
"Brauchen mich Schüler, muss das Büro warten": Neue Grundschulleitung in Lüdingworth
Als neue Schulleitung der Lüdingworther Grundschule führt Franziska Wiwik die gesamte Einrichtung. Ihren ursprünglichen Job als Lehrerin will die begeisterte Pädagogin deshalb allerdings alles andere als zu kurz kommen lassen.
Nachdem die Stelle einer neuen Schulleitung zweimal ausgeschrieben worden war, hat Franziska Wiwik nicht gleich "hier" geschrien. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Gedanken gespielt hatte, sich zu bewerben, hielt sie der Wunsch nach Familienzuwachs zurück. Außerdem habe die Wahl-Cuxhavenerin zu diesem Zeitpunkt noch nicht den Drang danach verspürt, die Rolle der Schulleiterin zu übernehmen, verrät sie im Gespräch. Nun hat die leidenschaftliche Lehrerin das Amt doch inne - und das aus einem bestimmten Grund: "Ich mache es, weil es diese Schule ist", freut sich Wiwik. Nach zwei Schwangerschaften und anschließender Elternzeit ist Wiwik nach drei Jahren also seit diesem Sommer wieder zurück an der Grundschule - um unter anderem ihr neues Rektorinnenbüro zu beziehen.
Dass ihr die Grundschule in Lüdingworth besonders am Herzen liegt, hat vor allem damit zu tun, dass Wiwik seit ihrem ersten Tag als Lehrerin in den Klassenzimmern dieser Einrichtung an den Tafeln steht. Nach ihrem Lehramtsstudium in Braunschweig ging es für sie und ihren Mann, den sie im Referendariat kennengelernt hatte, gemeinsam in den hohen Norden - immerhin wollte das junge Paar nach der Lehrerausbildung "einfach raus". "Wir haben uns an der Küste entlang beworben. Von Stade bis nach Wilhelmshaven. Nach mehreren Vorstellungsgesprächen haben wir uns dann für Cuxhaven entschieden", erinnert sie sich. Während Wiwik 2014 also als Grundschullehrerin in Lüdingworth startete, verschlug es ihren Partner an die Primarschule in Dorum.
In den vergangenen, fast zehn, Jahren hat Wiwik die kleine Einrichtung lieben gelernt, wie sie selbst sagt. Das habe vor allem mit der überschaubaren Anzahl an Schülerinnen und Schülern und dem kleinen Team rund um das Kollegium zu tun, fügt die Mutter von zwei Kindern hinzu. "Ich bin großer Freund von kleinen Schulen, weil ich dieses familiäre Umfeld sehr gerne mag. Sowohl Kinder, Eltern, Reinigungskräfte, Hausmeister oder Lehrer - das Miteinander ist schön, weil alle sich kennen", schwärmt die gebürtige Hallenserin. Die Größe der Schule mache sich allerdings auch im Klassenzimmer bemerkbar. Denn je kleiner die Schule, desto besser könne auch auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingegangen werden, stellt Wiwikk heraus. So wüsste gleich das ganze Kollegium Bescheid, wenn ein Kind mal spezielle Aufmerksamkeit benötigt.
Sich mit ihrem neuen Amt nur noch dem Rektorenschreibtisch zu widmen und die Klassenräume hinter sich zu lassen, ist für die leidenschaftliche Lehrerin allerdings keine Option. Denn auch wenn mit dem Amt als Schulleiterin viele neue administrative Aufgaben auf Franziska Wiwik zukommen, steht sie die Hälfte ihrer Stunden immer noch als Lehrerin vor den Grundschulkindern - und betreut dabei noch eine eigene Klasse. Diese Doppelbelastung gehe allerdings nicht einfach an ihr vorbei. "Es ist schon herausfordernd, zweigleisig zu fahren und beiden Stellen gerecht zu werden. Am Ende des Tages muss ich schauen, welche Priorität was hat. Das Kind geht vor, der Unterricht muss gut vorbereitet sein. Brauchen mich Schüler, muss das Büro warten", lautet ihre Devise.
Franziska Wiwik, Schulleiterin der Grundschule Lüdingworth. Foto: Wiwik
Wie sehr Wiwik das Wohl der Schülerinnen und Schüler am Herzen liegt, wird auch an anderer Stelle deutlich. Auf Nachfrage, was sich die neue Schulleiterin neben Deutsch, Mathe und Co. noch auf den Stundenplan wünschen würde, gibt sie eine deutliche Antwort: Die Förderung sozialer Kompetenzen. So müsse man sich auch im Klassenraum viel mehr Zeit für soziale Themen nehmen, die sonst nur im Rahmen des Religions- oder Sachkundeunterrichts angerissen werden würden. "Wir müssen Kindern Dinge wie Selbstwirksamkeit lehren und das Gefühl geben, dass auch sie Rechte und Mitbestimmungsmöglichkeiten haben", findet Franziska Wiwik abschließend. Wenn es nach ihr geht, könnten ihre Schülerinnen und Schüler dann gleich bei ihrer eigenen Grundschule anfangen, um die Einrichtung in Lüdingworth nach ihrem Beliebten mitzugestalten.
Von Tamina Francke