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FOTOS: MUSEUM WINDSTÄRKE 10
Ungewöhnliche
Mitarbeiter
für „Windstärke 10“
Neu im Museum: Kuddel (l.) und sein Kollege Hans.
Wie kann es gelingen, Menschen
aus dem Binnenland die harte
Arbeit an Bord der Fischdampfer
und in den Fischfabriken an Land
näherzubringen? Diese Frage stellte sich
nicht nur in der Planungsphase des Museums
„Windstärke 10“: Sie bestimmt
auch heute noch die Arbeit der wissenschaftlichen
Mitarbeiterinnen des Museums,
wenn sie über neue Attraktionen
für ihre Ausstellung nachdenken.
„Die Arbeit an Bord der Fischdampfer früher
war so hart, dass wir uns das heute
kaum noch vorstellen können“, sagt Museumsleiterin
Dr. Jenny Sarrazin. Wer
im Museum die Abteilung zur Großen
Hochseefischerei besucht, der bekommt
zumindest eine Ahnung von den Bedingungen
an Bord der Fangschiffe im
Nordatlantik. Das nachgebaute schräge
Deck eines Fischdampfers verweist auf
die hohen Wellen, mit denen Schiff und
Besatzung fast ständig zu kämpfen hatten.
Und die hinterleuchtete Fotowand
der Abteilung vermittelt das Gefühl,
von windgepeitschtem Meer umgeben
zu sein. Trotzdem war Dr. Sarrazin noch
nicht zufrieden: „Das Deck war noch zu
aufgeräumt, es fehlte das Leben.“
Seit einigen Wochen ist das anders.
Denn seitdem hat Kuddel einen festen
Platz auf dem Fangdeck. Kuddel ist ein
gestandener Fischdampfermatrose mit
wettergegerbtem Gesicht. Die Falten, der
Gesichtsausdruck, die Poren der Haut,
die kräftigen Hände: Man kann kaum
glauben, dass einem da kein wirklicher
Mensch, sondern eine Figur aus Silikon
gegenübersteht. Breitbeinig steht Kuddel
in einem ganzen Haufen von Kabeljau.
Einen davon schlitzt er gerade
mit seinem Messer auf. Sein Ölzeug hat
beim Schlachten schon ein paar Blutspritzer
abbekommen, und auch sonst
sehen „Kuddel“ und sein Arbeitsumfeld
täuschend echt aus. „Das Schlachten war
eine langwierige und anstrengende Arbeit“,
so Jenny Sarrazin, „und der ständige
Umgang mit Blut und Fischschleim
ist sicherlich nicht jedermanns Sache.“