
Falknerei in Balje: Einblick in Leonie Johlands Arbeit mit Greifvögeln
Schon die Hälfte ihres Lebens beschäftigt sich Falknerin Leonie Johland mit Greifvögeln. Seit 2019 ist sie in Balje im Natureum tätig und öffnete für unser Medienhaus die Türen, um ihre Vögel kennenzulernen.
Sobald sich Leonie Johland der Voliere im Außenbereich des Natureums nähert, beginnen die Vögel aufgeregt zu rufen. Die Eulen, Falken und Wüstenbussarde wissen, dass sie arbeiten dürfen oder etwas Leckeres bekommen.
Leonie Johland ist Falknerin und kam während eines Schülerpraktikums mit Vögeln in Kontakt. In einer Greifvogelauffangstation durfte sie einen Uhu fliegen lassen und war sofort begeistert. Gebürtig vom Niederrhein, brachte ihr ein 70-Jähriger die Falknerei näher. Neben dem Falknerschein hat sie auch einen Jagdschein, der Voraussetzung für die Falknerei ist. 2019 kam sie dann nach Norddeutschland, wo sie im Natureum die Falknerei aufbaute.
Für die Futtersuche benötigt es viel Energie
Ihre Arbeit basiert auf Jagen, Vergrämung und Öffentlichkeitsarbeit. Leonie Johland kümmert sich im Rahmen des Möglichen auch um verletzte Wildvögel, die wieder ausgewildert werden. "In der Natur ist nicht alles toll", erklärt sie. Viele Menschen würden die Natur romantisieren. Oft kämen Vögel mit schweren Verletzungen zu ihr. Außerdem sei nicht jeder Jagdflug erfolgreich, und die Tiere müssten viel Energie für die Futtersuche aufwenden. "Flüge finden hauptsächlich aus Jagdgründen und nicht aus Spaß statt", erklärt sie. Die Leckerbissen für ihre Vögel bestehen aus Küken, Mäusen und auch Ratten. Dies gehört zu der Arbeit dazu, stößt aber häufig auf Unverständnis. "Viele Menschen sagen dann, die armen kleinen Küken und gehen anschließend ein Gericht mit Kalb oder dergleichen essen", äußert sich Leonie Johland.

Tagaktive Eulen erkennt man an ihren gelben Augen, führt Leonie Johland weiter aus. Ihre Jagdflüge richten sich nach der Aktivität ihres Futters. Sie haben keinen klassischen Schlaf-Wach-Rhythmus wie Menschen und müssten nicht viele Stunden am Stück schlafen. "Da wird auch viel gedöst."
Falknerei - eine der ältesten Jagdarten
Ihre Arbeit richtet sich nach den Jahreszeiten und auch das Vergrämen von Tauben, Möwen und Krähen gehört dazu. Vergrämung ist eine der ältesten Jagdarten, erklärt sie. Mehrmals im Monat fährt sie mit den Tieren zu unterschiedlichen Uhrzeiten an Orte, um Überpopulationen zu vergrämen.

Es wird auch mal "gechillt"
Die Arbeit mit den Tieren erfolgt über Körpersprache und Signale wie Pfeifen oder Schnalzen. Mit ihrem 3D-Gehör wissen Eulen beispielsweise genau, wo sie landen sollen und was um sie herum passiert. "Greifvögel und Falken arbeiten eher visuell, da sind die Geräusche wie Pfiffe eher ein Mittel der normalen Kommunikation oder auch wichtig, wenn kein Blickkontakt besteht", erläutert Leonie Johland.
Nach 14 Jahren Erfahrung weiß sie, wo man hinfassen muss und kann die Körpersprache der Tiere lesen. Auch Vögel brauchen Ruhephasen zwischen den Trainings. "Wie wir Menschen auch, brauchen sie einen freien Tag von der Arbeit." Im Winter wird viel "gechillt", und es bleibt auch mal Zeit für das Einfetten der Geschühriemen, also den kleinen Lederriemen, den die Vögel tragen.
Besuch auf einer "Harry Potter-Hochzeit"
Im Sommer findet das Haupttraining statt. Handaufgezogene Eulen lernen schnell, erklärt Leonie Johland, aber auch der Charakter eines Tieres spielt eine Rolle. "Manche haben einfach keinen Bock auf bestimmte Sachen", merkt Leonie Johland schmunzelnd an. Damit ein Vogel während des Freiflugs auf die Signale reagiert und auf ihrem Handschuh landet, braucht es ein paar Wochen Training. Leonie Johland besucht auch Schulklassen, natürlich nur mit den Tieren, die es nicht stresst, und bietet Fotoshootings mit ihnen an. Mit ihren Eulen war sie sogar schon auf einer "Harry Potter-Hochzeit".

