Bernd Wüstneck/dpa
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Maritimer Koordinator im Norden - Besuch nährt Hoffnungen

22.10.2025

Der Norden rückt infolge der angespannten geopolitischen Lage verstärkt in den Fokus der Bundesregierung: Drei Tage lang bereist der maritime Koordinator der Bundesregierung, Christoph Ploß, seit Mittwoch das Mecklenburg-Vorpommern. Viele Programmpunkte haben einen militärischen Bezug.

Der erste Weg führte den CDU-Politiker auf die Peene-Werft in Wolgast. Dort wächst die Erwartung an eine glänzende Zukunft des Schiffbau-Standortes in Vorpommern. «Alles, was an Signalen kam, ist positiv für die Peene-Werft», sagte der Vorpommern-Staatssekretär der Schweriner Landesregierung, Heiko Miraß (SPD), nach dem Besuch.

Konkrete Ankündigungen gab es demnach zwar nicht. Die strategische Bedeutung von Wolgast als Werft für Spezialschiffe sei aber deutlich geworden, so Miraß. Die Visite galt als Antrittsbesuch von Ploß.

Beschäftigungsaufbau erwartet

Auf der Peene-Werft arbeiten dem Schweriner Staatssekretär zufolge aktuell 400 eigene Beschäftigte und weitere 200 von Subunternehmen oder Kooperationspartnern. Für die Zukunft rechne er mit einem Beschäftigungsaufbau, sagte der Staatssekretär.

Die Peene-Werft gehört als einer von vier Schiffbaubetrieben im deutschen Norden zur Marinesparte des in Bremen ansässigen Unternehmens Lürssen, der Naval Vessels Lürssen (NVL). In Kürze ist ein Eigentümerwechsel vorgesehen: Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall will NVL Anfang 2026 übernehmen. «Vorbehaltlich der Genehmigung durch die zuständigen Kartellbehörden streben die Parteien den Vollzug der Übernahme für Anfang 2026 an», teilte Rheinmetall im September mit.

Appell an Landesregierung: In Häfen investieren

Ploß betonte in einer Mitteilung, der Bund werde mit maritimen Forschungsprogrammen und Bürgschaften die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass der Schiffsbaustandort Mecklenburg-Vorpommern gestärkt werde - auch wegen der geopolitischen Bedeutung. An die Landesregierung von Manuela Schwesig (SPD) appellierte er, Geld aus dem 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen von Ländern und Kommunen schwerpunktmäßig in die Häfen zu investieren. MV stehen daraus rund 1,9 Milliarden Euro zu.

 Stena-Line mit Bedeutung fürs Militär

Am Nachmittag stand ein Besuch bei der Fährreederei Stena Line in Rostock auf dem Programm des maritimen Koordinators. Das schwedische Unternehmen betreibt auf der Strecke Rostock - Trelleborg zwei Spezialfähren, mit denen neben Pkw und Lkw auch Eisenbahnzüge samt Lokomotiven transportiert werden können. Dazu sind die Fähren mit Gleisen an Deck ausgestattet.

«Das ist für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und auch die Verteidigung relevant, da militärische Güter und Gerätschaften häufig per Bahn transportiert werden», sagte Deutschland-Geschäftsführer Mikko Juelich. 

Zwischen den Nato-Ländern Deutschland und Schweden gebe es nur zwei Schienenverkehrsverbindungen über die Ostsee: Von Schleswig-Holstein über die Öresundbrücke sowie die Fähre Rostock - Trelleborg. «Wenn die Öresundbrücke gestört ist, gibt es nur noch die beiden Fährschiffe für den Eisenbahnverkehr.» 

Stena wünscht sich Unterstützung vom Staat

Aufgrund dieser Bedeutung der Eisenbahn-Fährverbindung für das Militär wünscht sich Stena Line vom deutschen Staat Unterstützung, wie Juelich weiter sagte. Er verwies auf Schweden, das künftig pro Jahr 55 Millionen Kronen (rund 5 Millionen Euro) bereitstelle. Die Entscheidung dafür sei vor dem Sommer gefallen.

Die Unterstützung der Bundesregierung könne beispielsweise darin bestehen, analog zum schwedischen Partnerhafen Trelleborg, im Rostocker Hafen zusätzliche Infrastruktur etwa in Form eines zweiten Eisenbahn-Anlegers für die Stena-Fähren zu errichten. Die jetzige Infrastruktur sei 30 Jahre alt und müsse über kurz oder lang erneuert werden. «Es geht auch darum, dass man Redundanzen schafft für den Fall, dass eine Infrastruktur ausfällt.»

Ploß beim Marinekommando

Am Donnerstag will Ploß in Rostock unter anderem den Hafen und den Ocean Technology Campus besuchen. Dort arbeiten 36 Partner an Projekten von digitaler Datennutzung bis Munitionsbergung. Am Freitag ist ein Besuch des Marienkommandos in der Hansestadt geplant.

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