FDP-Bundestagskandidat Günter Wichert: Widerstände sind ihm ein Ansporn
"Geht doch nicht", lautet ein Satz, den Günter Wichert oft gehört hat. Für den FDP-Kreisvorsitzenden und derzeitigen Bundestagskandidaten der Liberalen im Wahlkreis Cuxhaven-Stade II sind solche Aussagen eher Ansporn denn ein Hinderungsgrund.
"Einfach machen", lautet die Devise des Firmengründers und Unternehmers, den man in Cuxhaven vor allem als Veranstalter kennt.
Die Cuxhavener Innenstadt nach vorn zu bringen, zählt zu den Anliegen, die Wichert - eigentlich ein Kind des Ruhrgebiets - verfolgt, seit er hier lebt. Der von ihm auf die Beine gestellte "Blumenmarkt" ist das prominenteste Beispiel für seine diesbezüglichen Aktivitäten. Los gegangen sei es jedoch streng genommen schon vor Jahren, mit der Weihnachtsbeleuchtung - ein Thema das Wichert und eine Reihe von Geschäftsleuten buchstäblich selbst in die Hand nahmen, als die "Norder" in der Adventszeit drohte, dunkel zu bleiben.
Über Nacht zum Selbstständigen
Damals sei er zunächst auf Skepsis und auf Vorbehalte gestoßen. "Jeder Widerstand ist für mich aber wie ein Motivationsschub", bekennt der gebürtige Recklinghäuser, der nach der Fachoberschulreife eine Industriemechanikerausbildung absolvierte und sich anschließend mit dem Gedanken trug, ein Studium an der Universität für Wirtschaft und Politik in Hamburg aufzunehmen.
Es kam anders: Wichert war bereits an die Alster gezogen, als er davon hörte, dass zu Hause ein Betreiber für eine Kulturkneipe gesucht wurde. Nach Rücksprache mit ein paar Freunden ging alles ganz schnell. "Von diesem Tag an war ich selbstständig", erinnert sich der 58-Jährige, der sich für seinesgleichen mehr Anerkennung wünscht - und eine andere Denke. Der Blick aufs Unternehmertum sei hierzulande - je nach Erfolg oder Misserfolg - geprägt von Häme und Neid. "Was ist das für ein Zeichen, das wir als Gesellschaft geben?", fragt der Kandidat, der im Veranstaltungssegment Fuß gefasst hatte, als ihm eines Tages eine "Bild"-Zeitung in die Hand fiel. Die Redaktion suchte Deutschlands beste Geschäftsidee, und Wichert wusste sofort: "Da wirst du dich bewerben". Eine Erfindung hatte er schließlich in petto: "Fritz, dein Sitz", eine Hartschaum-Sitzunterlage, deren Rückseite als Getränketablett fungiert, war dem leidenschaftlichen Schalke-Fan eingefallen, als er bei einem Heimspiel in der Arena ein halbes Dutzend Bierbecher zu seiner Sitzreihe zu balancieren versuchte.
Von Friedrich Merz bekam er einst einen Scheck
Das Interesse an dem in Heimarbeit zur Marktreife getriebenen Produkt stieg exorbitant, nachdem er als einer von zehn Siegern des Innovationswettbewerbs ins Berliner Hotel Adlon eingeladen wurde. Er sei vermutlich einer der wenigen Bundesbürger, die von Friedrich Merz (seinerzeit Schirmherr der Aktion) einen Scheck in die Hand gedrückt bekommen hätten, scherzt der örtliche FDP-Direktkandidat, dessen Erfindergeist auch einen gemeinsam mit IT-Experten entwickelten Spielautomaten hervorgebracht hat. "Wir brauchten etwas, womit unsere Gäste die manchmal entstehende Wartezeit überbrücken können", erklärt Wichert, der in Cuxhaven in Form sogenannter "Escape-Rooms" mehrere stationäre Spielangebote aufgezogen hat.
Nach mehreren Zwischenstationen (Bremerhaven, dann Sahlenburg) lebt Wichert mit seiner Familie seit vier Jahren in Holte-Spangen. "Wenn du aus dem Pott kommst, ist das hier oben Bullerbü oder Bibi & Tina in Reinform", zieht der Liberale, der die Zweier-Fraktion der FDP im Cuxhavener Stadtrat anführt, Bilanz. Für ihn war klar, dass er sich dort, wo er mit seiner Lebenspartnerin und seinen drei Kindern einen Hafen gefunden hat, auch politisch engagieren wird.
Nachhaltigkeit ist für ihn ein wichtiges Thema
Zur FDP sei er nebenbei bemerkt schon vor 20 Jahren gestoßen - in dem Bewusstsein, dass es für ihn keine andere politische Heimat geben kann. "Trotzdem bin ich meiner Einstellung nach auch ein Grüner", betont der Familienvater - meint das aber nicht parteipolitisch, sondern im Sinne des von ihm propagierten Nachhaltigkeitsgedanken.
Wegwerfgeschirr bei Stadtfesten? Für Wichert ein No-Go. "Ganz abgesehen davon, dass ein Crêpe auf der Pappe einfach nicht so gut schmeckt", meint der Veranstalter, der bei den von ihm organisierten Events - beim "Cuxhavener Blumenmarkt" etwa - auf Porzellanteller setzt.