Hausarztpraxis in Bülkau schließt: So sieht es mit der Nachfolge aus
Eine bittere Pille für die Gemeinde und die Patienten. Ende Juni schließt die Hausarztpaxis von Dr. Lutz Wiebusch. Der 75-Jährige anerkannte Arzt geht in den wohlverdienten Ruhestand. Viele Bemühungen um eine Nachfolge blieben bisher erfolglos.

Am Sonnabend gaben Dr. Wiebusch und sein Team die Nachricht per Anzeige in der Niederelbe-Zeitung die Schließung bekannt und dankten ihren Patienten für langjähriges Vertrauen. Nach 37 Jahren Praxistätigkeit als Landarztr in Bülkau geht der Allgemeinmediziner in den verdienten Ruhestand. Leicht fällt es Familie Wiebusch nicht. Schließlich bedeute dies einen wichtigen Lebensabschnitt. Sie bittet um Verständnis für diesen Schritt und hofft, dass alle ihre Patienten eine neue Praxis finden werden. Und sie bitten um respektvollen Umgang. Aus gutem Grund: Denn nach Bekanntwerden der anstehenden Schließung habe es sogar verbale Entgleisungen und Beschimpfungen gegenüber dem Praxisteam gegeben. Auch Bürgermeister Schmitz bedauert sehr, dass es demnächst keine Hausarztpraxis in Bülkau geben wird - aber er bittet die Leute, mit diesem Thema sachlich umzugehen und in Hinsicht auf das Alter und den Gesundheitszustand des Arztes Verständnis zu zeigen.
Intensive Bemühungen um Nachfolge
In den zurückliegenden zehn Jahren, davon intensiv in den letzten zwei Jahren, habe man sich aktiv um eine Nachfolgeregelung bemüht, erklärte Heike Wiebusch gegenüber unserem Medienhaus. Das blieb allerdings ergebnislos, ebenso wie letzten Endes ein Einschalten der Gemeinde. Bürgermeister Schmitz unterstrich: ",Wir haben alles versucht." Es habe Gespräche sowohl mit einem Investor für ein Ärztehaus gegeben als auch mit der Kassenärztlichen Vereinigung - und mit der Familie Wiebusch ohnehin. Heike Wiebusch bedauert die Schließung und Abmeldung vom Kassensitz sehr, sie vermutet: "Es will wohl keiner mehr aufs Land und Verantwortung tragen. An uns jedenfalls hat es nicht gehakt."
Bis vor zwei Wochen hatte es noch so ausgesehen, dass sich vielleicht doch noch eine gute Lösung abzeichnet. Eine Ärztin zeigte Interesse an der Praxisübernahme. Perspektivisch gibt es sogar einen weiteren interessierten Arzt, der allerdings noch die nächsten Jahre bei der Bundeswehr unter Vertrag steht.
Familie Wiebusch hatte sich bereit erklärt, dass in ihren Räumen erst einmal weiter praktiziert werden könne, bis die Gemeinde ein eigenes Ärztehaus auf den Weg gebracht hätte. Aber die Ärztin beschloss dann doch, vom Wagnis Selbstständigkeit Abschied zu nehmen und sich dagegen zu entscheiden. Und der beruflich gebundene Arzt hätte zwar Interesse, wenigstens stundenweise zu praktizieren. Aber er kann dies aus rechtlichen Gründen nicht tun.
Sören Rievers von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachse in Stade teilte auf Nachfrage dazu schriftlich mit: "Der interessierte Mediziner der Bundeswehr könnte stundenweise in Bülkau tätig werden. Er müsste lediglich eine gewisse Mindeststundenanzahl vor Ort erbringen, damit auch ein anteiliger Arztsitz dort verbleiben kann. Dies würde aber den Nebentätigkeitsumfang übersteigen, der durch die Bundeswehr akzeptiert werden würde. Somit besteht diese Option leider nicht." Und weiter heißt es seitens der KVN, dass sie den Sitz von Dr. Wiebusch bereits zwei Mal ausgeschrieben habe, aber es nur die beiden vorgenannten Interessenten gab. Wenn sich nicht doch noch kurzfristig eine andere Lösung abzeichnet, bedeutet es das Aus der medizinischen Versorgung im Ort - und darüber hinaus.
Patienten über Bülkau hinaus
Dr Wiebusch ist ein ebenso engagierter wie geschätzter Mediziner, dessen Patienten auch aus dem Sietland, Cadenberge und Wingst in seine Praxis nach Bülkau kommen. Bülkau Bürgermeister Schmitz hat die Hoffnung noch nicht ganz begraben. Er meinte:: "Es muss doch möglich sein, dass der Hausarztsitz erhalten bleibt.." Die KVN zeigte dabei wenig Chancen auf. Dort hieß es: "Wenn ein Arzt bzw. eine Ärztin nicht mehr tätig ist und auch mit keiner (zeitnahen) Wiederaufnahme der Tätigkeit gerechnet werden kann, wird ein Zulassungsentziehungsverfahren eingeleitet."