
Der Historische Kornspeicher
Ein Bürgerprojekt, von dem eine ganze Region profitiert
Unsere Gesellschaft beginnt
gerade zu erahnen,
welchen Herausforderungen
sie zukünftig durch
den demografischen Wandel
ausgesetzt sein wird. Rückgang
der Einwohnerzahlen auf den
Dörfern und eine dramatische
Veränderung der Altersstruktur
werden das Leben bereits in
naher Zukunft verändern. Politiker,
Verwaltungen, aber auch
Gewerbetreibende und Einwohner
sind dringend gefragt, mit
kreativen Ideen dem Trend entgegenzuwirken.
Im strukturschwachen Norden
des Landkreises Stade wollen
sich die Bürger nicht kampflos
mit der Entwicklung abfinden.
Großer Besucherandrang bei der letztjährigen Apfelsaisoneröffnung.
Die Samtgemeinde Nordkehdingen
unter Leitung von Bürgermeister
Edgar Goedecke
arbeitet an Zukunftsstrategien,
mit deren Hilfe die fünf Dörfer
auch in den nächsten Jahrzehnten
noch als Wohnorte attraktiv
sind. Unabhängig von der Initiative
aus dem Rathaus gibt es
einige nennenswerte Bürgerprojekte,
die als „Mosaiksteine“ für
mehr Lebensqualität in den Dörfern
sorgen. Zu diesen gehört
der Historische Kornspeicher
in Freiburg/Elbe. Im Jahr 2004
bewahrten engagierte Bürger
das 260-jährige denkmalgeschützte
Haus vor dem Abbruch.
Aus der anfänglichen Initiative
entstand ein Verein, der
das Haus erwarb und mit Hilfe
vieler Förderer bis zum Sommer
2014 sanierte.
Seit Abschluss der Sanierung
betreibt der Förderverein Historischer
Kornspeicher Freiburg
mit seinen 752 Mitgliedern den
Kornspeicher als soziokulturelles
Zentrum. Die Nutzer des
Hauses spiegeln die Gesellschaft
wider und finden dort die Möglichkeit
zum gegenseitigen Austausch
und zum gemeinsamen
Genuss eines vielseitigen Kultur-
und Unterhaltungsprogramms.
Damit erfüllt der Speicher eine
wertvolle soziale Funktion und
wirkt in Zeiten zunehmender
Individualisierung einer Vereinsamung
entgegen. In über 240
Veranstaltungen sind sich seit
Herbst 2014 Menschen begegnet,
haben gemeinsam gefeiert,
Kultur genossen und miteinander
kommuniziert. Im Jahr 2016
und 2017 sind direkt oder indirekt
durch den Speicher jeweils
etwa 10.000 Menschen ins Haus
beziehungsweise zu den Außenveranstaltungen
gekommen.
Für 2018 wird erwartet, dass
die Vorjahrszahlen noch einmal
übertroffen werden.
Auch aus wirtschaftlicher Betrachtung
ist dieses Bürgerprojekt
von Bedeutung. Durch die
Speichersanierung ist der größte
Teil der Investitionssumme in
Höhe von rund 1,4 Millionen
Euro an in der Region beheimatete
Betriebe geflossen. Das
heißt, Arbeit für die Betriebe
und Geld, das über die Arbeitnehmer
zu einem großen Teil
wieder unmittelbar in den regionalen
Wirtschaftskreislauf floss.
Heute beschäftigt der Kornspeicher
Personal, das seinen
Lohn hier ausgibt und am Ort
wohnt. Vom laufenden Betrieb
profitieren das Lebensmittelgewerbe,
Übernachtungsbetriebe,
Caterer, Tourismus und
das Handwerk. Jährlich fließen
durch den Speicherbetrieb ca.
100.000 Euro in den regionalen
Wirtschaftskreislauf. Ohne
laufende Unterstützung durch
die Gemeinden und Landkreis
findet hier aktive Strukturförderung
statt.
Mit dem Kornspeicher in Freiburg
hat der Nordkreis einen
Baustein, der Leben in die Region
bringt, die Lebensqualität in
den Dörfern erhöht und so ganz
nebenbei etwas zur Stärkung der
Wirtschaft beiträgt. Vielleicht
gelingt es den Nordkehdingern,
mit vielen bunten und interessanten
weiteren Bausteinen die
Zukunft ihrer Dörfer zu sichern.
Veranstaltungen:
Freitag, 13. April, ab 19.30 Uhr: Reisevortrag „The long way
home - Kurs West!“
Freitag, 20. April, ab 20 Uhr: Konzert mit „Common Mind“
Sonnabend, 12. Mai, ab 20 Uhr: Konzert mit „Elbsand“
Sonnabend, 4. August : Lichterfest
Donnerstag, 13. September: Niedersächsische Musiktage
Sonnabend, 6., und Sonntag, 7. Oktober: Kornspeichermarkt
Sonntag, 9. Dezember: Adventsmarkt
Historischer Kornspeicher Freiburg (Elbe), Elbstraße 2,
21729 Freiburg (Elbe); Telefon (04779) 89944-77;
www.kornspeicher-freiburg.de
32 OSTELANDMAGAZIN 2018