"Die Region blüht auf" - unter diesem Motto stand von Beginn an die Idee der Dorfregion, die Burweg (Kreis Stade) und Hechthausen (Kreis Cuxhaven) verbinden soll - und auch auf verschiedenen Ebenen immer besser funktioniert. Fotomontage: Wolff
"Die Region blüht auf" - unter diesem Motto stand von Beginn an die Idee der Dorfregion, die Burweg (Kreis Stade) und Hechthausen (Kreis Cuxhaven) verbinden soll - und auch auf verschiedenen Ebenen immer besser funktioniert. Fotomontage: Wolff
Kreisübergreifende Kooperation

Hechthausen: Erfolgsgeschichte an der Oste

von Egbert Schröder | 31.01.2024

Der Begriff "Dorfregion" für eine Fördermaßnahme hört sich abstrakt an. Doch er kann Dörfer und Menschen näher zusammenbringen - so wie in Hechthausen (Kreis Cuxhaven) und Burweg (Kreis Stade)

Mit dem Begriff "Erfolgsgeschichte" sollte man vorsichtig umgehen. Doch bei dem landkreisübergreifenden Projekt "Dorfregion Burweg-Hechthausen" ist diese Formulierung sicherlich angebracht. Es sind nicht nur seit 2020 mehrere Millionen Euro Fördermittel dies- und jenseits der Oste geflossen, sondern auch zwischenmenschlich wachsen nach und nach zwei Kommunen zusammen, die die Oste mittlerweile mehr vereint als trennt. Es ist Zeit für eine Halbzeitbilanz, denn das Projekt wird nicht dauerhaft durch das Land mitfinanziert - und noch dazu nicht durch Zuschüsse, die sich auf bis zu 90 Prozent der Investitionssumme bei kommunalen Vorhaben beziehen. 

Rückblende: Hechthausen und Burweg sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Natürlich kannte man sich durch persönliche Kontakte. Aber die große Nähe? Die gab es weder politisch, noch durch gemeinschaftliche Aktionen, wenn man einmal vom (inzwischen eingestellten) Wettbewerb "Tauziehen über die Oste" absieht.

Doch das hat sich geändert. 2017 gab es erste Gespräche, ob man sich gemeinsam nicht um die Aufnahme in das "Dorfentwicklungsprogramm" des Landes bewerben sollte. Die Konkurrenz war groß, doch die Chancen für eine erfolgreiche Bewerbung auch. Schließlich handelte es sich um eine Zusammenarbeit, die zwei Kommunen aus verschiedenen Landkreisen betrifft. Und dafür gab es nach dem Einreichen des Konzeptes sicherlich auch einige Bonuspunkte.

Bevölkerung aktiv
eingebunden

Doch das war mit Sicherheit nicht allein ausschlaggebend für die erfolgreiche Bewerbung, die inzwischen den Kommunen, Vereinen und einzelnen Bürgern finanzielle Vorteile nützt. Vielmehr nahm man sich zuvor in beiden Dörfern sehr viel Zeit, um mehr übereinander zu erfahren, Exkursionen zu organisieren, voneinander zu lernen und gemeinsame Projekte zu entwickeln.

Das alles geschah nicht in einem kleinen Kreis, sondern unter der Beteiligung interessierter Bürgerinnen und Bürger, die in Arbeitsgruppen Überlegungen anstellten, die dann in einer gemeinsamen Lenkungsgruppe zusammengefasst und priorisiert wurden. Begleitet wurde dieser Prozess von einem Planungsbüro, das letzten Endes die Ideensammlung bündelte und in Absprache mit den Kommunen in einem Gesamtkonzept beim zuständigen Landwirtschaftsministerium einreichte. 

Die Mühe und der Dialog mit Vereinen und Bürgern haben sich letzten Endes gelohnt: Ende 2018 kam die Nachricht, dass die "Dorfregion Burweg-Hechthausen" in das Förderprogramm aufgenommen worden war.

Für Lienhard Varoga (Dezernatsleiter im "Amt für regionale Landesentwicklung" in Bremerhaven) war eines der wesentlichen Argumente für den erfolgreichen Antrag: "Die kreisübergreifende Bewerbung der beiden Kommunen, aber auch die Begeisterung der Bevölkerung für das Vorhaben, hat im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium Eindruck hinterlassen. Es wurde deutlich, dass sich hier die Bürgerinnen und Bürger auf beiden Seiten der Oste gemeinsam auf den Weg machen wollen. Dieser Brückenschlag hat überzeugt."

Doch was ist seitdem tatsächlich passiert? Eine ganze Menge - da sind sich die Vertreter der beiden Kommunen ganz sicher. Viele Projekte, die man im Auge gehabt habe, aber aus finanziellen Gründen nicht umsetzen konnte, seien durch die "Dorfregion" realisiert worden. Beispiel Hechthausen: Die Umgestaltung des Kirchenumfeldes, die Neugestaltung von Straßen und des Bahnhofsbereiches sowie die Bereitstellung von Mitteln für die Gestaltung von Treffpunkten der Bevölkerung oder die Hilfe für Vereine bei Investitionsvorhaben in deren Immobilien - ohne die "Dorfregion" wäre dies nicht möglich gewesen.

Unterschiedliche
Fördersätze

Die Fördersätze bei den Projekten sind übrigens unterschiedlich: Die Kommune erhält zurzeit noch 90 Prozent, gemeinnützige Vereine 70 Prozent und als Privatperson könnte man bei Renovierungsmaßnahmen auf 30 Prozent hoffen. Doch dabei gibt es noch hinsichtlich des betreffenden Objektes Hürden. Die Immobilien müssten schon "ortsbildprägend" sein.

Unter dem Strich ziehen Rat und Verwaltung aber eine positive Bilanz: Insgesamt sind bislang Zuschüsse im hohen einstelligen Millionen-Bereich seit der Aufnahme in das Programm nach Burweg und Hechthausen geflossen. Für Hechthausens Gemeindedirektor Jan Tiedemann sind der "offene Umgang während des gesamten Prozesses" insgesamt, die Einbindung der Bevölkerung und das gute Zusammenspiel mit dem "Regionalen Amt für Landesentwicklung" (Bremerhaven) wichtige Säulen der positiven "Dorfregion"-Bilanz.

"Ideen für die
andere Gemeinde"

Und vielleicht noch viel wichtiger: Die Menschen sind sich nähergekommen. Davon ist auch Burwegs Bürgermeister Matthias Wolff überzeugt. Nur ein Beispiel sei die Gründung eines Heimatvereins nach Hechthausener Vorbild. Wolff: "Ich finde: Wir als Kommunen und Bevölkerung unterstützen uns auf unterschiedlichen Ebenen jetzt wesentlich mehr und entwickeln sogar auch Ideen für die andere Gemeinde." Die gemeinsame "Dorf-App" wäre ebenfalls ohne diese Zusammenarbeit nicht entstanden.

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Egbert Schröder

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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