
Eltern in Aufregung: Wird der Hort in Otterndorf 2026 geschlossen?
Ab August 2026 gilt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Die Samtgemeinde Land Hadeln bereitet sich darauf vor und will das Angebot in den Schulen ausbauen. Aber was bedeutet das für den Hort in Otterndorf?
Eigentlich geht es im Otterndorfer Hort an der Schleusenstraße immer sehr fröhlich zu. Doch seit einigen Wochen hängt ein Gefühl von Unsicherheit wie ein Damoklesschwert über den Kindern, Eltern und den Erzieherinnen und Erziehern. "Die Sorgen bei uns sind groß, und das Ganze ist für alle sehr unverständlich", sagt DRK-Einrichtungsleiterin Katrin Meyn.
Auslöser für die Beunruhigung ist die Diskussion um ein mögliches Ende des Hort-Angebots in der Medemstadt. Hintergrund: Wenn im Sommer 2026 der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter bundesweit in Kraft tritt, könnte der Hort zum sprichwörtlich toten Pferd werden, auf das niemand mehr setzen will.

Zwar ist noch keine Entscheidung zur Zukunft des Otterndorfer Horts gefallen, die Politik erteilte der Verwaltung vor dem Hintergrund der angespannten finanziellen Lage der Samtgemeinde Land Hadeln aber einen Prüfauftrag: "Im Zuge der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf eine Ganztagsbetreuung im Bereich der Grundschulen sind die aktuellen Hort-Angebote zu prüfen", heißt es in einem Antrag der SPD/Grünen/Kurschat-Gruppe.
Eine erste Prüfung hat nun stattgefunden. In einer Sitzungsvorlage für den Ausschuss für Jugend, Soziales und Senioren, der am Donnerstag (4. September 2025) öffentlich tagt, warnt die Verwaltung "aufgrund der kontinuierlich steigenden Zuschussbeträge und vor dem Hintergrund der defizitären Haushaltslage der Samtgemeinde Land Hadeln" davor, zwei parallele Betreuungssysteme aufrechtzuerhalten. Sie verweist auf andere Kommunen im Landkreis Cuxhaven, wo das Ganztagsschulangebot bereits mehrheitlich durch die Grundschulen gewährleistet werde. Zuletzt habe der Rat der Gemeinde Beverstedt die Schließung der dortigen Horte beschlossen.

Hort bereitet sich auf Wiedereinzug in Grundschule vor
Bei den Eltern haben die Gerüchte um eine drohende Schließung des Horts, der sich nach fünf Jahren der Provisorien auf den Wiedereinzug an den alten Standort in der Otterndorfer Grundschule vorbereitet, Unglauben ausgelöst. "Zahlreiche Arbeitsstunden und Gelder wurden von diversen Beteiligten investiert, um die notwendigen Voraussetzungen und Ausstattungskriterien zu besprechen", sagt die Otterndorferin Stefanie Rieper.
Auf einer eigens einberufenen Versammlung am 18. August hatten sich die Eltern von den anwesenden Politikern Worte der Entwarnung erhofft. Doch die kamen nicht. "Von den Entscheidern wurde ganz klar die Position bezogen, dass es ab 2026 kein paralleles Fortbestehen der Ganztagsschule an der Grundschule und des Horts geben soll", so Stefanie Rieper.

Aus ihrer Sicht würde der Wegfall des Horts ein großes Defizit für die Eltern, aber vor allem auch für die 72 Kinder bedeuten, die aktuell im Hort betreut werden. Im Gegensatz zur Ganztagsschule biete der Hort "ein flexibles, individuell auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmtes Konzept von pädagogisch ausgebildeten Erziehern mit regelmäßigen Elterngesprächen."
Mit einer möglichen Schließung des Horts seien viele offene Fragen verbunden. "So ist nicht geklärt, wie die Ferienbetreuung ab dem Sommer 2026 geregelt werden soll und auch nicht, was mit den Kindern ist, die mit der fünften Klasse nicht mehr in die Ganztagsbetreuung der Grundschule gehen können, für die nach dem Gesetz durch die Eltern aber weiterhin Aufsichtspflicht besteht", meint Stefanie Rieper. Sie befürchtet außerdem, dass es Qualitätsabstriche in der Betreuungsarbeit und Einschränkungen bei den Betreuungszeiten geben wird.
Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule betont auf Anfrage unserer Redaktion, dass die konzeptionellen Überlegungen für den Ganztag an der Grundschule Otterndorf ab August 2026 "selbstverständlich noch zu erarbeiten sind". Aber schon jetzt biete die Otterndorfer Grundschule an vier Tagen in der Woche "eine qualitativ hochwertige Betreuung" am Nachmittag an. Was eine Betreuung in den Ferienzeiten betrifft, würden bereits Gespräche mit dem Landkreis Cuxhaven laufen.
Welche Auswirkungen die Ganztagsbetreuung an der Grundschule Otterndorf konkret auf den Hort haben wird, soll mit den Entscheidungsträgern, den Eltern und weiteren Verantwortlichen gemeinsam geklärt werden, sagt Thielebeule. "Hierzu bedarf es aber auch noch landesseitig einiger Informationen zur Umsetzung des Rechtsanspruchs sowie zur Finanzierung dieser Angebote."