
Geschmackssache: "McDonald's" im Zentrum der Stadt Hemmoor?
"McDonald's" mitten in Hemmoor? Das Vorhaben schmeckt nicht jedem in der Ostestadt. In dieser Woche kam es für das Unternehmen zu einem ersten politischen Härtetest. Das Interesse der Bevölkerung war groß.
Dicke Luft im Hemmoorer Rathaussaal - und das lag nicht nur an der stickigen Umgebung, sondern an einer kontroversen Diskussion. Voll besetzt war der Saal, als der Stadtentwicklungsausschuss erstmalig in öffentlicher Sitzung mit der möglichen Ansiedlung einer "McDonald's"-Filiale im Zentrum ein heißes Eisen anpackte. Dass das Thema Zündstoff bietet, wurde schnell deutlich: Der Chor der Kritiker war vielstimmig, die Befürworter wagten sich dagegen kaum aus der Deckung.
Wie berichtet, nimmt McDonald's einen zweiten Anlauf, um in Hemmoor Fuß zu fassen. Der ursprüngliche Plan, einen Standort im Stadtteil Basbeck direkt an der B73 zu nutzen, war im vergangenen Jahr fehlgeschlagen. Von den Plänen nahm das Unternehmen Abstand, nachdem klar war, dass die Verkehrsführung dort - zwischen der Basbecker Grundschule und einem Wohngebiet - nicht möglich war.
Thema durch? Von wegen! Die "Fast food"-Kette beteuerte, dass sie Hemmoor nicht den Rücken kehren wolle, sondern nach einem anderen Standort Ausschau halte. Der Konzern wurde schließlich im Zentrum an der B495 fündig. Das Grundstück befindet sich direkt neben dem Schwimmbad, wo es zurzeit noch eine Wohnbebauung in einer bewaldeten Fläche gibt. Nach Angaben von Christian Dust, der sich als "Consultant Real Estate" bei McDonald's um die Akquise neuer Standorte kümmert, soll knapp die Hälfte des rund 8000 Quadratmeter großen Areals im Bereich B495 / Bahnhofsweg bebaut werden. Der rückwärtige Teil mit seinem Baumbestand bleibe dagegen erhalten.

Das erklärte Dust auf der Sitzung des Fachausschusses, bei der zunächst angesichts des großen Interesses Stühleschleppen angesagt war. Bei der Sitzung ging es darum, dass das Gremium eine Beschlussempfehlung fassen sollte, um ein reguläres Planverfahren in Gang zu setzen - oder auch nicht. Stadtdirektor Jan Tiedemann erläuterte den Ablauf des mehrstufigen Verfahrens, an dessen Ende möglicherweise ein Bebauungsplan als Grundlage für einen Filialneubau stehen könnte. Mehrfach betonten er und auch die Ausschussvorsitzende Birgit Meyn-Horeis, dass es zu einer umfassenden Bürgerbeteiligung komme.
"Auf großes Chaos einstellen"
Schnell wurde deutlich, dass die Verkehrserschließung und auch Lärmbelastung nur zwei Themen sind, hinter denen dicke Fragezeichen stehen. Zwar soll die Filiale nur wenige Meter entfernt von der B495 liegen, doch eine Erschließung in erster Linie über den Bahnhofsweg erfolgen. Welche Folgen hat das? Aus Sicht von Anwohnern könnte diese gravierend sein. So kritisierte in der Einwohnerfragestunde unter anderem Karin Harms, die in der Bahnhofstraße wohnt, dass es im näheren Umfeld eine weitere und deutliche Zunahme des Verkehrs geben werde: "Da können wir uns schon auf ein großes Chaos einstellen." Christian Dust verdeutlichte, dass nach den bisherigen Ergebnissen der Untersuchungen vor Ort nicht damit zu rechnen sei: "Wir setzen das Vorhaben auch nur um, wenn die verkehrliche Erschließung gesichert ist." Natürlich sei die B495 der "entscheidende Frequenzbringer". Dort würden die meisten Fahrzeuge erwartet, allerdings sei eine direkte Anbindung für die Zu- und Abfahrten nicht möglich. Daher nutze man den Bahnhofsweg.
Doch die Verkehrsströme waren nicht der einzige Punkt, bei dem Uneinigkeit herrschte. So gab Michael Lehmann, der vor drei Jahren nach Hemmoor gezogen ist und dessen Haus gegenüber des favorisierten Geländes steht, zu bedenken, dass es problematisch werde, die Lärmbelästigung und auch die Beeinträchtigung über Lichtquellen in den Griff zu bekommen. Heidi Stamm brachte die Folgen für die Natur ins Spiel. Am angrenzenden See (Heidestrandbad) befänden sich seltene Vogelarten. Außerdem drohe ein Kahlschlag großkroniger Bäume.
Christian Dust versuchte, die Wogen zu glätten. Einige Punkte seien noch nicht abschließend geprüft worden. Beim Immisionsschutz sei jedoch klar, dass die Grenzwerte eingehalten werden könnten. Dies habe ein Gutachter festgestellt. Allerdings sei es natürlich nicht auszuschließen, dass zum Beispiel das Zuklappen von Autotüren zu hören sei. Dass nicht alle Verpackungsreste im Mülleimer landen, sondern zum Teil in der Landschaft entsorgt werden würden, sei leider eine Tatsache. Dieses Nutzerverhalten könne McDonalds jedoch kaum beeinflussen. In welcher Form sich der Betreiber der Filiale an Säuberungsmaßnahmen beteiligt, lasse sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen.
Anderer Standort als Ausweg?
Immer wieder wurde seitens der Zuhörer nachgehakt, ob das Projekt nicht an einem Standort verwirklicht werden kann. Konkret ging es dabei unter anderem um das Fritsche-Gebäude an der B73 sowie eine Fläche, auf der ein Seniorenheim geplant war/ist (ebenfalls B73) und um das Bauhofgelände. McDonald's konzentriert sich vorerst aber nur auf den Bereich in der Stadtmitte. Eine erste Hürde hat das Unternehmen im Fachausschuss genommen: Das Gremium empfahl dem Stadtrat, dass er in der kommenden Woche einen Aufstellungsbeschluss für die Planung in der Nähe des Schwimmbades fassen soll.