NABU Land Hadeln: Beim Weidenstutzen an Wildbiene und Rotkehlchen denken
In der Kulturlandschaft sind Gehölzschnitte ein umstrittenes Thema: Naturschützer sehen oftmals darin eine Gefahr für die Biodiversität. Ein bewusster Umgang mit dem Thema kann der Tierwelt zugutekommen.
Noch bis Ende Februar dürfen Baum- und Gehölzschnitte vorgenommen werden - und regelmäßig entzünden sich Gemüter über das Ausmaß. Was ist noch notwendige pflegerische Maßnahme und wo fängt das Abholzen an? Wichtig ist aber in der Kulturlandschaft, dass Insekten, Vögel und andere Tiere Nahrung und Schutz finden. Und zuweilen kann man mit einer einfachen anderen Herangehensweise der Natur auf die Sprünge helfen.
Dass sämtliche an einem Ackerrand in Wanna stehenden Weiden bis auf den Boden gestutzt wurden, nimmt eine Leserin ein zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass Weiden die erste Nahrungsquelle von Wildbienen und Hummeln sind. Sie unterstellt ausdrücklich keinesfalls bösen Willen, aber erhofft sich durch Aufklärung ein besseres Bewusstsein für die Belange der Natur.
Tatsächlich sei es so, dass besonders Weiden als Erstblüher im Frühling eine besonders große Bedeutung haben, erläutern Achim Behrmann und Ursel Richelshagen, Vorsitzende des Nabu Land Hadeln - und zwar nicht nur als Nahrung für die Insekten, sondern auch als Schutzgelegenheit für Vögel und Kleinsäugetiere. Sie appellieren daher bei nötigen Pflegegehölzschnitten zum Beispiel bei Hecken, nicht alles auf einmal auf voller Länge wegzuschneiden, sondern vielmehr Staffelschnitte vorzunehmen, also jeweils im Turnus bestimmte Abschnitte zu schneiden - zum Beispiel hälftig oder drittelweise. So werde weiterhin ortsnah Nahrung und Schutz geboten. Ansonsten kann es dazu kommen, dass Vögel wie Rotkehlchen und Zaunkönige wegen wegfallender Nistplätze ungeschützt ihr Nest bauen. Das hat für die erste Brut verheerende Folgen: Sie fällt Elstern und Krähen zum Opfer, weil die Deckung fehlt. Behrmann und Richelshagen stehen für den Dialog, um gegenseitiges Verständnis zu erreichen. Im März hat der NABU Land Hadeln beispielsweise die Straßenbauverwaltung zu Gast, um über Beschneidungen und Fällungen von Straßenbäumen zu sprechen.
In den Dialog zu treten, ist auch das Anliegen von Landwirt Horst Meyer aus Frelsdorf bei Beverstedt. Er arbeitet aktiv am Gelingen des Niedersächsischen Wegs, bei dem Landesregierung, Landvolk, Landwirtschaftskammer sowie Natur- und Umweltverbände sich zu Anstrengungen für Natur- und Artenschutz sowie Biodiversität und Umgang mit der Ressource Landschaft verständigt haben. Der Bauer ist Vorstand des Lenkungskreises im Landkreis Cuxhaven. Angesichts von Kritik an Gehölzschnitten warnt er vor Pauschalisierung. Manchmal könne es nämlich auch Teil eines großen Konzeptes sein, Bäume und Büsche zu entfernen, um an anderer Stelle etwas Besseres für die Natur zu schaffen. Wichtige Aufgabe sei es, sinnvolle Biotopverbünde zu erreichen.
Wichtig hält Horst Meyer bei dem sensiblen Thema Gehölzschnitt Fortbildungsmaßnahmen wie sie beispielsweise die Norddeutsche Landschaftsplegeschule (Nola) in Frelsdorf anbietet, nicht nur für Landwirte, sondern auch für Kommunen als Bauhofbetreiber oder Grundstückseigentümer generell.
Hecken sind wichtige Elemente
Hecken sind laut NABU wichtige Elemente in der Kulturlandschaft. Sie verbinden Wälder, Wiesen und Gewässer und überbrücken die oft monotonen Agrarflächen. Sie sind wichtiger Lebensraum für unzählige Tierarten. Hier leben viele Vögel. Bei der Neuanlage von Hecken sollten möglichst viele verschiedene heimische Gehölze gewählt werden. Gehölze mit Früchten bieten zusätzlich Herbst- und Winternahrung für Vögel und Kleinsäuger. Das Anlegen einer Hecke gilt als ein besonders wertvoller Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt.