
Bürger sorgen für Schwebezustand bei Osten und Hemmoor
Mitte der 70er-Jahre war sie ein Fall für den Schneidbrenner. Doch dann wurde die "Eiserne Lady" durch Ehrenamtliche wieder wachgeküsst: Seit 50 Jahren kümmert sich die "Fördergesellschaft" um die Schwebefähre Osten-Hemmoor. Das wurde gefeiert.
Ein Geschenk gab es bei der Jubiläumsfeier durch Denkmalschützerin Birgit Greiner: Sie rechnet 2026/2027 mit notwendigen Sanierungsarbeiten an der Konstruktion in einer Größenordnung von mindestens 8,6 Millionen Euro.
Wenn die 116 Jahre alte "Dame" erzählen könnte, dann hätte sie sicherlich einige Geschichten parat. Ihr Vorgänger war eine Prahmfähre, deren Betrieb aber bei Eisgang eingestellt werden musste. Osten war dann abgeschnitten vom anderen Oste-Ufer.
Eine Lösung musste her, doch der Neubau einer üblichen Brücke war angesichts des Segelschiffsverkehrs nicht möglich. Die Lösung: eine Schwebefähre. 1909 wurde sie eingeweiht und erwies sich als sicheres Transportmittel, um Fahrzeuge und Personen im Schwebezustand auf die jeweils andere Osteseite zu bringen. Doch 1974 folgte das Aus, als man die feste Ostebrücke einweihte. Die Schwebefähre wurde ausgemustert. Das Interesse an einem Erhalt war auch in der Ostener Bevölkerung nicht sonderlich groß.
Doch es bildete sich eine von Horst Ahlf geleitete Gemeinschaft, die sich mit einem drohenden Abriss nicht abfinden wollte. Es erfolgte die Gründung der Fährgesellschaft, der der Landkreis als Eigentümer des Bauwerkes den Fährbetrieb übertrug. Das war vor 50 Jahren - daran erinnert wurde am Wochenende bei einer Festveranstaltung, die Karl-Heinz Brinkmann moderierte, der 2012 von Ahlf den Vorsitz übernahm.
Vom Verkehrsmittel zur Touristenattraktion
Brinkmann erinnerte an die wechselvolle Geschichte der Schwebefähre, die sich vom reinen Verkehrsmittel zur Touristenattraktion und zum Wahrzeichen der Oste-Region entwickelte. Es gab viele Höhen und Tiefen. Stilllegungen durch den TÜV, mehrere Sanierungen und Wiederinbetriebnahmen, aber auch die wachsende Anerkennung der Schwebefähre sowie die Gründung des Weltschwebefährenverbandes mit den acht verbliebenen Bauwerken in Europa und Südamerika - die Schwebefähre hat eine bewegte Geschichte.
Brinkmann zeichnete bei der Jubiläumsfeier übrigens einen Mann als neues Ehrenmitglied der Fährgesellschaft aus, der in den Medien immer wieder die Bedeutung der Fähre für die gesamte Osteregion hervorhob und auch als Vize-Präsident des Weltschwebefährenverbandes agiert hat: der Ostener Journalist Jochen Bölsche. Ohne ihn hätte wahrscheinlich der damalige spanische König Juan Carlos auch nicht die Schirmherrschaft des Verbandes übernommen. Das Treffen zwischen Ostenern und dem Monarchen bleibt unvergessen.
In zahlreichen Reden wurde am Sonnabend bei der Festveranstaltung für die Fährgesellschaft hervorgehoben, dass nur durch den ehrenamtlichen Einsatz von Bürgerinnen und Bürgerinnen der Fährbetrieb aufrechterhalten werden kann. Damit sie diesen Dienst leisten können, ist der Landkreis gefordert, die Funktionsfähigkeit sicherzustellen. Noch in diesem Monat wird ein Förderbescheid über die Sanierung in einer Größenordnung von 8,6 Millionen Euro erwartet. Dazu der stellvertretende Landrat Claus Johannßen: "Die Schwebefähre ist uns eben lieb und teuer."
