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Alarmstimmung bei den Geflügelhaltern und -züchtern im Cuxland: Nach dem ersten positiven Vogelgrippe-Befund bei einem Kranich herrscht Unsicherheit, wie man seine Tiere am besten vor dem Virus schützen kann. Ab in den Stall?
Normalerweise wuseln rund 150 Hühner hinter dem Haus, in dem der Lamstedter Michael Bornemann wohnt, in eingezäunten Bereichen durcheinander. Doch damit ist es nun erst einmal vorbei. Zwar hört man noch einige Hähne krähen, doch von den Tieren ist nichts zu sehen. Bornemann hat sie in den Ställen untergebracht, wo sie sich normalerweise nur nachts aufhalten. "Aber die Angst, dass etwas passiert, wächst", sagt der 24-Jährige. Die Angst vor der Geflügelpest ...
Bornemann ist Rassegeflügelzüchter aus Leidenschaft. Bereits als Fünfjähriger hat er von seinem Opa seine ersten eigenen Tiere erhalten. Seit vielen Jahren hat er sich auf vier Rassen konzentriert, die er züchtet. Darunter auch "Zwerg Niederrheiner blau". "Dabei handelt es sich um eine bedrohte Rasse. Ohne die Geflügelzucht würde es sie heute gar nicht mehr geben", sagt Bornemann.
Geflügelschau abgesagt
Eigentlich wollte er am kommenden Wochenende einige seiner Tiere bei der Rassegeflügelschau in Lamstedt vorstellen. Seit vielen Jahren leitet er diese Ausstellung. Doch Bornemann hat nach Rücksprache mit seinen Vorstandskollegen - der 24-Jährige ist inzwischen auch Vorsitzender des Lamstedter Geflügelvereins - die Veranstaltung abgesagt. Das Risiko, dass dort möglicherweise ein infiziertes Tier den Vogelgrippe-Erreger überträgt, sei zu hoch. Inzwischen sind diesem Beispiel auch viele andere Vereine gefolgt; auch ohne behördliche Anordnung.
Parallel zur Absage entschloss er sich schweren Herzens, seine Tiere zunächst Tag und Nacht im Stall unterzubringen. Die Freilandhaltung ist ihm angesichts der aktuellen Situation zu gefährlich. "Wenn reihenweise Kraniche vom Himmel fallen und nahezu flächendeckend Fälle von Geflügelpest festgestellt werden, dann kann man schon Bammel haben. Ich will es nicht verantworten, dass diese Seuche auch auf meinen Bestand übergreift." Viele seiner Züchterkollegen würden genauso verfahren: "Die haben auch ein ziemlich mulmiges Gefühl."
Stallhaltung keine Dauerlösung
Bornemann weiß, dass dies keine Dauerlösung sein kann und wird, denn für die eingepferchten Hühner ist die Situation eine Belastung: "Die sind es ansonsten gewohnt, dass sie im Auflauf Abwechslung und Distanz haben." Ob das zwischenzeitliche Einsperren überhaupt ein Schutz vor der Virus-Übertragung ist, weiß er nicht. Schließlich seien auch Großbetriebe betroffen. Die dort gehaltenen Tiere seien ja quasi konsequent von der Außenwelt abgeschirmt - und doch komme es dazu, dass die Vogelgrippe in den Bestand eingeschleppt werde.
Bornemann fragt sich, warum in Deutschland keine Impfung gegen die Geflügelpest erfolgt; in Frankreich werde dies anders gehandhabt. Ein Impfstoff existiere also. Er müsse nur noch eingesetzt werden, um die tödliche Erkrankung in den Griff zu bekommen.
Der Lamstedter wird nichts überstürzen und wartet die weitere Entwicklung ab: "Solange es aber keine gravierende Änderung gibt, lasse ich meine Hühner im Stall, auch wenn es mir widerstrebt."

