Ein bedeutender Tag für den Marinefliegerstützpunkt Nordholz: Im Dezember 2024 senden die Fregattenkapitäne Sebastian Meyer (links) und Ingo Graf die erste Funkmeldung aus dem neu errichteten Tower des Stützpunkts. Foto: Bundeswehr/Beatrix Krone
Ein bedeutender Tag für den Marinefliegerstützpunkt Nordholz: Im Dezember 2024 senden die Fregattenkapitäne Sebastian Meyer (links) und Ingo Graf die erste Funkmeldung aus dem neu errichteten Tower des Stützpunkts. Foto: Bundeswehr/Beatrix Krone
Millionenprojekt

"Traum-Arbeitsplatz" für Marineflieger: Neuer Tower verändert Flugbetrieb in Nordholz

09.05.2025

Mit 33 Metern Höhe thront der neue Tower der Marineflieger über dem Gelände im Kreis Cuxhaven - modern, verglast, mit weitem Blick bis zur Nordseeküste. Doch so eindrucksvoll das Bauwerk auch ist, offenbart es auch Herausforderungen.

33 Meter misst der neue Tower auf dem Militärgelände der Nordholzer Marineflieger. Ganz oben von der Kanzel, dem verglasten Arbeitsbereich der Fluglotsen, reicht der Blick bei freier Sicht bis nach Bremerhaven, Wilhelmshaven, zum Cuxhavener Funkturm und sogar zu den Windkraftanlagen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. "Ein Traum-Arbeitsplatz", schwärmt Fregattenkapitän Ingo Graf.

Der Kommandeur des Marinefliegerkommandos, Kapitän zur See Broder Nielsen, kann vom neuen Tower weit über das Nordholzer Militärgelände hinausblicken. Foto: Bundeswehr/Beatrix Krone

Graf ist Chef der Flugbetriebsstaffel. Mit ihren rund 55 Soldatinnen und Soldaten gehört sie zum Marinefliegerkommando (MFG) 3 "Graf Zeppelin". Für die Flugsicherung am Platz sind Fluglotsinnen und Fluglotsen zuständig, die bei der Bundeswehr Flugverkehrskontrolloffiziere heißen. Außerdem verfügt die Staffel über einen technischen Bereich, eine Platzmeisterei und eine Verwaltung.

Tower bietet Platz für Fluglotsen und Wetterbeobachter

Im Tower, dem sogenannten Flugplatzkontrollturm, arbeitet nur ein Drittel der Staffelbeschäftigten - die Fluglotsen und ein Wetterbeobachter; alle anderen Staffelangehörigen sind im Verwaltungsgebäude neben dem Tower untergebracht. Am 9. Mai wurde die Inbetriebnahme des Flugsicherungsturms mit einer internen Feier und geladenen Gästen wie Landrat Thorsten Krüger (SPD), dem Bürgermeister der Gemeinde Wurster Nordseeküste, Jörg-Andreas Sagemühl (CDU) und dem neuen Bundestagsabgeordneten Christoph Frauenpreiß (CDU), offiziell gefeiert.

Am 9. Mai, ein halbes Jahr nach dem ersten Funkspruch, wurde der neue Turm feierlich von der Flugbestriebsstaffel und geladenen Gästen in Betrieb genommen. Foto: Bundeswehr/Julia Kelm

14,8 Millionen Euro sind nach Auskunft des niedersächsischen Landesamtes für Bau und Liegenschaften in den Komplex aus Verwaltungstrakt und Tower investiert worden. Mehr als die Hälfte davon - 8,6 Millionen Euro - entfiel auf den Flugsicherungsturm.

