
Nach Messer-Attacke vor Cuxhavener Disco: Plötzlich tauchen weitere Zeugen auf
Zwei Bremerhavener müssen sich seit April vor dem Stader Landgericht wegen versuchten Totschlags verantworten. Kurz bevor die Beweisaufnahme am zwölften Prozesstag abgeschlossen werden sollte, kamen plötzlich noch zwei weitere Zeugen ins Spiel.
Nach elf Verhandlungstagen und etlichen Zeugen hatte die 3. Große Strafkammer des Landgerichts Stade gehofft, mit den Plädoyers beginnen zu können. Doch am zwölften Tag des Prozesses, bei dem sich zwei Brüder aus Bremerhaven unter anderem wegen versuchten Totschlags verantworten müssen, stellte die Verteidigung kurz vorm Schließen der Beweisaufnahme einen Antrag: Es würde noch zwei wichtige Zeugen geben, die behaupten, die bisherigen Aussagen der Opfer seien Lügen und ein "abgekartetes Spiel". Doch worum ging es eigentlich?
Wer hat den Streit und die Prügelei angezettelt?
Im Oktober 2022 wurden zwei junge Männer aus Bremerhaven Opfer eine Messe-Attacke auf dem Parkplatz der Cuxhavener Diskothek "Janssens Tanzpalast". Dabei wurden sie lebensgefährlich verletzt, mussten noch in der Nacht notoperiert werden. Zuvor sollen sie eine verbale und auch körperliche Auseinandersetzung mit zwei Brüdern aus Bremerhaven (22 und 23 Jahre) innerhalb der Disco gehabt haben. Die beiden mutmaßlichen Täter behaupten, der Streit sei von den späteren Opfern, die auch als Nebenkläger auftreten, ausgegangen - ebenso die Prügelei auf dem Parkplatz. Die Brüder wollten sich wehren, haben deshalb das Messer eingesetzt, heißt es in den Aussagen. Die Opfer der Messerattacke behaupten das Gegenteil. Die Auseinandersetzungen seien von den Angeklagten ausgegangen. Die beiden mutmaßlichen Täter müssen sich wegen versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten.
Angeklagte Ende Juni aus Haft entlassen
Seit der Tat saßen die beiden Brüder, die keine Vorstrafen haben, in der Justizvollzugsanstalt. Da für die Kammer nach all den Verhandlungstagen aber auch eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung in Betracht kommt - und auf die Angeklagten somit eine geringere Strafe wartet und nur geringe Fluchtgefahr besteht - wurden die beiden Angeklagten Ende Juni aus der Haft entlassen. Allerdings müssen sie, wegen der kurz vor Schluss angegebenen Zeugen, noch auf ihr Urteil warten.
Nebenklage soll mit Zeugen Aussage einstudiert haben
Eine Zeugin konnte sogar direkt nach der Antragsstellung aussagen. Denn sie ist die Freundin von einem der Angeklagten und seit Prozessbeginn als Zuschauerin vor Ort. So auch am zwölften Verhandlungstag. Sie sagte aus, dass sie vor etwa einem Monat ein Telefonat mit der Ex-Freundin eines der Opfer gehabt habe. In dem Gespräch soll die ehemalige Partnerin erzählt haben, dass die beiden Opfer vor Gericht gelogen haben sollen. Der Streit in der Disco und auch die Auseinandersetzung auf dem Parkplatz seien nicht von den Angeklagten ausgegangen. Außerdem habe die Ex-Freundin der Zeugen von einem Gespräch berichtet, das zwischen den Opfern und einem Zeugen auf dem Weg zum Gericht stattgefunden haben soll. Hier sollen die Opfer mit dem Zeugen regelrecht einstudiert haben, was er zu sagen habe, um die Angeklagten zu belasten. Es sei ein "abgekartetes Spiel" und die Ex-Freundin wolle jetzt helfen, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Beim nächsten Prozesstag wird sich zeigen, ob die Ex-Freundin den Inhalt des Gesprächs bestätigen kann, denn dann wird sie als Zeugin aussagen.