
Grippewelle im Landkreis Cuxhaven nicht in Sicht - aber Vorsicht angebracht
Cuxhaven. Vor wenigen Tagen hat das Robert-Koch-Institut offiziell den Beginn der Grippesaison 2022/23 erklärt. Während andere Regionen schon steigende Fallzahlen erkennen, sind im Landkreis Cuxhaven erst neun Influenza-Fälle bekannt geworden.
Im vergangenen Jahr hatten die Corona-bedingten Hygienemaßnahmen die sonst saisontypische Grippewelle verhindert. Aber es gibt sie noch: Wir haben uns bei Dr. Kai Dehne, dem Leiter des Gesundheitsamts des Landkreises Cuxhaven, erkundigt, welche Vorbeugungsmaßnahmen er für sinnvoll hält und ob er angesichts des oft vermuteten durch die Corona-Jahre "ungeübten" Immunsystems heftigere Grippe-Infektionen erwartet. Seit Anfang Oktober seien im Kreis neun Influenza-Labornachweise eingegangen, die meisten davon bereits im Oktober, so Dehne. Einen ansteigenden Trend könne er derzeit nicht sehen.
Grippeimpfung kann vor schweren Verläufen schützen
Als besten Schutz gegen Grippe sieht der Arzt nach wie vor die Schutzimpfung an. Zwar bietet auch diese keinen hundertprozentigen Schutz, aber Untersuchungen zeigten, dass regelmäßig geimpfte Personen, die dennoch an Grippe erkranken, weniger schwere Krankheitsverläufe hätten. Dehne: "Die Grippeimpfung muss jedes Jahr wiederholt werden, da der Impfstoff immer wieder an die aktuell zirkulierenden Influenzaviren angepasst wird."
Gleichzeitige Impfung ist möglich
Gegen die Idee, sich gleichzeitig die Schutzimpfung gegen Grippe und diejenige gegen Corona abzuholen, hat er grundsätzlich nichts einzuwenden: "Das kann sinnvoll sein - auch, um die Termine beim Arzt zu verringern. Sofern eine Indikation zur Impfung sowohl für Influenza als auch COVID-19 besteht, können die Impfstoffe gleichzeitig verabreicht werden. Dieses Vorgehen empfiehlt auch die Ständige Impfkommission."
Die Gruppen, die ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, sind bei Influenza und COVID-19 sehr ähnlich: Insbesondere sind ältere Menschen ab 60 Jahren und Menschen mit Grunderkrankungen gefährdet. Die STIKO empfiehlt die Grippe Impfung für:
- Personen ab 60 Jahren
- Menschen mit chronischer Grunderkrankung
- Schwangere
- Bewohner von Alten- und Pflegeheimen
- Medizinisches Personal
- Personen in Einrichtungen mit umfangreichen Publikumsverkehr
- Kontaktpersonen von Menschen mit bestimmtem Risiko (Kokonstrategie)
Hygienemaßnahmen sind immer sinnvoll
Dehne weiter: "Mit einigen einfachen Schutzmaßnahmen kann man die Ansteckungsgefahr schon vermindern: Es wird empfohlen, sich häufig und gründlich die Hände zu waschen. Man soll so wenig wie möglich mit den Händen an die Augen, den Mund und die Nase fassen, um eine Aufnahme von Viren über die Schleimhäute zu verhindern." Für eine Impfung gegen Influenza sei es noch nicht zu spät. Nach der Impfung dauere es ungefähr zwei Wochen, bis sich der Impfschutz aufgebaut habe.
Ob er in diesem Jahr wegen des "ungeübten" Immunsystems mit einer heftigeren Welle rechne? "Das kann passieren, muss aber nicht", so Dehne. "Dadurch, dass es weniger COVID-19- Schutzmaßnahmen gibt, können sich natürlich auch die Influenzaviren wieder leichter ausbreiten. Dazu kommt, dass sich eventuell der Immunschutz gegen Grippe verringert hat, weil die Bevölkerung in den letzten zwei Jahren viel weniger mit Influenzaviren in Kontakt gekommen ist und so keine Immunität ausbilden konnte." Aber auch das Virus selber habeeinen Einfluss darauf, wie eine Grippewelle verlaufe: Das Influenzavirus verändere sich stetig. Diese Veränderungen spielten eine Rolle dabei, wie schwer die Grippewelle werde. Es sei derzeit noch zu früh, um zu sagen, welche Virusvariante für den Winter 2022 /23 bei uns dominant sein werde.
Schlagartig schwer krank
Grippe oder Corona - gebrauchen kann man beide nicht. Aber was ist das Charakteristische einer Grippe-Infektion? "Bei einer echten Grippe treten die Symptome - im Gegensatz zu einer schweren Erkältung - typischerweise ganz plötzlich auf: mit hohem Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Erkrankten fühlen sich sehr schwach. Bei einem unkomplizierten Verlauf halten die Beschwerden etwa fünf bis sieben Tage an. Manche Erkrankte haben allerdings kein Fieber. Bei einem komplizierteren Verlauf kann es auch mehr als vier Wochen dauern, bis man wieder gesund ist", so die Erfahrung des Mediziners. Ähnliche Symptome könne auch das Corona-Virus hervorrufen. Gewissheit, ob eine Covid-19-Erkrankung vorliegt, gebe nur der Corona-Test.
Eine gesetzliche Pflicht zur Isolation wie derzeit bei der Covid-Erkrankung gibt es bei Grippe nicht. "Für alle Grippekranken gilt jedoch: Bettruhe einhalten, viel trinken und die Krankheit gründlich auskurieren," rät Dehne. Erkranke sollten aber darauf achten, ihr Umfeld nicht anzustecken. Das heißt: Husten in ein Taschentuch oder die Armbeuge anstatt in die Hand, regelmäßig lüften und zu Hause bleiben - bis die Grippe auskuriert ist.
Für Schwangere, Ältere oder Menschen mit einer chronischen Grunderkrankung könne eine Grippe besonders schwer verlaufen und auch zu Folgeerkrankungen, beispielsweise einer Lungenentzündung, führen. Grundsätzlich sei der Besuch bei Hausarzt oder -ärztin immer zu empfehlen, wenn ein starkes Krankheitsgefühl bestehe oder sich die Symptome nach ein paar Tagen nicht besserten.