Altstadtfest in Otterndorf: Experte hält Einzäunung und Eintritt für nicht umsetzbar
Eintritt für das Altstadtfest? Der Tourismusausschuss der Stadt Otterndorf hat diese Idee in seiner jüngsten Sitzung andiskutiert. Aber lässt sich das Festgelände überhaupt einzäunen? Ein Experte hält den Vorschlag für "nicht umsetzbar".
Zwei Tage lang Party in der Altstadt mit tollen Bands, Flohmarkt, Kinderspaß, Essen und Trinken - das kostet auch. Mit Ausgaben in Höhe von 70.300 Euro rechnet die Stadt Otterndorf für das Altstadtfest 2024. Dem stehen geplante Einnahmen von lediglich 27.600 Euro gegenüber. Macht ein Minus von 42.700 Euro. Die Bühnen, Logistik, Sicherheit - all das will finanziert werden. Nur ein Teil wird mit Standgeldern und Sponsoring refinanziert.
Manch andere Gemeinden gehen neue Wege, zum Beispiel Steinau. Auf das Veranstaltungsgelände dürfen seit 2022 nur Partygäste, die sich im Vorverkauf Eintrittskarten gesichert haben. Lässt sich dieses Modell auch auf das Otterndorfer Altstadtfest übertragen? Zaun drum und Eintritt nehmen - diese Idee wurde im Tourismusausschuss zumindest andiskutiert. Hintergrund: Die Finanzen der Stadt sind knapp, weshalb im Rahmen der Haushaltsberatungen derzeit alle Posten auf den Prüfstand kommen. Auch das Altstadtfest.
Viele Großveranstaltungen im Cuxland begleitet
Bei dem ehemaligen Polizisten Karsten Schrader stößt eine mögliche Einfriedung des Altstadtfestgeländes auf große Bedenken: "Da ich weiß, was das kostet, halte ich diesen Vorschlag für nicht umsetzbar." Der 65-jährige Cadenberger hat als Polizeibeamter viele Großveranstaltungen im Cuxland begleitet und ist mit den Gesetzen und Verordnungen zur Veranstaltungssicherheit vertraut. Das Altstadtfest kennt er nicht nur als Besucher, sondern auch als früheres Mitglied des Festkomitees.
"Die Konsequenzen einer Einfriedung des Veranstaltungsgeländes sind enorm", weiß Schrader. Durch eine Einzäunung würde das Fest den Spielregeln der Niedersächsischen Versammlungsstättenverordnung unterliegen - und die überlässt nichts dem Zufall. Ob Fluchtwege, Brandverhütung, die Anzahl der Toiletten oder auch die Notwendigkeit eines Ordnungsdienstes - das alles ist in den Vorschriften verbindlich geregelt. Diese Liste abzuarbeiten, wäre aus Schraders Erfahrung wohl nur von Fachleuten zu bewältigen. Er empfiehlt die Lektüre des Deichbrand-Sicherheitskonzeptes. "Das dürfte schnell für Ernüchterung bei den Verantwortlichen sorgen und eine Finanzierbarkeit eines solchen Konzepts in wenigen Augenblicken obsolet erscheinen lassen", so Schrader.
Aber auch ohne Zaun müsse die Sicherheit an oberster Stelle stehen, mahnt der frühere Polizist. Er befürchtet, dass die Sicherheitsbelange der Besucherinnen und Besucher des Altstadtfestes angesichts der leeren Stadtkasse zurückgestellt werden. "Die allgemeine Entwicklung der Sicherheitslage in Deutschland - auch im beschaulichen Land Hadeln - muss Einfluss auf die Veranstaltungssicherheit haben", fordert Schrader.
Nicht nur den Otterndorfern, sondern allen Organisatoren von größeren Veranstaltungen empfiehlt der Sicherheitsexperte, sich gut auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Ob Wetterextreme, Brandszenario oder Massenschlägerei - Veranstalter sollten sich der potenziellen Risiken, die eine Veranstaltung mit sich bringen kann, stets bewusst sein. Er sieht aber auch die Behörden, die Städte und Landkreise in der Pflicht. Sie sollten aus seiner Sicht Beratungs- und Fortbildungsangebote für Veranstalter machen und Infos zum Herunterladen anbieten. Hier sieht er im Kreis Cuxhaven noch Nachholbedarf.
Den bereits eingeschlagenen Weg der Stadt Otterndorf, das Altstadtfest etwas "lütter" und gemütlicher durchzuführen, begrüßt der Sicherheitsexperte: "Die Tendenz halte ich für richtig."