
Neue Energie für Hemmoor: Was bringt ein Batteriegroßspeicher - und wem?
Jeder Beitrag zur Energiewende zählt: Um möglichst rund um die Uhr die Energieversorgung zu sichern, sind Speichermöglichkeiten notwendig. Sogenannte "Batteriegroßspeicher" erleben einen Boom. Auch in Hemmoor könnte eine solche Anlage entstehen.
Ein Hemmoorer Landwirt, Projektierer und eine rund 7200 Quadratmeter große Fläche stehen bereit. Am Donnerstag (26. Juni) muss der Stadtrat entscheiden, ob er grundsätzlich zu einer Änderung des Bebauungsplans in diesem Bereich bereit ist.
Dirk Karsten ist Landwirt und auch Mitglied des Hemmoorer Rates. Als im zuständigen Stadtentwicklungsausschuss am Dienstagabend über das Vorhaben gesprochen wurde, nahm er aber auf einem Zuhörerstuhl Platz. Er ist befangen. Der Grund: Karsten ist der Hemmoorer, der dieses Projekt anschiebt.
Was steckt aber dahinter? Nachdem schrittweise konventionelle Kraftwerke abgeschaltet wurden und werden, kommt es mehr denn je auf die "Erneuerbaren Energien" - wie Solar- und Windenergie - an. Doch was ist, wenn die Sonne an manchen Tagen nicht scheint oder nur ein "laues Lüftchen" weht? Oder das andere Extrem: Wird zu viel Energie eingespeist, können und werden Windkraftanlagen und andere "Erneuerbare" schon mal abgeschaltet, um das Netz nicht zu überlasten.
Projektierer ziehen durch die Republik
Die Möglichkeiten, ein möglichst konstantes Level bei der Energieversorgung zu halten, sind begrenzt. Und da kommen die "Batteriegroßspeicher" ins Spiel, die für einen Ausgleich sorgen können. In Expertenkreisen ist längst von einem "entscheidenden Baustein der Energiewende" die Rede. Und das sehen auch zahlreiche Firmen so, die auf ihrem Gelände zum Beispiel bereits in Eigenregie Strom erzeugen und ihn dann abrufen, wenn er benötigt wird. Aber auch unabhängige Investoren stehen inzwischen Schlange, wittern Morgenluft und haben Projektierer damit beauftragt, nach geeigneten Flächen zu suchen, wo in großem Stil die Riesenakkus aufgestellt werden können.
Dirk Karsten hat sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt und mit verschiedenen Projektierern Gespräche geführt. Er verfügt über intensiv genutzte Ackerflächen im Bereich Warstade. Der Bereich, um den es bei diesem Vorhaben geht, befindet sich rund 700 Meter vom EWE-Umspannwerk entfernt - und abseits der bislang vorhandenen Wohnbebauung - an der Kreuzung "Am Sieb" / "Zur Hansa". Eine Ecke, die wahrscheinlich nur Ortskundige, Landwirte und Spaziergänger kennen.
Entlang einer Baumreihe, die Sichtschutz bietet, sollen mindestens zehn technisch aufgerüstete Container (sechs Meter lang, drei Meter breit) aufgestellt werden, die als Speicher dienen; die vorgesehene Leistung der Anlage beträgt 50 Megawatt. Optisch geben sie nicht viel her, doch es kommt auf die "inneren Werte" an. Sollte es tatsächlich zur Realisierung des Vorhabens kommen, erfolgt von außen eine Begrünung des Areals.
Einer der großen Vorteile von Karstens Standort: Das EWE-Umspannwerk befindet sich nicht weit entfernt; diese Nähe erleichtert die Einspeisung ins Netz.
Bundesverband: "Klare Vorteile"
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft begrüßt derartige Projekte. Durch solche Speicher werde die "schwankende, dezentral erzeugte Energie genau dann verfügbar werden, wenn sie gebraucht wird - mit klaren Vorteilen für Netzstabilität, Großhandelspreise und die Flexibilität im Strommarkt".
Die ersten und durchweg positiven Signale hat Dirk Karsten bei der Umsetzung des "Batteriegroßspeicher"-Vorhabens im Fachausschuss bereits erhalten. Ob der Stadtrat auf die Euphoriebremse tritt, wird sich am Donnerstag (26. Juni) um 19 Uhr bei seiner Sitzung im Rathaus zeigen. Dann geht es darum, ob ein formales Bauleitverfahren für das Projekt eingeleitet werden soll.
