Vom ZDF-Reporter zum Sportfunktionär: Norbert König aus Nordholz hat einen neuen Job
Der Ruhestand war nur von kurzer Dauer: Norbert König, ZDF-Urgestein und Moderator des Otterndorfer Küstenmarathons, kehrt zurück ins Rampenlicht. Der gebürtige Nordholzer ist jetzt Sportfunktionär. Warum er sich zu diesem Schritt entschieden hat.
Norbert König, geboren in Nordholz-Deichsende und aufgewachsen in Cappel, hat beim Fernsehen eine beeindruckende Karriere hingelegt. Fast 40 Jahre lang moderierte er Sportsendungen im ZDF, darunter das "Aktuelle Sportstudio", die ZDF-Sportreportage und den Sport in der heute-Sendung oder im ZDF-Mittagsmagazin. Außerdem war König seit 1988 bei Olympischen Sommer- und Winterspielen sowie bei Fußball-Welt- und Europameisterschaften zu sehen, moderierte bei den French Open und bei Ski-Alpin-Rennen. Vor allem aber durfte er große Leichtathletik-Wettkämpfe begleiten. In Otterndorf kennt man ihn seit vielen Jahren als Moderator des Sparkassen-Küstenmarathons.
Nach den Olympischen Spielen in Paris trat der 66-Jährige eigentlich in den wohlverdienten Ruhestand - nur um kurze Zeit später die Karrierewende zu vollziehen und die Seiten zu wechseln. König hat sich dazu entschlossen, seine Leidenschaft für Tischtennis in eine neue Rolle als Sportfunktionär umzumünzen. Bei einem außerordentlichen Bundestag in Frankfurt am Main wurde König in das Präsidium des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) gewählt, wo er eine von sieben Vizepräsidentenpositionen übernimmt.
Das Präsidium agiert als eine Art Kontrollgremium, das den Vorstand bestimmt und die Leitlinien der Verbandspolitik festlegt. Norbert König und seine Kollegen unterstützen dabei den neuen DTTB-Präsidenten Konrad Grillmeyer. Alle Präsidiumsmitglieder, einschließlich König, üben ihre Rollen ehrenamtlich aus.
Mehr Menschen für Tischtennis begeistern
Was ist das für ein Gefühl, plötzlich auf der anderen Seite zu stehen? Er sehe sich eher als "kreatives Aufsichtsratsmitglied", sagt König. Es gehe ihm darum, Ideen einzubringen, um mehr Menschen für die Ballsportart zu begeistern. Denn beim Tischtennis sei das bisher so: "Wenn ich herumfrage, wer Karten für ein Tischtennis-Event haben möchte, dann melden sich drei von 100."
Jeder habe schon einmal Tischtennis gespielt, auf dem Schulhof, im Park, zu Hause, aber für die großen Stars der Branche würden sich nur die wenigsten Menschen interessieren. "Die Schere beim Tischtennis ist weit auseinander zwischen denen, die spielen, und denen, die Interesse daran haben, was die Topleute machen", sagt König, der in Cuxhaven das Amandas-Abendroth-Gymnasium besucht hat. Tischtennis sei in dieser Hinsicht "der Gegenentwurf zum Fußball".

Tischtennis hat König schon als Kind beim SV Spieka gespielt, unter der Leitung des dortigen Pastors Koch. "Der Pastor hatte sogar einen Tischtennis-Roboter angeschafft, der die Tischtennisbälle ausspuckte", erinnerte sich König im vergangenen Jahr in einem Interview mit der Nordsee-Zeitung. Später wechselte er zur TSG Nordholz und spielte auch an der Uni Tischtennis. "Bis mir einer gesagt hat, dass ich den Schläger falsch halte. Da war ich beleidigt und habe erst mal aufgehört", so König. Als er in den Mainzer Raum zog, trat er in den Verein TTV Nierstein ein, wo er heute noch Tischtennis spielt.
Jörg Roßkopf, Dimitrij Ovtcharov und natürlich Timo Boll - das sind die großen Namen, die er im Laufe seiner Reporterlaufbahn kennenlernen durfte. Auf die Idee, mit den Tischtennis-Stars Freundschaft zu schließen, wäre er aber nie gekommen. "Ich habe Privatkontakte zu Sportlerinnen und Sportlern überhaupt nicht gepflegt. Zur journalistischen Objektivität gehört die Distanz dazu", meint König.
In der neuen Funktion hat er nun Gelegenheit, engere Kontakte zu knüpfen. Timo Boll als Botschafter für den Tischtennissport einzubinden, "das werden wir natürlich versuchen", kündigt König an. Ansonsten schwärmt er vom 18 Jahre alten Talent Annett Kaufmann, die bei den Olympischen Spielen in Paris mit ihrer offensiven Art die Leute eingenommen hat. "Die hat mich sehr begeistert."
