110 Teilnehmer nahmen in diesem Jahr am Otterndorfer Gezeitenlauf am See Achter'n Diek teil. Foto: TSV Otterndorf
110 Teilnehmer nahmen in diesem Jahr am Otterndorfer Gezeitenlauf am See Achter'n Diek teil. Foto: TSV Otterndorf
Das gab es vorher noch nie

Sechs Stunden laufen: Gute Laune und eine Premiere beim 16. Gezeitenlauf in Ottendorf

von Lennart Keck | 15.05.2024

Der Gezeitenlauf am Otterndorfer Badesee hat längst Tradition. Bereits zum 16. Mal haben sich zahlreiche Sportlerinnen und Sportler für dieses außergewöhnliche Laufevent angemeldet, bei dem sechs Stunden am Stück gelaufen wird.

In diesem Jahr waren es insgesamt 110 Sportlerinnen und Sportler aller Altersklassen, die am Sonntag ihre Laufschuhe schnürten und sich mehr oder weniger spontan auf den Weg zum Gezeitenlauf machten. Der Startschuss fiel um 10.30 Uhr neben der Liegewiese mit rund 60 Läufern. Anders als bei einem herkömmlichen Marathon muss beim Gezeitenlauf nicht gemeinsam gestartet werden. Wer auf seine Platzierung keinen Wert legt, startet einfach später. Bis 15.30 Uhr konnten Interessierte und Sportbegeisterte jederzeit loslaufen. "Viele nehmen auch einfach nur des Spaßes wegen Teil", erklärt Organisator Thomas Hargus.

Starter mit
reichlich Spaß 

So wie Roland Müller, Simone Lecke und Nicole Pflüger. "Wir sind nicht aus dem Bett gekommen", antwortet Roland Müller aus Otterndorf scherzhaft auf die Frage, warum sie erst eineinhalb Stunden später loslaufen. Tatsächlich hatten sie sich spontan zur Teilnahme entschlossen und ihren Besuch aus dem Allgäu, Nicole Pflüger, gleich mitgenommen. In drei Runden zeigten die Einheimischen dem Gast die Ferienregion rund um und auf dem See.

Eine Runde misst hier genau 3.333,33 Meter. 15 Runden ergeben also eine Gesamtstrecke von 50 Kilometern - und die sind bei den Temperaturen, die am Sonnabend herrschten, erst einmal zu bewältigen. Aber kein Problem für die ambitionierten Ausdauerläufer. Motiviert wurden sie auch von den Zuschauern auf und an der Strecke, die in Scharen zwar nicht joggten, aber am See entlang spazierten, faulenzten, badeten oder Tretboot fuhren.

An den Streckenposten gab es nicht nur erfrischendes Wasser, sondern auch Süßigkeiten zur Stärkung. Foto: Keck

Auch Hauke Knust wolle mit seinen Mitläufern nach dem Zieleinlauf noch einmal eine Abkühlung im Badesee suchen, erzählt der Wannaraner während einer Trinkpause. Zuvor wollen er und sein Team aber noch die zehn Runden absolvieren. "Dann haben wir die 33,333 Kilometer. Das ist eine schöne Schnapszahl", erzählt er lachend. Ironie des Schicksals, denn der Schnaps ging ihm am Sonnabend scheinbar nicht mehr aus dem Kopf - zuvor berichtete er noch, dass auch er erst eine Stunde später gestartet sei, nachdem er bis vier Uhr morgens im Paulaner Keller gefeiert hatte. "Aber ich dachte mir, sechs Stunden Schlaf müssen schon sein", erklärte er sich schmunzelnd.

Zum ersten Mal:
"Gezeiten-Kids-Lauf"

Die Trinkpause verbrachte Hauke Knust Christopher tom Wörden, einem der Streckenposten. Das Mitglied des TSV Otterndorf engagierte sich an diesem sonnigen Tag ehrenamtlich, um seinen Sportkollegen eine Erfrischung und die eine oder andere Süßigkeit anzubieten. Seine einzige Bedingung sei gewesen: Hauptsache nicht nur sechs Stunden herumsitzen. Also übernahm er zusätzlich eine Aufgabe, die in diesem Jahr beim Gezeitenlauf Premiere feierte und fuhr beim ersten "Gezeiten-Kids-Lauf" mit dem Fahrrad vorneweg. Fast 20 Kinder der Jahrgänge 2013 bis 2016 gingen um 14 Uhr zum ersten Mal an den Start und absolvierten gemeinsam eine komplette Runde. Simon Volgmann aus Hildesheim belegte mit 13:50 Minuten den ersten Platz. Clara Müller aus Otterndorf kam nur 33 Sekunden später als Zweite ins Ziel. Dritter wurde Klaus Grothmann vom MTV Lintig. Auch im nächsten Jahr wolle man die Idee des Kinderlaufs weiter verfolgen, hoffe allerdings auf eine breitere Beteiligung, heißt es vonseiten der Veranstalter. Denn obwohl im Vorfeld wohl alle Otterndorfer Schulen und umliegenden Vereine angeschrieben wurden, waren am Ende fast ausschließlich Kinder der TSV-Leichtathletik vertreten. "Das fanden wir sehr schade", bedauern die Organisatoren.

Christopher tom Wörden mit dem Fahrrad vorneweg, rund 20 Kinder hinterher. Zum esten Mal fand in diesem Jahr der "Gezeiten-Kids-Lauf" statt. Foto: Keck

Doch jung und engagiert präsentierte sich auch Ilian Uhlenbrock, der mit einer Polizeikelle die Durchfahrtsstraße zur Rezeption des Campingplatzes bewachte, die die Läufer überqueren mussten. Näherte sich ein Auto und die Sportler kreuzten den Weg, hieß es: Kelle hoch und bitte warten. Sein Vater Frank Uhlenbrock hat selbst schon an vielen Laufveranstaltungen teilgenommen, auch am Gezeitenlauf. Aber dieses Jahr nicht: "Als Vereinsmitglied kann man natürlich nicht immer nur die Athleten sponsern, da muss man auch mal seine ehrenamtliche Arbeit tätigen und helfen", erzählt er.

20 Runden
um den See

Am Ende der Veranstaltung um 16.30 Uhr fand die Siegerehrung statt. Den ersten Platz bei den Frauen belegte Agata Krafczyk-Möhring vom Einbecker SV mit 68,191 Kilometern. Bei den Männern gewann Toni Hecker von den "Ultrafriesen" mit 70,775 Kilometern. Jana Zeitz und Ulrich Kulte vom LT Lieth Paderborn liefen in der Staffel insgesamt 69,992 Kilometer.
Auf Facebook schreiben die Veranstalter abschließend: "Wir haben uns sehr über die vielen positiven Rückmeldungen der Teilnehmer gefreut. Das motiviert uns, weiter zu machen. Am Ende des Tages liegt es aber an euch, ob eine Veranstaltung gut wird. Jeder, der sich vom Gartenstuhl aufgerafft und seine Turnschuhe eingepackt hat, trägt dazu bei."

Eine Laufrunde um den See misst genau 3,333 Kilometer. Foto: Keck
(V. l.) Roland Müller, Simone Lecke und Nicole Pflüger entschieden sich am Sonnabend spontan dazu, zu starten. Foto: Keck
Ilian und Klaus Uhlenbrock regelten den Verkehr an der Durchfahrtsstraße zur Rezeption des Campingplatzes, die die Läufer überqueren mussten. Foto: Keck

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