
Wie viel Döner braucht es? Der nächste Imbiss in Hemmoor sorgt für Diskussionen
Die Meinungen über Imbiss-Läden in Hemmoor gehen auseinander. Nach dem Dauerbrenner "McDonald's" ist jetzt ein neuer Dönerladen Thema, der unweit des Horts eröffnet werden soll. In den Kommentarspalten einer Facebook-Gruppe geht es hoch her.
Die Kommentarspalten in einer Hemmoorer Facebook-Gruppe glühen. Mittlerweile sind es über 90 Kommentare zu der Eröffnung eines weiteren Dönerladens. Dieser steht unweit des Horts in Hemmoor und wäre aktuell der fünfte Imbiss dieser Art. Die Kommentare sind häufig sarkastischer Natur und ziehen einen Vergleich zum geplanten Bau eines "McDonald's" in der Stadt.
Wie viele Dönerläden braucht Hemmoor?
Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Netzwerken meinen, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Die Diskussionen und eine Petition gegen den Bau des "Burger-Riesen" mit dem leuchtenden M in der Nähe einer Schule hatten schlussendlich dazu geführt, dass ein neuer Standort gesucht werden musste. Lehrer und auch Eltern waren in Sorge um die körperliche Gesundheit der Kinder, die auf einer gesunden Ernährung basieren müsse. Der Bau neben der Grundschule hätte laut Petition-Unterschreibern dazu führen können, dass diese Gesundheit nicht mehr gewährleistet werden könne.
Inwiefern der Döner gesünder sei als ein Burger bei der Fast-Food-Kette, erschließt sich manchen Kommentierenden auf Facebook nicht. Wie viele Döner-Läden braucht Hemmoor noch?, fragt sich ein anderer Hemmoorer. Mittlerweile gäbe es ja fast mehr Dönerläden als Einwohner. Ein Kommentator gibt zu bedenken, dass die Aufregung bei einer "Dönerladen-Obergrenze" genauso groß sei. Die Menschen würden sich entmündigt fühlen, und es sollte jedem in Hemmoor selbst überlassen bleiben, wo er essen geht, so der Kommentar.
Auch eine direkte Befragung von Bürgern im Einkaufzentrum von Hemmoor spiegelt diese Haltung wider. Patricia Steffens findet, Hemmoor brauche keinen weiteren Dönerladen und wünscht sich mehr Vielfalt in der Imbiss- und Restaurant-Landschaft. "Der deutsche Gasthof stirbt aus", äußert sich Daniella Mätzig auf Nachfrage. Überall würden die kleinen Gaststätten mit deutscher Kost schließen. Auch sie wünscht sich ein breiteres Angebot für verschiedene Geschmäcker.
Diskussion um eine "Döner-Obergrenze" wie in Heilbronn?
In der Stadt Heilbronn war es jüngst zu der Diskussion um eine Obergrenze für Dönerläden gekommen. Rund 20 Stück gibt es dort und somit rein statistisch 3,5 Läden auf 10.000 Einwohner. Die Läden würden das Erscheinungsbild beeinflussen, meint die CDU-Fraktion von Heilbronn. Investoren könnten abgeschreckt sein, durch zu viele Döner-Läden, Barbershops und Nagelstudios. Die Stadt Heilbronn ließ eine Obergrenze juristisch prüfen, die von einer Kanzlei als unzulässig eingeschätzt wurde, berichtete das ZDF.
Tobias Söhl von der Fraktion "Bündnis 90/Die Grünen" aus Hemmoor äußert sich auf Nachfrage unseres Medienhauses zum Vergleich "McDonald's" und Dönerladen. Dieser Vergleich sei sehr unausgewogen und würde den millionenschweren Marketingstrategien von "McDonald's" nicht gerecht werden, so Söhl. Kein Dönerladen würde die gleiche Faszination auf Kinder und Jugendliche ausüben, mit Spielplatz, Kindergeburtstagsangebot, einer eigenen Comicfigurenserie sowie Spielzeug in Kindermenüs zu aktuellen Kinderfilmen und einem großen Eisangebot. Laut Tobias Söhl würde es sich hier um eine frühkindliche Kundenbindung handeln, die sich dann auch im Jugendalter fortsetzen würde, mit Rabattaktionen per App und Social-Media-Beiträgen mit bekannten Stars. Weiter führt er aus, dass ein Dönerladen auch keinen "McDrive" habe, durch den ein höheres Verkehrsaufkommen zustande käme. "Mein Eindruck ist, dass das Gleichsetzen von ,McDonald's mit einem Dönerläden ein Versuch ist, die negativen Auswirkungen von ,McDonald's' kleinzureden."
Jens Kleen, Fraktionsvorsitzender der SPD hat aktuell das Gefühl, es sei "In" gegen "McDonald's" zu sein. Im Fahrwasser der "Fast-Food"- Kette könnten sich weitere Firmen ansiedeln wollen.
Sabine Wist, Bürgermeisterin der Stadt Hemmoor, kann seitens des Rats in Hemmoor keine Stimmen wie in Heilbronn um eine Obergrenze vernehmen. "Wenn sich Unternehmen auf dem Markt behaupten können, entscheidet letztlich der Konsument über seinen Zuspruch durch sein Kaufverhalten zur Zukunftsfähigkeit des Unternehmers", sagt Wist. Weiterhin habe die Stadt keine Steuerungsmöglichkeit zur Ansiedlung von Unternehmen, wenn der Bebauungsplan dazu passt. Der Unternehmer entscheide im Rahmen der rechtlichen Vorgaben, wo er seinen Betrieb eröffnen möchte und trägt das volle wirtschaftliche Risiko. Dieses geschieht nach dem Grundsatz der sozialen Marktwirtschaft.