
Nach über 50 Jahren Postdienst in Cuxhaven: Das "Wohlfühlgefühl" geht in Rente
Detlef Fürst war nicht "einfach nur Postbote". Er war ein Freund und brachte Vertrautheit und Menschlichkeit direkt bis an die Haustüren Cuxhavens - und noch weiter. In Lüdingworth überraschten ihn zahlreiche Einwohner auf seiner Abschiedstour.
Weder Wind und Wetter noch Veränderungen in der Poststruktur konnten Detlef Fürst davon abhalten, seinen Job zu machen und das zu sein, was ihn über viele Jahre auszeichnete. Denn der 66-Jährige war weit mehr als "einfach nur ein Postbote".
Nach über 50 Jahren im Dienst der Post geht Detlef Fürst in den Ruhestand. Für die Bewohner von Lüdingworth ein Anlass, ihn gebührend auf seiner letzten Tour zu verabschieden. Denn für sie war er nicht nur Postbote, sondern ein fester Bestandteil des Dorflebens. Über 50 Einwohner kamen am Sonnabend auf dem Marktplatz zusammen, um Detlef Fürst zu empfangen.
Auf Abschiedstour überrascht
Dieser war gerade auf seiner Abschiedstour, um all seinen Kunden gebührend Tschüss zu sagen. Sein Kollege Timo Potzwa, der die Post an diesem Tag für ihn verteilte, fuhr voraus. Gegen 13 Uhr kamen sie schließlich in Lüdingworth vorgefahren - Detlef Fürst imposant im Roadster Excalibur. Freund Roland Albrecht, dem das Auto gehört, hatte ihm zuvor angeboten, ihn damit auf seiner letzten Fahrt zu kutschieren.

Nahm sich immer für jeden Zeit
Mit einem weinenden Auge würden die Lüdingworther ihn heute ein letztes Mal durch den Ort ziehen lassen. Ortsbürgermeister Thomas Brunken würdigte Detlef Fürst als das, was man sich unter einem Postboten vorstellt: "Er ist nahbar und nimmt sich immer für jeden Zeit. Deswegen wurde es oft schon wieder dunkel, wenn er weitergefahren ist." Brunken ist sich sicher: Postboten, wie Detlef Fürst einer war, gibt es heute nicht mehr. "Mit seiner Art hat er viele Lüdingworther über viele Jahre erreicht."

"Detlef gehört zum Dorf wie die Kirche"
Eine von ihnen ist Silvia Romberg. "Detlef gehört zum Dorf wie die Kirche", sagt sie entschlossen. "Wir lassen ihn nur ungern gehen." Neben der uneingeschränkten Hilfsbereitschaft, die ihn auszeichnete, sei er vor allem immer sehr vertrauensvoll gewesen. "Er weiß wahrscheinlich mehr über Lüdingworth als wir alle zusammen."
Die Überraschung war gelungen
Mit breitem Grinsen, glasigen Augen und sichtlich überrascht stieg Detlef Fürst am Sonnabend aus dem Auto. "Ich war total baff. Damit habe ich nicht gerechnet", sagt er. Seine Reise als Postbote begann im April 1974. Im Laufe der Jahre hat er einige Geschichten gesammelt: "Ich könnte ein Taschenbuch über meine Erlebnisse schreiben."

Auf St. Pauli als Zusteller gearbeitet
Auch die Zeiten, die er als Zusteller auf St. Pauli verbracht hat, werden ihm unvergesslich bleiben: "Damals musste ich für jedes Paket noch kassieren", erinnert er sich. "Dann bin ich mit 18 auf der Reeperbahn in die Hinterhöfe gefahren und die Mädels haben immer gesagt: 'Na, Süßer, was hast du denn für mich?‘ Meine Güte, da habe ich aber Trinkgeld gemacht", erzählt er und lacht.
"Meine Kunden waren immer für mich da"
Aber Lüdingworth war immer das Steckenpferd des Zustellers. Und das war bei der Verabschiedung deutlich zu spüren. "Ich liebe meine Kunden. Die waren immer für mich da." So sei beispielsweise Hermann Janßen immer gleich zum Kühlraum gelaufen, wenn Detlef Fürst an heißen Tagen vorgefahren kam, und brachte ihm ein kühles Wasser.
"Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft sind mir sehr wichtig", sagt er. Schon früh sei ihm das im Elternhaus beigebracht worden. Seine Hilfsbereitschaft wurde einmal sogar lebensrettend, als er einem Kunden in Not half, der vor seinem Haus zusammenbrach. "Ich war gerade am Zustellen gewesen. Dann kippte er um und war bewusstlos", erinnert sich Detlef. "Er sagt mir heute noch, wie dankbar er mir ist."
Hilfsbereitschaft kam von allen Seiten
Seine erste Tour durch Lüdingworth machte er damals noch im VW-Käfer. "Als ich einmal in einer Schneeverwehung mit dem Auto im Graben lag, haben sie mich mit dem Trecker herausgezogen." Egal bei welchem Wetter - Detlef Fürst war immer unterwegs. "Meine Kunden waren meine Motivation." Auch von der Zeit ließ er sich nie stressen, ein nettes Wort musste immer sein. "Das Wohlfühlgefühl ist so wichtig im Leben", betont er. "Das sage ich auch immer meinen Kollegen.”

Wird er sein Nachfolger?
Kollege und Freund Timo Potzwa weiß: Bei der Arbeit wird ohne Fürst auf jeden Fall etwas fehlen. "Es war mir immer eine Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten", sagt er. Das Flair seines Kollegen möchte er weitergeben. "Es ist wichtig, für die Leute da zu sein." Der Wunsch, Timo Potzwa als Nachfolger für die Tour von Detlef Fürst zu bekommen, wurde im Lüdingworther Einwohnerkreis bereits oft geäußert.

Doch auch, wenn der pensionierter Zusteller keine Pakete mehr dabei hat, möchte er immer mal wieder vorbeikommen. Detlef Fürst verspricht: "Ich werde Lüdingworth immer im Auge behalten."