
Giftiges Jakobskreuzkraut spaltet die Gemüter in Cuxhaven: Gefahr vor allem für Tiere
Aktuell wächst das giftige "Jakobskreuzkraut" in Cuxhaven zwischen Lüdingworth und Altenbruch. Besonders schädlich ist die Pflanze für Pferde. Experten erklären den korrekten Umgang mit dem Kraut und auch, wieso es für die Natur so wichtig ist.
Mit ihren goldgelben Zungenblüten schmücken sie den Weg und bringen Farbe in den Sommer. In kleinen und großen Büscheln wächst das Jakobskreuzkraut entlang der Straße "Am Kanal" zwischen Altenbruch und Lüdingworth. Das Problem: Die Pflanze ist giftig. Doch wie ist mit der Pflanze korrekt umzugehen?
Häufig wächst das Jakobskreuzkraut auf wenig genutzten Flächen, Brachland und an Straßenrändern. Vor allem für Pferde und Rinder stelle das Kraut eine Gefahr dar, warnen Experten. Die Inhaltsstoffe können zu schweren Leberschäden bis hin zum Tod führen. Aktuell tritt das Kreuzkraut besonders auffällig an der Verbindungsstraße zwischen Altenbruch und Lüdingworth "Am Kanal" auf und macht den einen oder anderen Spaziergänger stutzig bis besorgt. So erreichten auch unser Medienhaus bereits Meldungen, warum die giftige Pflanze so ungestört am Wegesrand wachsen darf.
Jakobskreuzkraut: Wichtiger Bestandteil des Naturhaushaltes
Die Straße "Am Kanal" fällt in den Zuständigkeitsbereich der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Cuxhaven. Auf Nachfrage, inwieweit ein weiteres Vorgehen gegen den Aufwuchs des Krauts geplant ist, verweist diese auf ein Merkblatt des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Dort heißt es unter anderem, dass die Pflanze trotz ihrer Giftigkeit ein wichtiger Bestandteil des Naturhaushaltes sei. Für die in Niedersachsen stark gefährdete Schmetterlingsart Jakobskrautbär sei das Kraut absolut lebensnotwendig. Die Raupen nehmen die giftigen Inhaltsstoffe der Pflanze durch Fraß auf und werden so für Fressfeinde ungenießbar. Darüber hinaus leben auch spezialisierte Rüsselkäferarten auf dem Jakobskreuzkraut. Weitere Schmetterlingsarten und Wildbienen nutzen die Blüten als Nektarpflanze.
Auch Ursel Richelshagen vom Naturschutzbund NABU Land Hadeln weiß um die Bedeutung der Pflanze für die Insektenwelt: "Für die Insekten ist das eine wichtige und nützliche Nahrungspflanze", erzählt die Naturschützerin und fügt hinzu: "Aber für die Tiere ist die Pflanze hochgradig gefährlich, wenn sie sich zu stark ausbreitet."

Sie seien "jämmerlich zugrunde gegangen."
Bei Ponys hat Richelshagen vor einigen Jahren selbst erlebt, wie stark die Inhaltsstoffe bei Pferden wirken. "Es war ein sehr heißer Sommer und auf der Wiese wuchs nur noch Jakobskreuzkraut", erinnert sie sich. "Die Ponys hatten nichts mehr zu fressen und haben das Kraut dann über einen längeren Zeitraum gefressen." Die Folgen seien schlimmste Vergiftungserscheinungen und Schmerzen gewesen. Die Tiere seien dann zwar in eine Tierklinik gekommen, "aber jämmerlich am Jakobskreuzkraut zugrunde gegangen."
Laut NLWKN sind Pferde und Rinder nach bisherigen Erfahrungen empfindlicher als Schafe und Ziegen. Dennoch ist sich die NABU-Sprecherin, die selbst Schafe hält, sicher: "Wenn ich das Kraut auf meiner Weide hätte, würde ich es sofort ausgraben und in einer Plastiktüte entsorgen."
Über die Entfernung entscheidet der Eigentümer
Grundsätzlich obliegt die Entscheidung über die Entfernung des Krauts auf privaten Flächen dem jeweiligen Eigentümer. Nach dem Pflanzenschutzgesetz dürfen Pflanzenschutzmittel nur auf Flächen angewendet werden, auf denen Kulturpflanzen gesät, gepflanzt oder auf sonstige Weise angebaut werden.
So sind beispielsweise aufwachsende Bestände im Straßenseitenraum einschließlich der Böschungen wieder als natürlich anzusehen. Auf diesen wirtschaftlich nicht genutzten Flächen bestehe aus naturschutzfachlicher Sicht grundsätzlich keine Veranlassung, die Bestände zu bekämpfen, so der NLWKN.
Generell bestünde also bei den Vorkommen an der Straße "Am Kanal", zumindest nach den Richtlinien, keine Veranlassung, die Bestände zu bekämpfen. Kritisch wird jedoch die unmittelbare Nähe zu bewirtschafteten Feldern, Gärten oder auch Pferdeweiden gesehen. Schließlich erfolgt die Ausbreitung der Pflanze über Samen, die mit dem Wind verbreitet werden.
Weiteres Vorgehen wird diskutiert
In der Stadt Cuxhaven wird daher noch über das weitere Vorgehen diskutiert. Marcel Kolbenstetter, Pressesprecher der Stadt Cuxhaven, erklärt: "Auch wenn weder eine gesetzliche noch eine naturschutzfachliche Verpflichtung besteht, ist uns als Stadt Cuxhaven die Gefahr durch die Ausbreitung bewusst. Die Bestände haben in diesem Jahr deutlich zugenommen und das Kraut blüht auch früher als sonst. Nach den diesjährigen Erkenntnissen streben wir an, mit den Straßenmeistereien und weiteren Zuständigen in den Austausch zu kommen, ob und wie der Pflegezeitpunkt angepasst werden kann." Ziel sei es, die Ausbreitung auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu reduzieren.