Kirsti Elle (22) ist die jüngste Kandidatin der SPD. Im Wahlkampf motiviert sie die Leute, am Sonntag demokratisch zu wählen. Foto: Kramp
Kirsti Elle (22) ist die jüngste Kandidatin der SPD. Im Wahlkampf motiviert sie die Leute, am Sonntag demokratisch zu wählen. Foto: Kramp
Jüngste EU-Kandidatin der SPD

Wie prägt die 22-jährige Kirsti Elle (SPD) aus dem Kreis Cuxhaven den EU-Wahlkampf?

von Wiebke Kramp | 05.06.2024

22 Jahre alt ist Kirsti Elle. Als jüngste Kandidatin der SPD in Deutschland möchte sie ins EU-Parlament einziehen.  Dafür befindet sich die Studentin aus Wremen im Endspurt des Wahlkampfes. Dabei geht es ihr darum, Demokraten zum Wählen zu bewegen.

Sie ist mit gerade einmal 22 Jahren die jüngste Kandidatin auf der SPD-Liste für die Europawahl. Doch sollte man nicht den Fehler begehen, sie zu unterschätzen. Gerade ihr Alter sieht Kirsti Elle aus Wremen als große Chance. "Die Zeit und die Probleme, vor denen wir stehen, erfordern es, mutig zu sein. Es ist wichtig, dass meine Generation sich einbringt und gehört wird - es geht doch schließlich um unsere Zukunft. Man braucht junge Leute, die in der Politik präsent sind."

Sie ist eine selbstbewusste Frau, eine die sich die Butter nicht vom Brot nehmen lässt und für die Demokratie und gegen rechts eintritt. "Es ist so wichtig, unsere Demokratie zu verteidigen", sagt sie - und ihre Leidenschaft ist spürbar. Sie möchte möglichst viele Menschen dazu bewegen, an die Wahlurne zu gehen und ihre Stimme für eine demokratische Partei abzugeben: "Wenn es dann die SPD ist - umso besser", schiebt sie schmunzelnd schnell hinterher, ebenso wie die Hoffnung auf eine große Wahlbeteiligung. Die meisten Leute begegneten ihr jetzt im Wahlkampf mit positivem Zuspruch, aber es gebe auch einige sehr unfreundliche Reaktionen. "Man braucht eben Selbstbewusstsein und ein dickes Fell in der Politik." Diese Erfahrung hat die junge Frau schon gesammelt.

Studium in Lüneburg 

Kirsti Elle wuchs in Hannover-Langenhagen auf, bis ihre Familie nach Wremen zog, als sie acht Jahre alt war. Sie besuchte das Kreis-Gymnasium in Bremerhaven und begann ihr Studium der Politikwissenschaften und Recht an der Leuphana-Universität in Lüneburg. Dort ist sie zurzeit im sechsten Semester und nach der EU-Wahl wird sie mit ihrer Bachelorarbeit beginnen. Ihr bilinguales Studium auf Deutsch und Französisch mit Auslandssemester in Frankreich habe ihre große Begeisterung für Europa noch unterstrichen. Ihren Wohnsitz im Landkreis Cuxhaven hat sie behalten, nicht zuletzt ob ihrer politischen Aktivitäten hier. 

Ihr politisches Interesse begann früh und sie ging proaktiv vor. Mit 16 Jahren trat sie den Jusos bei, der Jugend-Organisation der SPD. "Ich wollte mich engagieren - und weil ich was bewegen möchte, habe ich mich informiert, was es so gibt." Nach dem ersten Treffen bei den Jusos stand fest, sich dort einzubringen. Wenig später trat sie aus Überzeugung auch der SPD bei.

Sie ist Juso-Vorsitzende im Bezirk Nord-Niedersachsen und stellvertretende Juso-Vorsitzende im Landkreis Cuxhaven. Und seit 2021 ist sie auch in der Kommunalpolitik eingebunden. Sie sitzt im Ortsrat Wremen sowie im Rat der Wurster Nordseeküste. Ihre politischen Schwerpunkte seien daher auch "eine wilde Mischung", lacht sie. Einerseits sehe sie die großen internationalen und europäischen Themen, die auch bei den Jusos leidenschaftlich diskutiert werden. Auf der anderen Seite stünde aber eben auch die Politik für den ländlichen Raum mit so wichtigen Themen wie Mobilität und soziale Gerechtigkeit. "Kommunalpolitik ist so pragmatisch - und die Jusos diskutieren die Themen, die die Welt bewegen."

"Große Lust, Menschen für Europa zu begeistern"

Als die SPD sich auf Kandidatensuche für die EU-Wahl gemacht hat und dabei besonders auf junge Leute abzielte, habe sie festgestellt, "dass ich selbst große Lust darauf habe, Leute für Europa zu begeistern". Und sie holte sich Beratung aus Reihen der SPD im Kreis. Sie sprach zum Beispiel mit Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer und dem Landtagsabgeordneten Oliver Lottke. Die rieten ihr, die Kandidatur zu wagen. "Ich habe nur positives Feedback erhalten", freut sich Kirsti Elle über den Rückhalt.

Die EU habe so viel Potenzial. Kirsti Elle erhofft sich eine Verbesserung der europäischen Sozialpolitik. Es könne doch nicht sein, dass es immer noch so viel Armut und Kinderarmut gibt. Und es gehe auch darum, in Europa mehr voneinander zu lernen: "Themen wie den Klimawandel können wir doch in Deutschland nicht allein lösen - das geht nur gemeinsam. Und das Parlament muss bereit sein, mutige Schritte zu gehen - und dafür kämpfe ich."

Dass sie hier in ihrem Wahlkreis, der sechs Landkreise umfasst, gegen ein politisches Schwergewicht wie David McAllister antritt, schreckt die selbstbewusste junge Sozialdemokratin nicht. "Ich bin das Gegenmodell zu ihm und kann neue Perspektiven bieten." Mehrere Runden hat sie sie mit ihm auf dem Podium gesessen. Auch wenn es in der Sache unterschiedliche Auffassungen gebe, so seien es dennoch immer sachliche Diskussionen gewesen. Das habe sie als positiv und angenehm empfunden.

Kirsti Elle ist nicht naiv. Die angehende Politikwissenschaftlerin weiß genau, dass sie einen Einzug ins EU-Parlament mit ihrem Listenplatz 33 vermutlich nicht schaffen wird. Sie kann rechnen - aber mit ihr ist weiter zu rechnen. Der Kreis-SPD bleibt die zielstrebige EU-Kandidatin auf jeden Fall erhalten. "Ich fühle mich dieser Gegend hier sehr verbunden und möchte mich hier gerne weiter einbringen."

Man sollte nicht den Fehler machen, diese Nachwuchspolitikerin nicht auf dem Schirm zu haben: "Man unterschätzt mich vielleicht am Anfang", sagt Kirsti Elle und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: "Aber ich glaube, nicht lange."

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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