die Güter zum Teil weit unter Preis verscherbelt worden, in den meisten Fällen an einen Restpostenkäufer in Hagen.
«Abgerechnet wurde über die von einer weiteren Komplizin Mitte 2024 gegründeten Scheinfirma», so die Staatsanwältin. Auf diese Weise sollen in Neuss im Januar 20 Tonnen Milchprodukte im Wert von 80.000 Euro abgeholt und für weniger als die Hälfte an den Restpostenkäufer in Hagen verkauft worden sein.
Mit fünf Lkw angerückt
Wenige Tage später habe die Fake-Spedition in Neuss Molkereiprodukte und Fruchtsäfte im Wert von knapp 43.000 Euro abgeholt. Nur einen Tag danach soll die Bande in Mülheim/Ruhr mit fünf Lastwagen angerückt sein, um 380.000 Tafeln der Schokolade mit einem Einzelhandelswert von 1,1 Millionen Euro abzuzweigen.
Auch 23 Tonnen Stahl, 33 Paletten Waschmittel und 19 Paletten Schimmelentferner seien mit der gleichen Masche ergaunert worden. Nur einer der vier Angeklagten wollte beim Prozessauftakt reden: Er habe lediglich Rechnungen für die Firma geschrieben und kenne keinen der anderen Angeklagten, sagte der 34-Jährige. Für den Prozess sind bis Anfang Februar acht weitere Verhandlungstage angesetzt.