Am Otterndorfer See Achtern Diek kam es zu Mäharbeiten, bei denen drei Igel getötet wurden. Das Areal wurde weitflächig abgemäht, wie auf den Fotos zu erkennen ist. Foto: privat
Am Otterndorfer See Achtern Diek kam es zu Mäharbeiten, bei denen drei Igel getötet wurden. Das Areal wurde weitflächig abgemäht, wie auf den Fotos zu erkennen ist. Foto: privat
Naturschützer schlagen Alarm

"Völlig geschockt und entsetzt": Drei Igel bei Mäharbeiten in Otterndorf getötet

von Bengta Brettschneider | 09.12.2025

In Otterndorf (Kreis Cuxhaven) wurden bei Mäharbeiten drei Igel geschreddert. Die Reaktionen darauf fallen drastisch aus. Das Töten der Tiere, die unter Naturschutz stehen und vom Aussterben bedroht sind, ist strafbar.

Auf dem Weg vom Krämerhaus Richtung Hundewiese am See Achtern Diek in Otterndorf lagen sie: drei geschredderte Igel. Sie müssen in ihrem Winterschlaf von den Mäharbeiten überrascht worden sein. Gefunden wurden sie von gleich mehreren Otterndorfern und auch Gästen der Stadt, die daraufhin Kontakt zur Igelhilfe aufnahmen. Dazu liegen cnv-medien.de Informationen vor.

In Niedersachsen stehen Igel auf der Roten Liste, da sie vom Aussterben bedroht sind. Das Töten der Tiere ist verboten und die Strafen bei Verstößen können bis zu 60.000 Euro betragen - pro Igel. Drei Anzeigen wurden nach bisherigen Informationen der NEZ/CN-Redaktion bereits gestellt.

Nach Infos, die cnv-medien.de vorliegen, wusste die Gartenbau-Firma von den Tieren. Die Optik der Nester im hohen Gras war ihnen aber scheinbar nicht bekannt. Ob eine Begehung mit der unteren Naturschutzbehörde stattgefunden hat, ist unklar. Die Firma wollte sich nicht zu dem Vorfall äußern und verwies auf ihren Auftraggeber, den sie ebenfalls nicht benennen wollte.

Die Igel müssen sich im Winterschlaf befunden haben. "Es war hauptsächlich noch die zerstückelte Außenhülle. Daraus konnte man schließen, dass diese Reste aus dem Mähwerk der Mähmaschine gefallen sein mussten", erzählt die Otterndorferin Bettina Joppien. Foto: privat

"Geschockt und entsetzt" - eine Otterndorferin reagiert

Karl Behn, 1. Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Cuxhaven, erklärt: "Wenn nicht sicher ist, ob sich Tiere in der Fläche befinden, darf nicht gemäht werden." Behn ergänzt: "In Cuxhaven sind die Mäharbeiten aktuell eingestellt. Außerdem lassen sich Mähwerke so einstellen, dass Igel nicht verletzt werden. Auch Spürhunde können helfen, Tiere zu orten." Normalerweise bekomme der Nabu oder die Igelhilfe eine Information vor den Mäharbeiten. Diese würden dann vor Ort nach Tieren suchen und sie sichern.

Auch eine Otterndorferin meldete sich zu dem Vorfall bei cnv-medien.de. Bettina Joppien ging am Freitag (5. Dezember 2025) mit ihrem Mann und ihrem kleinen Hund um die Seen im Otterndorfer Ferienpark spazieren. Mitten auf dem Weg fanden sie dann die geschredderten Igel. "Es war hauptsächlich noch die zerstückelte Außenhülle. Daraus konnte man schließen, dass diese Reste aus dem Mähwerk der Mähmaschine gefallen sind. Rundherum war alles komplett kurz gemäht - das Schilf bis kurz vor die Wasserkante. Wir waren völlig geschockt und entsetzt", äußerte sie sich.

Am See Achtern Diek wurde die Fläche weitläufig gerohdet. Foto: privat

Schon seit vielen Jahren regt sie sich über den Kahlschlag auf, der dort im November und Dezember betrieben werde. Oft habe sie die Arbeiter angesprochen. "In Anglerhosen standen sie im Wasser und haben mit Sensen das Schilf im Wasser geschnitten." Als Antwort habe sie bekommen, dass 'man sie halt beauftragt habe' - und die Touristen dies so wollen würden. "Die grüne Stadt am Meer kann man das irgendwann nicht mehr nennen", gibt Joppien zu bedenken.

Ein Igel in seinem natürlichen Lebensraum: Naturschützer fordern mehr Schutzmaßnahmen, um das Überleben dieser bedrohten Art zu sichern. Foto: Patrick Pleul/dpa

Ein Vorfall, der hätte verhindert werden können

"Ein einmaliges Durchgehen durch das hohe Gras hätte genügt", betont Steffanie Röse von der Igelhilfe. "Winterruhe findet nicht nur in Büschen oder Hecken statt, sondern auch im hohen Gras." Die Nester der Igel bestehen aus Stroh, Moos und Blättern und sind rund geformt. Die Igel darin sind deutlich zu sehen.

Aus Cuxhaven habe die Igelhilfe bereits Anfragen erhalten, zum Absuchen von Geländen, bevor dort gerodet oder gebaut wird. So konnten bereits fünf Igel gerettet werden, die jetzt in der Igelhilfe überwintern. Auch ein "Igel-Spürhund" kommt dabei zum Einsatz, der anzeigt, wo Tiere liegen. Die Igelhilfe ist gerade dabei, auch einen zweiten Hund auszubilden.

Igel benötigen Unterstützung aus der Bevölkerung

"Im Frühjahr setzen wir die Igel wieder in Gärten aus, in denen sie Nester bauen können und sie auch gefüttert werden." Eine ganzjährige Zufütterung sei mittlerweile nötig, da Insekten als Nahrung stark zurückgegangen seien. Bereits 70 Prozent der Insekten, die von Igeln verzehrt werden, seien ausgestorben, so Stefanie Röse.

Sie fügt hinzu: "Wilde Gärten sollte man belassen, wie sie sind. Den Tieren helfen Laubhaufen, in die sie sich zurückziehen können. Rührei oder Katzenfutter ist ein geeignetes Futter für den Igel." Igelfutter empfiehlt Röse hingegen nicht. Sie warnt: "Die Rote Liste 2024 zeigt, dass der Braunbrustigel vor dem Aussterben bedroht ist. Ohne Schutzmaßnahmen wird der Bestand weiter sinken und unsere Enkel werden keine Igel mehr haben."

Die NEZ/CN-Redaktion ließ der Stadt Otterndorf und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Cuxhaven am eine Bitte um Stellungnahme zukommen. Bis Redaktionsschluss am Dienstag lag keine Antwort vor.

Erst im November war bekannt geworden, dass Igel im Kreis Cuxhaven wohl gejagt werden. In Osten waren zwei Männer festgenommen worden.

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Bengta Brettschneider

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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