Immobilien des Landkreises Cuxhaven im Fokus
Wie hält es der Landkreis mit seinen Gebäuden? Was muss wann saniert oder gar ersetzt werden? Ein großer Datensatz zu jeder eigenen Immobilie soll jetzt für mehr Klarheit sorgen. Für über fünf Dutzend Immobilien gibt es nunmehr eine Checkliste.
Der langjährige Kreisarchivar Dr. Axel Behne hatte auf dem Weg in den Ruhestand noch einmal richtig ausgeholt und öffentlich den angeblich schlechten Zustand des Kranichhauses in Otterndorf angeprangert. Ist seine Kritik berechtigt? Die Spitze der Kreisverwaltung sagt "Nein" und präsentiert eine (variable) Dringlichkeitsliste für die mögliche Sanierung oder den Neubau kreiseigener Immobilien. Eine Liste mit vielen Grundlagen, die aus Sicht der Politik plausibel ist. Das Kreisarchiv steht dabei nicht an der Spitze.
Kurzer Rückblick: Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit war vor zwei Jahren der Neubau der Oberschule "Achtern Dieck" in Dorum abgeschlossen worden. Das gesamte Auftragsvolumen: rund 30 Millionen Euro. Die Kasse des Landkreises war bei Baubeginn voll, die Baukosten noch nicht explodiert. Insgesamt zeigten sich Kreistagspolitiker angesichts der guten Finanzlage und niedrigen Kreditzinsen bei einzelnen großen Bauprojekten in Spendierlaune.
Aber beim Kreisarchiv in Otterndorf? Da war zu diesem Zeitpunkt Dr. Behne noch zuständiger Leiter. Und er rechnete vor wenigen Monaten angesichts des Zustandes des Otterndorfer Kranichhauses, in dem sich das Kreisarchiv befindet, mit seinem langjährigen Arbeitgeber - dem Landkreis Cuxhaven - in einem Interview mit unserer Redaktion ab. So bezeichnete er den Zustand des Kranichhauses und des Alten Landratsamtes "teilweise" als "Hohn" und erklärte: "Der Landkreis Cuxhaven ist untere Denkmalschutzbehörde und lässt seine eigenen Denkmäler in einem horrenden Zustand. Das verursacht großen Ärger."
Über 60 Immobilien
erhielten Benotung
Das wirft natürlich Fragen auf: Wie geht der Landkreis mit seinen Immobilien um? Schiebt er dringend notwendige Investitionen beiseite? Gibt es regionale und auch thematische Schwerpunktsetzungen? Werden Warnsignale zum Zustand der Immobilien unbewusst oder bewusst ignoriert?
Die für Immobilien zuständige Kreis-Dezernentin Andrea Pospich reagiert mit Kopfschütteln auf solche Spekulationen und verweist auf eine Liste zur "Zustandsbewertung der kreiseigenen Liegenschaften", in der mehr als 60 kreiseigene Immobilien aufgeführt sind. Diese Liste reicht von der Burg Bederkesa über die Feuerwehrtechnische Zentrale in Cadenberge und das "Torhaus" in Otterndorf bis hin zur Lamstedter Sporthalle und eben dem Kreisarchiv in der historischen Otterndorfer Altstadt.
In einer monatelangen Arbeit haben Beschäftigte aus mehreren Ämtern des Landkreises Daten und Fakten zu den Gebäuden zusammengetragen. Grundlagen der abschließenden Zustandsbewertung waren mehrere Faktoren, die unterschiedlich gewichtet sind. So bildet der Block "Sicherheit und Brandschutz" mit acht Unterpunkten den Schwerpunkt. Ein weiterer Bereich ist "Energie", wozu unter anderem die Beschaffenheit eines Daches, einer Fassade und auch die Lüftungsanlagen gehören. Im dritten Block sind andere Faktoren wie die Beleuchtungs- und Sanitäranlagen abgebildet. Ein wesentliches Element ist zudem die Barrierefreiheit.
Liste dient als
"Argumentationshilfe"
Herausgekommen ist eine umfassende Tabelle mit einer Benotung der verschiedenen Objekte, die aber in Bezug auf eine aktuelle Zustandsverbesserung oder -verbesserung variabel ist. Und die Gewichtung sagt letzten Endes auch nichts darüber aus, ob und wann eine Immobilie möglicherweise umfassend saniert oder sogar ersetzt werden muss. Es gibt keine starre Priorisierung: "Die Liste lebt", sagt die Dezernentin. Sie sei jedoch mit ihren einzelnen Punkten eine gute Entscheidungsgrundlage für den Kreistag. Denn welche umfangreichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen - abseits notwendiger Reparaturarbeiten - umgesetzt werden, hängt letzten Endes von der Schwerpunktsetzung des Kreistages ab. "Die Einschätzungen in dieser Liste sind begründ- und nachvollziehbar und als Argumentationshilfe gedacht", sagt die Dezernentin. Das sah der Kreistag in der vergangenen Woche genauso und verabschiedete die "Zustandsbeschreibung der kreiseigenen Liegenschaften".
Großer Sanierungsstau
an den Schulen
Aber selbst wenn es gute Argumente gibt, eine Immobilie bautechnisch grundlegend zu sanieren oder zu ersetzen, bedeutet dies noch lange nicht, dass dies auch geschieht. Denn am Ende entscheidet die Finanzlage über den Zeitplan. So beläuft sich der vom Landesrechnungshof aufgeführte Sanierungsstau allein bei den Schulen im Landkreis auf rund 790 Millionen Euro. Mögliche Neubaumaßnahmen sind darin noch nicht einmal enthalten.
