
Geheime Drohnenflüge? Nordholzer Militärbasis mehrfach Ziel - "Das sind Kriminelle"
Immer häufiger werden militärische Anlagen und sensible Infrastruktureinrichtungen in Deutschland von Drohnen überflogen. Auch im Cuxland hat es bereits mehrere solcher Vorfälle gegeben. Wie stellen sich Bundeswehr und Polizei den Herausforderungen?
Deutschlandweit mehren sich seit Monaten Meldungen über Drohnen, die Flughäfen lahmlegen, Militärstützpunkte oder andere kritische Infrastruktur überfliegen. Auch das Cuxland ist immer wieder betroffen.
Augenzeugen zufolge wurde vor zwei Wochen über dem Nordholzer Militärgelände mindestens eine Drohne gesichtet. Es war nicht der erste Vorfall dieser Art bei den Marinefliegern.
Bereits Ende Februar waren nach Recherchen von WDR, NDR und SZ zum wiederholten Male verdächtige Drohnen über Militärstützpunkten und kritischer Infrastruktur in Norddeutschland gesichtet worden. Der Kommandeur des Marinefliegerkommandos in Nordholz, Kapitän zur See Broder Nielsen, bestätigte seinerzeit im Gespräch mit der Nordsee-Zeitung, dass das Nordholzer Militärgelände von Drohnenüberflügen betroffen gewesen sei.
"Drohnen über Flughäfen fliegen zu lassen, ist eine Straftat."
"Drohnen in einen Flughafen fliegen zu lassen, ist eine Straftat", betonte der Kommandeur des Marinefliegerkommandos im März. "Wer hier einfliegt, das sind keine Trottel, die das versehentlich machen, das sind Kriminelle."
Zur Anzahl der Drohnen, die in den zurückliegenden Monaten über dem Nordholzer Marinefliegerstützpunkt gesichtet wurden, äußerte sich die Marine aktuell nicht. "Aus Gründen der militärischen Sicherheit werden hierzu keine Angaben gemacht", teilte ein Sprecher der Marine aus Wilhelmshaven mit.
Konkreter wird auch Pressesprecher Stephan Hertz von der Polizeiinspektiion Cuxhaven nicht: "Aktuell werden durch unser Fachkommissariat für Staatsschutzangelegenheiten seit Mitte des Jahres mehrere Vorgänge zu Drohnensichtungen bearbeitet. Grundsätzlich ist es in solchen Fällen Ziel, im Rahmen von üblichen Einsatz- und Fahndungsmaßnahmen unter anderem die drohnenführenden Personen zu ermitteln. Das erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Bundeswehr."
Marinesprecher: Maßnahmen zur Drohnenabwehr eingeleitet
Auf die Frage, wie die Bundeswehr mit den Drohnenvorfällen umgeht, hatte Nielsen im März beklagt, dass die technischen Möglichkeiten begrenzt seien und nicht ausreichen würden, um wirkungsvoll auf die Drohnenüberflüge zu reagieren.
Auf eine aktuelle Anfrage dazu sagte ein Marinesprecher aus Wilhelmshaven: "Die Bundeswehr reagiert auf wechselnde Rahmenbedingungen sowie Veränderungen der Bedrohungslage. Insofern wurden in den letzten Monaten vielfältige Maßnahmen zum Schutz von militärischen Liegenschaften und zur Verbesserung der Drohnendetektion und -abwehr eingeleitet."
Die Bundeswehr würde ihr technisches Fähigkeitsportfolio laufend an die veränderte Bedrohungslage anpassen. Zu taktischen und operativen Details äußert sie sich "aus Gründen der militärischen Sicherheit" nicht.
Zur Einschätzung der Bedrohung, die von immer wieder beobachteten Drohnenüberflügen ausgeht, sagt der Marinesprecher: "Das Thema Drohnen ist einer unserer Schwerpunktbereiche für die Verteidigungsfähigkeit der Streitkräfte. Wir sehen in modernen Konflikten, dass Drohnen eine immense Bedeutung gewonnen haben, und zwar nicht nur im Bereich Aufklärung, sondern vor allen Dingen auch im Wirkungsbereich, indem Wirkmittel durch Drohnen verbracht werden."
Die Bundesregierung hat in dieser Woche die Pläne für eine verbesserte Drohnenabwehr konkretisiert. Danach sollen noch in diesem Jahr die Spezialeinheiten der Bundespolizei um eine Drohnenabwehreinheit ergänzt werden. Auch ein geplantes Drohnenabwehrzentrum von Bund und Ländern soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen.
Polizei informieren
Anwohner, die auffällige Flugobjekte wahrnehmen, sollten diese an die nächste Polizeidienststelle melden, wenn es sich um Drohnensichtungen über militärischen Gebieten handelt oder Anlagen, die der kritischen Infrastruktur zuzurechnen sind. "Das unterstützt sicherlich die Bemühungen der Bundeswehr, aber auch der entsprechenden Polizeibehörden zur Drohnen- und Gefahrenabwehr", sagt ein Marinesprecher aus Wilhelmshaven.
Von Heike Leuschner und Julia Dührkop