Polizei Cuxhaven: So tickt der neue Leiter des Einsatzbereichs
Jetzt ist Michael Hasselmann angekommen: am vermutlich letzten Ort in seiner beruflichen Laufbahn. In Cuxhaven will sich der Polizeidirektor in den Ruhestand verabschieden - nach vielen verschiedenen Stationen, die ihm alle etwas mitgaben.
Als Michael Hasselmann in der elften Klasse ein Praktikum bei der Polizei absolvierte, war für ihn klar: Er wird mal Polizist. "Ich bin Streife mitgefahren und das hat mich fasziniert", erinnert sich der heute 55-Jährige zurück. Sein Vater war bei der Post, sodass Hasselmann schon früh beigebracht bekam, dass eine Beamtenlaufbahn der richtige Karriereweg sein könnte. Doch die Schreibtisch- und Verwaltungsarbeit reizte ihn nicht: "Ich wollte etwas erleben."
Nach dem Fach-Abitur 1987 in seiner Geburtsstadt Aurich bewarb er sich bei der Polizei Niedersachsen für den mittleren Dienst. Dadurch fand er auch sein privates Glück: Er lernte seine Frau Petra kennen, die Tochter eines Schutzmanns aus Bad Bederkesa, die zum selben Ausbildungsjahrgang gehörte.
Die lustigste Anekdote aus der Polizei-Karriere
Nach Stationen in der Bereitschaftspolizei, im Streifendienst und einem dreijährigen Studium kam der Auricher nach Hagen im Bremischen - und erlebte dort "eine der schönsten Zeiten" seines Lebens. In der kleinen Polizeistation mit damals fünf Beamten "mussten wir alles machen", erzählt Hasselmann. Er lernte Land und Leute kennen - und erlebte seine vermutlich lustigste Anekdote aus der Polizei-Karriere: Der 55-Jährige erinnert sich an einen Sommer mit zahlreichen Pkw-Aufbrüchen am Uthleder See. "Wir müssen etwas dagegen machen", hätten er und seine Kollegen damals gesagt. So positionierte er sich an einem warmen Tag in einem Gebüsch - in sommerlicher Kleidung, um nicht aufzufallen - und beobachtete die Straße, an der die Autos parkten. Plötzlich sei er von einem Badegast energisch angesprochen und als "Spanner" beschimpft worden.
Von Hagen nach Cuxhaven und in Loxstedt wurde gebaut
Von Hagen aus ging es zur Jahrtausendwende zur Cuxhavener Inspektion, wo man Polizisten mit abgeschlossenem Studium fördern wollte. Hasselmann wurde im Personalbereich eingesetzt, begleitete mehrere Castor-Einsätze, sollte für Führungsarbeit aufgebaut werden. In dieser Zeit kaufte er mit seiner Frau Petra einen Bauplatz in Loxstedt, 1997 zogen die beiden ein, ein Jahr später wurde Sohn Julian geboren.
Zweifel an dem eingeschlagenen Weg
Doch dann kamen Hasselmann Zweifel, ob der eingeschlagene Weg der richtige für ihn ist. Mit dem Großteil der Führung, die er bis dahin erlebt hatte, konnte er sich nicht identifizieren. Er wusste, dass er früher oder später in eine ähnliche Position kommen würde. Doch die "harte Hand", mit der damals oft geführt worden sei, war nicht seins. "Ich bin ein Menschenfreund. Ich war mir nicht sicher, ob ich dem gewachsen bin", erzählt Hasselmann und sagt rückblickend. "Ich habe ein anderes Verständnis von Führung."
Der berufliche Umzug nach Geestland
Nach sechs Monaten im Behördenstab ging Hasselmann zurück in die Polizeiarbeit. Er wurde Dienstschichtleiter in Langen, koordinierte den Einsatz- und Streifendienst. 2005 wurde die Stelle für die Sachbearbeitung von Gefahrenabwehr und Umweltschutz in Cuxhaven ausgeschrieben, auf die sich der gebürtige Auricher bewarb. Es folgte eine "hervorragende Zusammenarbeit" mit dem damaligen Leiter Einsatz Thomas Simson.
Masterstudium an der Deutschen Polizeihochschule
Doch Ende 2006, eines Abends auf dem heimischen Sofa, fragte seine Frau ihn, ob er es sich nicht doch vorstellen könne, die Laufbahn im gehobenen Dienst einzuschlagen, weil sie das Potenzial in ihm sah. Hasselmann konnte es sich vorstellen. Er bekam einen der fünf landesweiten Studienplätze. Es ging nach Oldenburg. Ab Sommer 2008 folgte das Masterstudium für den gehobenen Dienst in Nienburg und Münster.
Dozentin an der Hochschule Bremen
2010 wurde er Polizeirat und Leiter des Polizeikommissariats Nordenham - während seine Frau nach einem berufsbegleitenden Studium der Kriminologie promovierte, 2017 die Polizei verließ und Professorin an der Hochschule Bremen wurde.
Polizeistrategie sorgt für Neuanfang
Hasselmann selbst hingegen ging 2016 ins Innenministerium Hannover, als Referent für Strategie war er für die Landesstrategie der Polizei Niedersachsen verantwortlich. Ausschlaggebend für seine Entscheidung war die Landesstrategie aus dem Jahr 2013. "Die war anders als alles, was wir vorher hatten, hat eine Richtung vorgegeben. Es war erstmals eine Strategie, die den Namen auch verdient hatte." An der neuen Ausrichtung wollte er mitwirken.
Wechsel aus dem Innenministerium
Nach sieben Jahren im Landespolizeipräsidium als Referent für Strategie und Führung ergab sich jetzt die Möglichkeit, nach Cuxhaven zurückzukehren: Hasselmann ist der neue Leiter des Einsatzbereichs in der Polizeiinspektion. Der Polizeidirektor muss die Einsatzlage im Alltag und Sondereinsatzlagen wie das Deichbrand-Festival managen, ist verantwortlich für die Verfügungseinheit und auch den Verkehrsbereich. Er übernimmt die Verantwortung für rund 100 Mitarbeiter.
Vermittlung "zwischen zwei Welten"
Der Generationenwandel werde ihn fordern, prophezeit der 55-Jährige. Dadurch, dass die Babyboomer-Generation aus dem Polizeidienst allmählich ausscheide und zahlreiche junge Kräfte nachrücken, komme es zu einem Wertewandel. "Sie ticken anders. Das finde ich erfrischend, aber es verlangt Veränderungsbereitschaft", betont Hasselmann. Er müsse "zwischen zwei Welten vermitteln".
Ist der 55-Jährige nicht im Polizeidienst, treibt er gerne Sport (Laufen und Radfahren) und liest. Doch auch die Musik hat es ihm angetan: Hasselmann spielt leidenschaftlich gern Klavier, war zwischen 1986 und 2008 als Keyborder in Pop-Rock-Cover-Bands aktiv.
Ein zufriedener Mensch
"Ich würde nichts anders machen. Ganz sicher", resümiert der Polizeidirektor. "Ich bin ein extrem zufriedener Mensch - beruflich wie privat. Wenn ich zurückschaue, kann ich immer sagen: Das war eine tolle Zeit, da habe ich mich richtig entschieden."
Pensionierung in Cuxhaven?
Rückblickend sagt Hasselmann: "Die Polizei bietet zu viel Verschiedenes, um irgendwo zu bleiben." Länger als sieben Jahre hielt es den 55-Jährigen nirgendwo. Genau sieben Jahre hat er noch bis zur Pensionierung. Dass er bis dahin noch einmal seinen Arbeitsort wechseln wird, kann er sich nicht vorstellen.