
Hemmoor: Bürgerhaus-Projekt gestoppt - Keine Einigung in Sicht
Es ist ruhig geworden beim Projekt "Bürgerhaus" in Hemmoor. Kein Wunder: Es bewegt sich auch nichts. Die Verwaltung wartet bei der Planung des Veranstaltungszentrums auf ein Votum der Politik. Doch das gibt es nicht. Es sieht düster aus.
Rückblende: Spätestens seit der Zerstörung des Saalbetriebes "Ohl's Gasthof" durch einen Brand gibt es in der Stadt Hemmoor kaum noch Möglichkeiten, um größere Veranstaltungen oder Konzerte zu organisieren. Die alte Basbecker Schützenhalle mit ihrem großen Fassungsvermögen ist vor vier Jahren abgerissen worden. Sie war marode und sollte eigentlich dem von der Stadt finanzierten "Bürgerhaus" Platz machen.
Zu diesem Zeitpunkt liefen die Planungen für den Neubau des Veranstaltungszentrums, das für rund 1000 Gäste konzipiert war, bereits auf Hochtouren. Die prognostizierte Summe von rund 6,5 Millionen Euro schien für die Ratsmehrheit auch angesichts zugesagter Fördermittel finanzierbar zu sein.
Böses Erwachen nach Ausschreibungen
Soweit die Theorie, dann aber die Praxis: Als nach der Ausschreibung die ersten Angebote von Firmen ins Haus flatterten, kam der Schock. Die Schätzungen für einzelne Gewerke wurden regelrecht pulverisiert und lagen zum Teil 100 Prozent über den ursprünglichen Ansätzen.
Auch "Skalieren" brachte keine Lösung
Die Ausschreibungen wurden wieder aufgehoben, denn plötzlich schien es möglich, dass sich die Kosten für die Baumaßnahme auf mehr als zehn Millionen Euro belaufen könnten. Zwar gab es noch den Vorschlag, die ursprüngliche Planung eine Nummer kleiner zu "skalieren". Doch auch daraus wurde nichts. Die Fördermittel nach dem Aus für die vorgelegten Planungen waren futsch. Rat und Verwaltung standen dort, wo sie sich schon einmal befanden: ganz am Anfang.
Schließlich wurde eine Variante ins Spiel gebracht, die im Landkreis Stade erfolgreich umgesetzt worden war und bei der - so der letzte Stand - eine Investitionssumme für die Umsetzung in Hemmoor von rund vier Millionen im Raum steht. In Hammah war ein Dorfgemeinschaftshaus gebaut worden, das in dieser Form möglicherweise auch für die Stadt umsetzbar sein könnte. Aber wo? Plötzlich war nicht mehr nur der Platz der Basbecker Schützenhalle interessant, sondern es ging auch um die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Sportclub ein neues Sportlerheim in die Planung für das Bürgerhaus auf dem SC-Gelände zu integrieren. Aber auch in dieser Frage gibt es keine Klärung.
Haushaltsansatz nicht angerührt
100.000 Euro hat der Rat auch in diesem Haushaltsjahr als "Planungskosten" veranschlagt. Dass tatsächlich Geld abgerufen wird, ist nicht zu erwarten. Stadtdirektor Jan Tiedemann sieht den Ball ganz klar im Feld der Politiker liegen: "Man muss der Verwaltung schon sagen, in welche Richtung es eigentlich gehen soll. Es gibt aber keine Mehrheit für einen bestimmten Standort oder die Größe des Bürgerhauses." Sollte es nicht gelingen, sich auf einen Vorschlag zu einigen, komme man einfach nicht voran. Dann sei aber auch klar, dass ein solches Projekt "für die nächsten Jahre gestorben ist". Dabei tauche zwangsläufig die Frage auf, ob überhaupt noch Planungsmittel im nächsten Haushaltsjahr ausgewiesen werden müssen.
"Wir müssen die Situation so akzeptieren"
Ob es noch einen Kompromissvorschlag gibt? Bürgermeisterin Sabine Wist (SPD) weiß es nicht: "Wir sind uns in den vergangenen Jahren nicht einig geworden", sagt sie und gibt keine Prognose ab. Tiedemann ist gespannt, ob noch Bewegung in die Angelegenheit kommt: "Wir müssen die Situation jetzt erst einmal so akzeptieren."