Fischsterben im Kreis Cuxhaven: Dramatische Lage in Schoko-farbenen Gewässern
Aufgrund des hohen Eintrags an Nährstoffen kommt es in Gewässern im Kreis Cuxhaven zurzeit zu einem extremen Sauerstoffmangel - Fische sterben. Cuxhavener Angler machen Abstriche bei ihren Gewässern.
Schokoladenfarbig schlängelt sich die Medem durch das Hadler Land. Was zunächst ganz appetitlich klingt, entspricht bei genauerer Betrachtung dem genauen Gegenteil. Tote sowie nach Luft schnappende Fische schwimmen an der Oberfläche des Flusses, der aufgrund von Sauerstoffmangel für die Tiere zur Todesfalle wurde.
Starkregen über Wochen im Kreis Cuxhaven
Die starken Regenfälle der vergangenen Wochen hinterließen ihre Spuren in den Cuxland-Gewässern, in denen es durch den extremen Eintrag an Nährstoffen zu einem Sauerstoffmangel gekommen ist. Die Folge ist ein akutes Fischsterben. Um dem entgegenzuwirken, engagierten sich bereits mehrere Feuerwehren, indem sie den Gewässern mittels spezieller Pumpen Sauerstoff zuführten.
Weitere betroffene Gewässer im Kreis Cuxhaven
Der Landkreis Cuxhaven veröffentlichte bereits in der vergangenen Woche eine Meldung, in der er über die Zustände der Gewässer im südlichen Cuxland informierte. Dort seien besonders die Gewässer Rohr, Alte Lune und Geeste betroffen.
Auch Medem und Oste sind indirekt betroffen
Auf Anfrage unseres Medienhauses, wie es um die östlich im Kreis gelegenen Gewässer stünde, antwortete der Landkreis, dass auch die Wilster als Zulauf der Medem und die Aue als Zulauf der Oste besonders im Bereich der Aueschleuse gleichermaßen betroffen seien.
Schlechte Sauerstoffwerte in Gewässern im Kreis Cuxhaven
Die Sauerstoffwerte lägen bei allen Gewässern unter zwei Milligramm pro Liter, während der Orientierungswert für eine gute Wasserqualität bei sieben Milligramm pro Liter liegt. "Aufgrund der geringen Sauerstoffwerte ist die Qualität als sehr schlecht einzustufen, weil sich die Werte im fischtoxischen Bereich befinden", betont Simone Starke, Pressesprecherin des Landkreises Cuxhaven.

Gewässer im Kreis Cuxhaven benötigen Frischwasser
Derzeit gäbe es keine Möglichkeiten, in diesen Prozess positiv einzuwirken. "Die Gewässer brauchen dringend Frischwasser, aber auch dann wird die Zersetzung der organischen Materialien Zeit in Anspruch nehmen", erklärt die Pressesprecherin und ergänzt: "Belüftungen durch Pumpen zeigen hier nur wenig Erfolg, da bei einem Fließgewässer das Wasser regelmäßig ausgetauscht wird. Derzeit wird versucht, durch wasserwirtschaftliche Maßnahmen, wie Entwässern oder Pumpen, das Wasser abzuleiten, damit frisches Wasser aus den Unterläufen nachfließt."
Folgen spürbar für Angelvereine aus dem Kreis Cuxhaven
Negativ wirkt sich das Fischsterben auch für diejenigen aus, die in ihrer Freizeit gerne auf den betroffenen Gewässern mit Angeln ihre Zeit vertreiben. Zumindest der Gudendorfer See bei Altenwalde, den der Angelverein Cuxhaven-Land Hadeln als Eigentumsgewässer nutzen darf, sei kaum von einer besonderen Nährstoffzufuhr betroffen, schildert Stefan Redlin, Vorsitzender des Vereins. Anders sei das an Gewässern anderer Pachtgemeinschaften, an denen der Angelverein ebenfalls beteiligt ist, wie die Oste oder der Hadler Kanal. Für diese Standorte habe der Anglerverband Niedersachsen bereits mitgeteilt, dass man dort in nicht unerheblichem Maße Fischkadavar und extrem schlechte bis gar keine Sauerstoffverhältnisse vorgefunden habe, erzählt Redlin.
Noch mehr Stress für Fische im Kreis Cuxhaven
"Kanäle und Flüsse haben eben besonders damit zu kämpfen, wenn Rückstände der Landwirtschaft, wie Gülle, in einem Zuge eingespült werden. Das hält kein Gewässer aus." Der Vorsitzende betont: "Wenn es zu diesen Sauerstoffzehrungen kommt, kann man nur an die Leute appellieren, nicht angeln zu gehen. Zum einen bringt das nichts und zum anderen stresst das die Fische nur noch zusätzlich."
So noch nie erlebt im Kreis Cuxhaven
Stefan Redlin kann sich nicht erinnern, eine derartige Situation in dem Ausmaß jemals erlebt zu haben. "Ich weiß, dass es mal punktuell im Land Hadeln durch Unfälle in bestimmten Betrieben Verunreinigungen gab", erinnert er sich. "Aber so flächendeckend wie in diesen Kanälen und Flüssen habe ich das noch nie gesehen."
