
Millionenprojekt im Stillstand: Bauprojekt in Hechthausen hat juristisches Nachspiel
Das war eigentlich ganz anders geplant: Im August 2023 begannen die Bauarbeiten zur "Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes" in Hechthausen und sollten eigentlich nur fünf Monate später abgeschlossen sein. Doch heute steht fest: reines Wunschdenken.
Noch immer sind die Baumaßnahmen nicht komplett erledigt. Dafür sind jetzt die Juristen aktiv - im Clinch zwischen Gemeinde und Bauunternehmen.
Dabei hätte es so schön sein können: das Durchschneiden eines roten Bandes vor der Kulisse des alten Bahnhofes! Doch nach einer Feier ist zumindest in der Hemmoorer Verwaltung niemandem zumute. Kein Wunder, denn das Projekt zog und zieht sich in die Länge.
Dabei hatte alles zunächst doch so super geklungen: "Im Umfeld des Hechthausener Bahnhofs haben umfangreiche Bauarbeiten begonnen: Geplant sind die Erneuerung des Gehwegs und der Fahrbahn, der Bau einer barrierefreien Bushaltestelle, die Neugestaltung der P+R-Stellplätze, Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge, der Neubau von Fahrradabstellanlagen, neue Straßenbeleuchtung sowie gestalterische Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität", hieß es am 10. August 2023 in einer Ankündigung der Gemeinde Hechthausen.
Hohe Zuschüsse - aber
ein "Schnäppchen"?
Hechthausen setze damit "ein weiteres großes Dorfentwicklungsprojekt" um: "Die Gemeinde erhält aus Mitteln der Dorfentwicklung und aus Bundesmitteln zur Förderung der Mobilität und des Radverkehrs insgesamt rund 832.000 Euro - bei Gesamtbaukosten von 962.000 Euro."
Eigentlich ein Schnäppchen, denn insbesondere durch die Anekennung als "Dorfregion" - gemeinsam mit Burweg auf der anderen Seite der Oste im Kreis Stade - hielt sich damals der Eigenanteil der Gemeinde bei bestimmten Baumaßnahmen in Grenzen und bewegte sich meist bei nur zehn Prozent.
Tja, da fällt es eigentlich auch nicht ins Gewicht, wenn es zeitlich überschaubare Engpässe für die Bevölkerung gibt: "Während der Bauzeit von fünf Monaten sind Einschränkungen für Verkehrsteilnehmer und Bahnkunden unvermeidbar; neben Teilsperrungen von Gehweg und Fahrbahn werden auch Parkplätze und Fahrradstellplätze teilweise nicht zur Verfügung stehen", hieß es zu Baubeginn seitens der Gemeinde.
Kaum Parkplätze für
die Bahnpendler
Wäre ja auch nachvollziehbar, wenn es sich nur um fünf Monate handeln würdn, in denen insbesondere zahlreiche Bahnpendler nicht mehr am Bahnhof hätten parken können. Doch irgendwie kamen die Gemeinde und die beauftragte Baufirma so gar nicht auf einen gemeinsamen Nenner.
Offensichtlich gab es eine unterschiedliche Auffassung darüber, wie und ob denn das Projekt in der auf fünf Monate bezifferten Phase umgesetzt werden könnte. Dass sich die Bauarbeiten hinziehen würden, bestritt der Geschäftsführer des Unternehmens im März vergangenen Jahres auf direkte Nachfrage der NEZ/CN-Redaktion auch gar nicht. Er monierte vielmehr eine "Kleinteiligkeit", die die Gemeinde vorgegeben habe. Ihm wäre es am liebsten gewesen, "wenn wir mit großem Gerät hätten anrücken können und im vorderen Bereich des Bahnhofsumfeldes zügig begonnen hätten". Dort - zwischen den Bahngleisen und dem stark frequentierten Gasthof Golsch - befinden sich viele Stellpätze für Fahrzeuge. Mag sein, aber: "Manchmal steckt der Teufel im Detail", meinte der Unternehmenschef.
Doch bereits zu diesem Zeitpunkt war die Samtgemeindeverwaltung alles andere als zufrieden mit der Abarbeitung der Maßnahme: "Es ist gerade einmal ein Drittel des Auftrages erledigt worden", kritisierte Samtgemeindebürgermeister Jan Tiedemann im März 2024 gegenüber unserer Redaktion. Zu diesem Zeitpunkt - so die ursprüngliche Planung - hätte ja aber eigentlich schon das ganze Projekt abgewickelt sein sollen.
"DIN-Vorschriften":
Gab es Defizite?
Drei Monate später legte die Kommune in einer öffentlichen Mitteilung noch einmal nach und erklärte: "Aktuell wird die Straße und Teile des Parkplatzes am Bahnhof Hechthausen von der ausführenden Firma wieder zurückgebaut, da die Arbeiten nicht nach den DIN-Vorschriften ausgeführt wurden."
Anwälte kümmern
sich jetzt um Baustelle
Und heute? Eine Einweihungsfeier für die Baumaßnahme, die ja ursprünglich eine knappe Million Euro kosten sollte und deren Endabrechnung aber nicht vorliegt, wird es wohl nicht geben. "Die Maßnahme, die die beauftragte Firma erledigen sollte, ist aber nun abgenommen", sagt Bauamtsleiter Waldemar Thomys. Baulich vielleicht, aber nicht juristisch: Inzwischen seien von beiden Seiten Rechtsanwälte eingeschaltet worden, um den Sachverhalt zu klären.
