
Filiale in Hemmoor? "McDonald's" kommt dem Ziel näher
Die einen wittern ein abgekartetes Spiel, die anderen zählen schon die Tage bis zur Eröffnung der Filiale: "McDonald's" und seine Expansionspläne für Hemmoor sorgen für Gesprächsstoff. Jetzt musste sich der Stadtrat positionieren.
Mehrheitlich hat der Hemmoorer Stadtrat trotz kontroverser Diskussion mit dem sogenannten "Aufstellungsbeschluss" ein Planverfahren für einen "McDonald's" im Stadtzentrum angeschoben. Gleichbedeutend mit einer Zustimmung zum Bau ist dies jedoch nicht.
Wie berichtet, hat das Unternehmen Hemmoor schon seit längerer Zeit im Visier. Im vergangenen Jahr ging es um eine Fläche zwischen der Basbecker Grundschule und einem Wohngebiet direkt am Ortsausgang der B 73. Dieser Standort ließ sich jedoch unter anderem wegen der problematischen Verkehrserschließung nicht realisieren. Der Rückzug war jedoch nicht gleichbedeutend mit einer Abkehr von Hemmoor. Im Gegenteil: Das Unternehmen kündigte umgehend an, nach einer anderen Fläche an den Bundesstraßen 73 oder 495 Ausschau zu halten.
Im April sickerte dann durch, dass sich die "Fast Food"-Kette ein Gelände "gesichert" habe. Und das liegt an der B 495 direkt neben dem Hemmoorer Schwimmbad. Die Verkehrserschließung soll demnach nicht direkt über die Bundesstraße, sondern über den wenig frequentierten Bahnhofsweg erfolgen. Das Hechthausener Planungsbüro Dörr hat einen Vorentwurf erarbeitet, der aber längst noch nicht alle Punkte und Probleme abdeckt.
Bei den aktuellen politischen Beratungen ging es um die Einleitung einer auf "McDonald's" zugeschnittenen Bauleitplanung. Um ein solches Verfahren, bei dem es verschiedene Stufen gibt, aber überhaupt zu starten, ist ein "Aufstellungsbeschluss" erforderlich. Und die notwendige und große Mehrheit dafür gab es am Donnerstagabend im Stadtrat durch die CDU und SPD-Fraktionen (16 Ja-Stimmen). Grüne, Bürgerforum und Bürgergemeinschaft Hemmoor votierten dagegen, Rainer Kupke (SPD) enthielt sich der Stimme.
Verkehrs-, Park- und Müllchaos?
In der Diskussion vor der Beschlussfassung ploppten zahlreiche bekannte Argumente für oder gegen die Ansiedlung von "McDonald's" erneut auf, nachdem sie bereits in einer Sitzung des Fachausschusses, in sozialen Medien oder Leserbriefen in der Zeitung dargestellt worden waren. Kritiker erwarten unter anderem ein gravierendes Verkehrs-, Park- und Müllchaos in der Umgebung, eine Beeinträchtigung der Lebensqualität und auch negative Auswirkungen auf die Natur, da sich in dem Bereich ein kleines Waldgebiet und der Badesee befinden. An Politik und Verwaltung richtete sich die Kritik, dass nicht ausreichend Ausschau nach alternativen Grundstücken gehalten worden sei, auf denen McDonald's angeblich seinen Plan ohne größere Belastungen für Mensch, Natur und Umwelt umsetzen könne.
"Ritterschlag für den Ort"
Im Rat wurde die Stimmungslage schnell deutlich. So sprach SPD-Fraktionschef Jens Kleen von einem "Ritterschlag für den Ort, dass sich ein solch großes Unternehmen hier ansiedeln will". CDU-Fraktionssprecher Lasse Weritz verwies darauf, dass natürlich "Ängste und Befürchtungen" bei einigen Bürgerinnen und Bürgern bestehen würden, die auch in die endgültige Entscheidung einbezogen werden müssten. Allerdings sei ihm auf der anderen Seite signalisiert worden, dass es in der Bevölkerung auch zahlreiche Befürworter einer solchen Ansiedlung geben würde.
"Ich lasse mir nicht den Mund verbieten"
Tobias Söhl (Grüne) kritisierte massiv, dass ein anderer Standort gar keine Rolle spielen würde: "Dabei bedeutet Demokratie doch die Bereitschaft zum Kompromiss und damit zu einer Standortalternative." Als "unverschämt" bezeichnete Lasse Weritz diese Aussage, die selbstentlarvend für Söhls Demokratieverständnis sei. Der Grünen-Politiker verweigere sich einer offenen Diskussion über den von McDonald's favorisierten Standort kategorisch, was wenig demokratisch sei: "Es gibt noch nicht einmal genaue Analysen, aber Sie sagen: Da soll kein McDonald's entstehen. Das ist nicht in Ordnung." Söhls Antwort: "Ich lasse mir nicht den Mund verbieten."
Birgit Meyn-Horeis (SPD) warb dafür, bei aller Kritik nicht Sinn und Zweck des Planverfahrens zu vergessen: "Wir haben ein offenes Verfahren, das mit dem Aufstellungsbeschluss erst beginnt." Diese Einschätzung teilten die meisten Ratsmitglieder und stimmten zu.