Das Ameos-Klinikum Mitte wird ab Mai geschlossen. Entstehen soll ein ambulantes OP-Zentrum. Foto: Scheschonka
Das Ameos-Klinikum Mitte wird ab Mai geschlossen. Entstehen soll ein ambulantes OP-Zentrum. Foto: Scheschonka
Die Hintergründe

Krankenhaus-Paukenschlag in Bremerhaven: Ameos schließt Klinik Mitte

05.02.2024

Das ist ein Paukenschlag für die Patientenversorgung in Bremerhaven: Wegen des enormen Kostendrucks muss Ameos das Klinikum Mitte ab Mai schließen. Was das für Patienten und Mitarbeiter bedeutet: die ganzen Hintergründe.

Ab Mai wird es in Bremerhaven nur noch zwei Krankenhäuser geben. Wegen des enormen Kostendrucks muss Ameos das Klinikum Mitte an der Wiener Straße schließen. Einige Abteilungen werden an das Bürgerpark-Klinikum verlagert, andere Fachbereiche komplett geschlossen. Das Ameos-Klinikum Mitte soll zu einem ambulanten Operations-Zentrum umgebaut werden.

"Wir müssen jetzt handeln, um zu überleben", begründet Ameos-Regionalgeschäftsführer Stephan Freitag diesen Schritt. Andernfalls wären beide Krankenhausstandorte in Gefahr.

Ameos-Klinik in Bremerhaven: Abteilungen werden geschlossen

Die Fachbereiche Kardiologie, Gefäßchirurgie, Plastische Chirurgie und Nuklearmedizin werden bei Ameos in Bremerhaven ab dem 1. Mai komplett geschlossen. Die Intensivstationen werden zusammengelegt, um Synergien zu nutzen.

Seit Monaten hatte es Gespräche zwischen Ameos, dem Klinikum Reinkenheide und dem Gesundheitsressort in Bremen gegeben - es ging um den Abbau von Doppelstrukturen und um Kooperationen. Zu einer konstruktiven Lösung kam es nicht.

"Wir werden die Standorte neu ausrichten und die stationären medizinischen Leistungen auf das Klinikum am Bürgerpark konzentrieren", betont die für Bremerhaven zuständige Ameos-Krankenhausdirektorin Katja Loesche.

Ameos-Krankenhausdirektorin Katja Loesche und Regionalgeschäftsführer Stephan Freitag informierten am Mittwoch die Beschäftigten über die Einschnitte. Foto: Scheschonka

Nach Aus der Ameos-Klinik in Bremerhaven: Ärzte müssen sich neuen Job suchen

Für die Kardiologie hatte Ameos keinen Versorgungsauftrag - der liegt in Reinkenheide. Seit Jahren führt Ameos darüber einen Rechtsstreit mit dem Gesundheitsressort. Trotzdem wurden bei Ameos mehrere hundert Herzinfarktpatienten pro Jahr versorgt.

"Wir haben in unserem Herzkatheterlabor seit Januar schon 200 Herzinfarktpatienten behandelt - oft auch deswegen, weil Reinkenheide oder Cuxhaven keine Patienten mehr aufnehmen konnte", hatte Kardiologie-Chefarzt Dr. Kadir Yilmaz in einem Interview Ende März 2023 gesagt. "Der Bedarf ist groß."

Der Mediziner muss sich jetzt einen neuen Job suchen, genauso wie sein Kollege und Gefäßchirurgie-Chefarzt Matthias Trede, der vor einem Jahr mit seinem kompletten Team aus dem Klinikum Bremen-Nord nach Bremerhaven gewechselt war. Die Kündigung wird insgesamt bis zu zehn Ärzte treffen.

Aus der Ameos-Klinik in Bremerhaven: "Keine Kündigungen für Pflegekräfte"

"Entlassungen von Pflegefachkräften und Funktionspersonal sind hingegen nicht geplant", betont Loesche. "Wegen des Fachkräftemangels sind wir auf sie angewiesen und möchten ihnen ein Angebot für den Bürgerpark machen. Wir werden mit allen Mitarbeitern jetzt in Einzelgespräche gehen."

Die Krankenhausleitung informierte die Beschäftigten am Mittwoch vergangener Woche über die notwendigen Einschnitte. Freitag betont, dass der Schritt jetzt notwendig ist, um wenigstens einen Krankenhausstandort von Ameos in Bremerhaven zu sichern und zukunftsfähig aufzustellen.

"Es ist die Konsequenz aus den nicht refinanzierten Kostensteigerungen von 13 Prozent in den vergangenen beiden Jahren durch Inflation und Energiekrise", erklärt Freitag. "Die Entscheidung fiel auf den Erhalt des Klinikums am Bürgerpark, weil der Standort baulich besser aufgestellt ist und weitere Abteilungen aufnehmen kann."

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe beim Krisenmanagement versagt und damit "den Sargnagel für das Klinikum Mitte" geliefert, betont Freitag.

Ameos hatte die Krankenhäuser in Bremerhaven im Jahr 2014 übernommen. Seitdem gab es immer wieder Stimmen, die in Bremerhaven einen Krankenhausstandort zu viel sahen - zuletzt war ein Gutachter im Auftrag des Gesundheitsressorts zu diesem Schluss gekommen. Die Behörde von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) muss den Plänen noch zustimmen.

Betriebsrat: Dramatische Botschaft für die Mitarbeiter

Betriebsratsvorsitzender Sönke Petersen spricht von "einer dramatischen Botschaft" für die Beschäftigten. Der Betriebsrat beobachte seit Jahren, dass Mitarbeiter "aufgrund der Tarifflucht des Arbeitgebers und der belastenden Arbeitsbedingungen das Unternehmen verlassen, zur Konkurrenz wechseln beziehungsweise gar nicht erst zu Ameos kommen".

Outsourcing und eine hohe Anzahl an Leiharbeitnehmern belasteten zusätzlich das Budget der Krankenhäuser und die Bestandsmitarbeiter. "Dies sind jedoch hausgemachte Ursachen, die - neben den bekannten Problemen, die Krankenhäuser haben - auch dazu führen, dass Abteilungen nicht mehr erfolgreich betrieben werden können", so Petersen.

"War schon der mehrfach neu geplante Umzug von Geestland nach Bremerhaven vor gerade mal vier Monaten ein Hin und Her, dann ist die jetzige Ankündigung, ein Krankenhaus zu schließen, eine noch dramatischere Botschaft für die Kolleginnen und Kollegen. Die Betroffenen können das Vertrauen in die Handlungen des Managements endgültig verlieren." Der Betriebsrat werde alles daran setzen, "Nachteile für Betroffene zu verhindern oder zu mildern", so Petersen.

Von Denise von der Ahé

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