40 Jahre "Schleuse" im Landkreis Cuxhaven - Film im Kino zeigt bewegende Geschichten
Im Bali-Kino Cuxhaven lief ein Film, der berührte: Zum 40-jährigen Bestehen zeigt der Verein "Die Schleuse", wie er Jugendlichen seit Jahrzehnten neue Chancen eröffnet - unterstützt vom Lions Club Land Hadeln und vielen Wegbegleitern.
"Ich hab' das alles nicht gemacht, weil ich gestört bin oder so. Sondern weil das zu der Zeit richtig war." Die junge Frau, die auf der Leinwand im Cuxhavener Bali-Kino spricht, ist eine ehemalige betreute Teilnehmerin der Schleuse.
Der Jugendhilfeverein feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen - und dafür wurde ein Film gedreht, der im Bali-Kino gezeigt wird. Die Einladung: eine Kinokarte. Vorab gibt es Popcorn und Tacos - ganz wie im echten Kino. Möglich gemacht hat den Film der Lions Club Land Hadeln. Während die jungen Menschen - die Hauptdarsteller des Films, sprechen, ist es ganz still im dunklen Kinosaal.
Vorab begrüßte Alexandra Wischnewski, 1. Vorsitzende von "Die Schleuse", die Gäste im großen Kinosaal. Auch Landtagsabgeordneter Oliver Lottke, der 1. Kreisrat des Landkreises Cuxhaven Friedhelm Ottens und die ehemalige Leiterin Renate Sturm sprachen zu den Anwesenden. Zuletzt trat Timm Esemann, Einrichtungsleitung, an das Mikrofon. "Insgesamt wurden 11.501 Weisungen seit der Gründung von der Schleuse durchgeführt", erklärte er in seiner Rede. Mehr als nur eine Zahl. 11.501 jungen Menschen wurde eine helfende Hand gereicht.
Vom alleinerziehenden Vater zur Patchwork-Familie
Renate Sturm beschreibt die Schleuse als junge Dame, die ihre Pubertät ohne große Blessuren überstanden habe. Großgezogen worden sei sie von Joost Dröge, dem ersten Leiter des Vereins. "Wie ein alleinerziehender Vater musste er für vieles kämpfen." Heute sei die Schleuse eine Patchwork-Großfamilie mit vielen Unterstützerinnen und Unterstützern.
Gegründet wurde der Jugendhilfeverein 1985 von Akteuren der Justiz, des Landkreises, der Stadt Cuxhaven und Fachleuten der Jugendhilfe - darunter Norbert Struve, Rudolf Zimmermann, Joost Dröge, Heike Helberg-Struve und Renate Sturm. Ziel war es, straffällig gewordenen jungen Menschen Alternativen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen zu bieten - nach dem Motto "Helfen statt Strafen", wie Timm Esemann im Gespräch mit unserem Medienhaus erläutert.

Heute führt "Die Schleuse" im Landkreis Cuxhaven und für die Amtsgerichte Otterndorf, Cuxhaven und Geestland alle Maßnahmen der ASA (Ambulante Sozialpädagogische Angebote nach dem Jugendrecht) durch. Zusätzlich bietet die Einrichtung OGGS (Offensive-Gegen-Gewalt-Schule) für Kinder, Jugendliche und Familien an. Aktuell betreuen sechs pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie zwei Werkstattleiter jährlich rund 400 Weisungen im ASA-Bereich und etwa 25 Familien im Rahmen der OGGS.
Stimmen aus dem Film
Im Film selbst kommen neben den Gründungsmitgliedern auch die jungen Menschen zu Wort, die von der Schleuse betreut wurden. Gedreht wurde im Café Schleuse in Altenbruch - dort, wo vor 40 Jahren die ersten Ideen zur Vereinsgründung entstanden -, außerdem im Amtsgericht Otterndorf und in der Werkstatt der Schleuse.
Eine junge Frau blickt im Film zurück auf ihre Zeit in der Schleuse, auf Diebstähle und Drogen. Zu Hause habe es nie Geld gegeben. "Es war peinlich", sagt sie offen. Die Schleuse habe ihr geholfen - und sie sei dankbar für die Zeit. Dank der erlebnispädagogischen Angebote wie dem Schmiedeprojekt, dem Musikprojekt oder den Sommerfreizeiten sei sie auch mal von zu Hause herausgekommen.
"Wir wollten die Welt verändern - und das haben wir ja auch geschafft", sagt Gründungsmitglied Joost Dröge rückblickend auf die letzten 40 Jahre der Schleuse. "Jeder Jugendliche hat die Welt verändert, wenn er nicht mehr straffällig geworden ist."