Der neue Tower der Nordholzer Marineflieger ist mit 33 Metern das höchste Gebäude auf dem Stützpunkt und als einziges auf dem Platz mit einem Fahrstuhl ausgestattet. Foto: Heike Leuschner

Der neue Tower ersetzt den alten, mehr als 50 Jahre alten Flugsicherheitsturm. Er sei schon lange baufällig gewesen und habe in den zurückliegenden Jahren nur noch mit Sondergenehmigung betrieben werden dürfen, erklärt Graf. Eigentlich sollte der Turm zeitgleich zum neuen Büro- und Werkstattgebäude für die Staffel im Jahr 2017 betriebsbereit sein.

Dezember 2024: erster Funkspruch aus dem neuen Tower

Erste Überlegungen für den Neubau des Towers gab es bereits 2007. Doch der Bau zog sich länger hin als erhofft. Mit den Bauarbeiten wurde erst 2021 begonnen. Als Grund nennt Graf unter anderem geänderte Anforderungen an die Flugkontrolle.

Blick vom neuen Tower auf die Start-und-Landebahn der Nordholzer Marineflieger. Foto: Bundeswehr/Beatrix Krone

Im Dezember 2024 konnte der erste Funkspruch aus dem neuen Turm gesendet werden. Seine Inbetriebnahme gilt als bedeutender Schritt für die Flugsicherheit in Nordholz und ein wichtiger Meilenstein für die Weiterentwicklung der Marineflieger, betont der Leiter der Flugbetriebsstaffel.

In der gläsernen Kanzel, die den Tower als höchstes Gebäude auf dem Stützpunkt krönt, gibt es auf 66 Quadratmetern Platz für beide Teams der Flugsicherung. Etwas erhöht und mit Fensterblick sitzen die Fluglotsen der Platzkontrollstelle. Sie überwachen und steuern die Starts, Landungen und Bodenbewegungen.

Im selben Raum sitzen auch die Fluglotsen der Anflugkontrollstelle. Sie navigieren die Fluggeräte auch bei schlechten Sichtverhältnissen mit Hilfe von Radargeräten. "In der Vergangenheit waren das zwei, auch räumlich getrennte Dienststellen", erklärt Graf. "Die Zusammenführung bedeutet kürzere Wege und ermöglicht einen viel effizienteren Einsatz."

Dringend gesucht: Fluglotsen bei Marinefliegern

Doch der als "Meilenstein" gefeierte neue Tower birgt auch einen Wermutstropfen. Wie Graf berichtet, gibt es in der Staffel im Bereich Flugsicherung zurzeit "große Personalprobleme". Aktuell werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Personalsituation zu verbessern.

Die Bundeswehr bildet die sogenannten Flugverkehrskontrolloffiziere selbst aus. "Bewerber benötigen außer einem Realschulabschluss erst einmal nichts", sagt der Staffelchef.

Während des Bewerbungsverfahrens müssen die Anwärter dann Aufnahmetests bestehen. Der Beruf setzt unter anderem ein sehr gutes räumliches Verständnis voraus. Aber auch schnelle Reaktionen und höchste Konzentration gehören neben einer Affinität für Mathematik zum Anforderungsprofil.

Alter Tower muss für Vergrößerung des Platzes weichen

Im Unterschied anderen Bereichen auf dem Marinefliegerstützpunkt, wo sowohl Zivilisten als auch Soldaten arbeiten, beschäftigt die Flugbetriebsstaffel als Fluglotsen ausschließlich Soldatinnen und Soldaten. "Weil Fluglotsen bei der Bundeswehr auch im Krisenfall den Flugbetrieb sicherstellen müssen, werden sie auch militärisch ausgebildet", erklärt Graf.

Bleibt die Frage, was mit dem alten Tower auf dem Nordholzer Flugplatz geschieht. Staffelchef Graf geht davon aus, dass er im Laufe der weiteren Baumaßnahmen abgerissen werden wird. "Aufgrund der geplanten Vergrößerung des Ausbaus von Start- und Rollwegen, die noch anstehen, steht er in einem gewissen Hindernisbereich und muss daher weichen."

Von Heike Leuschner

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