Swen Pförtner/dpa
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Wolfsburger Wutrede: Wie lange noch mit Coach und Sportchef?

29.10.2025

Paul Simonis hatte nur eine kurze Nacht nach dem peinlichen Pokal-Aus gegen Holstein Kiel. «Ich bin um 7.00 Uhr wieder hier, um das Spiel zu analysieren. Danach gucken wir», sagte der Trainer des VfL Wolfsburg. 

Der 40 Jahre alte Niederländer ist erst seit diesem Sommer in Wolfsburg und weiß schon vier Monate später nicht mehr, wie lange er es noch bleiben wird. Denn die Entwicklung ist aktuell bedrohlicher und die Stimmung beim VfL noch viel schlechter, als dies schon unter seinen allesamt gescheiterten Vorgängern Ralph Hasenhüttl, Niko Kovac oder Mark van Bommel der Fall war.

Rückendeckung für Simonis

Zwar betonte der Sport-Geschäftsführer Peter Christiansen noch am späten Abend nach dem verdienten 0:1 (0:1) gegen den Zweitliga-Club, dass Simonis auch am Sonntag beim nächsten Bundesliga-Spiel gegen 1899 Hoffenheim (17.30 Uhr/DAZN) auf der Bank sitzen werde. «Ja, er ist unser Trainer. Wir wollen uns zusammen mit Paul durch diese Periode arbeiten», sagte der Däne.

Aber die Frage in Wolfsburg ist längst, wie lange Christiansen solche Entscheidungen noch fällen und verkünden darf. Denn sein Anteil an der x-ten sportlichen Krise des Volkswagen-Clubs ist größer als der des Trainers.

Einen vorbehaltlosen Rückhalt im Aufsichtsrat hat der 50-Jährige nicht mehr. Und dieser Aufsichtsrat ist beim VfL das entscheidende Gremium. Denn dort sitzen überwiegend Vertreter des VW-Konzerns, dem 100-prozentigen Anteilseigner der VfL Wolfsburg Fußball GmbH.

Christiansen in der Kritik

Christiansen ist auch nur ein Jahr länger da als Simonis. Und seine großen Umbauarbeiten auf allen sportlichen Ebenen haben schon vieles verändert - nur noch nichts zum Guten.

Zusammen mit Sportdirektor Sebastian Schindzielorz hat Christiansen die Verpflichtung des unerfahrenen und zunehmend ratlosen Trainers zu verantworten - und was aktuell noch schwerer wiegt: die Zusammenstellung eines völlig unausgewogenen Kaders. Der dringend benötigte Mittelstürmer kam im Sommer nicht, dafür stehen jetzt allein sieben Profis für das zentrale Mittelfeld unter Vertrag. Und mittlerweile sprechen die Spieler selbst von einem gravierenden Einstellungsproblem und fehlendem Zusammenhalt innerhalb der Kabine.

Was Kapitän Maximilian Arnold bereits in den vergangenen Wochen andeutete, legte Torwart Marius Müller nach dem Kiel-Spiel in einer regelrechten Wutrede offen: «Was soll ich denn machen?», schimpfte der 32-Jährige: «Soll ich den Spielern auf die Schnauze hauen? Dann kann ich rüber ins Werk gehen und meinen Vertrag abholen.»

Torwart wird deutlich

Den früheren Schalker stört die Haltung des Teams, nur «mit 70, 75 Prozent ein bisschen locker aufzuzocken. Dann gewinnst du in der 2. Liga keine Spiele, in der 3. Liga nicht und in der Regionalliga auch nicht». Auf die Frage, ob es innerhalb der Mannschaft noch stimme, sagte Müller: «Das sollte hoffentlich der Fall sein.» Ob er sich da noch sicher sei? «Dazu sage ich nichts.»

Sportchef Christiansen wies die Einschätzungen seines Torwarts nicht einmal zurück. «Marius Müller hat ein gutes Gefühl für das. Wenn er das sagt, dann kann es sein, dass es so ist», sagte der Däne.

Klar ist: Nach der lange vorher geplanten Trennung von Ralph Hasenhüttl im vergangenen Mai hatte der VfL deutlich mehr Zeit und auch mehr Geld als andere Clubs, um etwas Neues aufzubauen. Das macht den aktuellen Befund umso ernüchternder. «Am Ende ist es meine Verantwortung», sagte Christiansen. «Aber die Spieler müssen verstehen: Sie tragen das Trikot. Sie tragen die Schuhe. Sie müssen jetzt ein Signal aussenden. Denn wie sagt man? Das Fußball-Leben ist kein Ponyhof.»

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