Mord-Anstiftung innerhalb der Familie? Fall aus dem Kreis Cuxhaven landet vor Gericht
Unvorstellbarer Vorwurf an der Wurster Nordseeküste: Ein Vater soll seinen Sohn im September 2025 zum Mord an der eigenen Schwester angestiftet haben. Jetzt sind die Ermittlungen abgeschlossen - die Anklage liegt beim Landgericht Stade.
Die Nachricht über den Vorfall in der Region Wurster Nordseeküste hatte für Kopfschütteln und Entsetzen gesorgt, denn sie betraf Menschen aus der Nachbarschaft und die Tat erscheint einfach unvorstellbar. Ein 46-jähriger Familienvater war am 9. September am Bahnhof Dorum von der Polizei festgenommen worden.
Noch am selben Abend beantragte die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes, und das Amtsgericht erließ diesen. Seitdem befindet sich der Angeschuldigte in Untersuchungshaft.
Anklage nach schwerem Vorwurf vor Landgericht Stade erhoben
Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen den Familienvater abgeschlossen und Anklage beim Landgericht Stade erhoben. Die Anklageschrift wurde dem Gericht bereits am 17. November übermittelt. Dies teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade, Kai Thomas Breas, auf Anfrage der Nordsee-Zeitung mit. Der Vorwurf lautet: versuchte Anstiftung zum Verbrechen. Auch das Landgericht Stade bestätigte den Eingang der Anklageschrift.

Eine Sprecherin des Gerichts mochte sich jedoch nicht dazu äußern, ob die Anklageschrift angenommen wird und wann der Prozess vor der Schwurgerichtskammer beginnt. Eine Schwurgerichtskammer ist eine spezialisierte Strafkammer am Landgericht, die für besonders schwere Straftaten wie Mord oder Totschlag zuständig ist. Sie besteht aus drei Berufsrichtern und zwei Schöffen aus der Bevölkerung. Alle Mitglieder haben gleiches Stimmrecht bei Schuldfrage und Strafmaß.
Kontakt der volljährigen Tochter zu anderen missfällt dem Vater
Bei dem Angeschuldigten handelt es sich um einen Familienvater aus Syrien, der mit seiner Familie 2019 nach Deutschland kam. Nach Angaben der Ermittler soll er veralteten Rollenbildern zwischen den Geschlechtern anhängen und mit der Lebensweise in Deutschland Schwierigkeiten gehabt haben. Unter anderem soll er missbilligt haben, dass seine 19-jährige Tochter Kontakte zu jungen Männern hatte. Zudem wird ihm vorgeworfen, in der Vergangenheit gewalttätig gewesen zu sein.

Bereits am 2. September war er polizeilich bekannt geworden. Da soll er seine Familienmitglieder massiv beleidigt und bedroht haben, was einen Polizeieinsatz am Wohnort der Familie auslöste. Der Mann war für zehn Tage aus der Wohnung verwiesen worden. Bereits eine Woche später wurde die Polizei erneut aktiv und nahm den Mann am Dienstagnachmittag, 9. September, am Bahnhof Dorum fest. Auslöser war die Anzeige seines 17-jährigen Sohnes bei der Polizei.
Im Falle einer Verurteilung droht eine lange Haftstrafe
Dem Vater wird vorgeworfen, seinen Sohn zum Mord an der eigenen Schwester angestiftet zu haben, mit der Anweisung, es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Da es sich um ein Kapitalverbrechen handelt, zu dem der Mann anstiften wollte, könnte ihm im Falle einer Verurteilung eine lebenslange Freiheitsstrafe drohen.
Die Mutter und die Geschwister stehen hinter dem 17-jährigen Jungen, der die Polizei eingeschaltet hatte, statt die Tat auszuführen und zum Mörder der eigenen Schwester zu werden. Sie bewerten die Anstiftung zur Tat als versuchten Mord statt einer internen Familienangelegenheit, war aus Familienkreisen zu vernehmen.
Von Ismail Kul