Ein Jahr voller Engagement in Otterndorf: "Es hat sich eine Gemeinschaft gebildet"
In Otterndorf gibt es seit einem Jahr den Stammtisch für Neubürger und Alteingesessene. Marlies Müller brachte die Idee aus Cuxhaven nach Otterndorf. So entstand eine einzigartige Gemeinschaft.
Kommt man neu in eine Stadt, ist es manchmal nicht so einfach, neue Leute kennenzulernen. So ging es auch Marlies Müller. Vor einem Jahr zog sie von Osnabrück nach Otterndorf. "Ich war ganz allein", erzählt sie. Ihre Familie lebt in Bremerhaven.
In Cuxhaven erfuhr die Rentnerin während eines Theaterworkshops von "Wissen und Klönen", einem Stammtisch für Neubürger und Alteingesessene in Cuxhaven. So etwas wollte sie auch in Otterndorf etablieren. Es gab eine Ausbildung zum Engagementlotsen, an der sie teilnahm. Daraufhin rief sie gemeinsam mit Stefan Gagelmann den Stammtisch in Otterndorf ins Leben. Beim ersten Treffen kamen 21 Leute, beim zweiten bereits 60. "Das war richtig gut", betont Müller.
Einjähriges Bestehen des Stammtisches
"Vom Engagement lebt der Zusammenhalt", sagte Frank Thielebeule, Samtgemeindebürgermeister des Land Hadeln, der zum einjährigen Bestehen einen Blumenstrauß überreichte. Mehrere Anwesende ergriffen das Wort, was Marlies Müller sichtlich berührte. Die Gründerin wurde von den Anwesenden zum Jubiläum überrascht.
Müller ist in der DDR aufgewachsen. "Dort war es so: Wir helfen uns gegenseitig, wenn es kritisch wird", erzählt sie. Dieses Gefühl wollte sie auch in ihrer neuen Heimat etablieren. Regelmäßig kämen zu den Treffen 30 bis 40 Leute. "Sie kommen einfach gerne", meint sie. "Die älteste Person ist 91 Jahre alt, die jüngste Person nicht mal ein Jahr", berichtet die Rentnerin. Früher war sie beruflich sowohl als Speditionskauffrau als auch als Heilpraktikerin für Psychotherapie tätig.
"Tolle und innovative Ideen"
Neben dem Stammtisch werden noch weitere Gruppen angeboten. Zum Angebot zählen auch verschiedene Whatsapp-Gruppen, in denen die Leute vernetzt sind. Die Betreuung der Whatsapp-Gruppen und der Internetseite übernimmt Stefan Gagelmann. Zudem engagieren sich die Menschen vielfältig. Im September pflanzten sie drei Apfelbäume in Otterndorf und im Oktober bauten sie acht Igelkästen auf. "Marlies hat immer tolle und innovative Ideen", meint Susanne Bargstedt. Sie ist seit Beginn Teil des Organisationsteams des Stammtisches. Das Team besteht aktuell aus sechs Leuten, denen Müller ihre Ideen vorschlägt. "Wir sind das Team", betont sie.

Eine Gemeinschaft gebildet
Müller sei sehr glücklich darüber, wie das Angebot angenommen werde. "Wenn man an der Seite steht und in den Raum guckt, ist das sehr schön. Es hat sich eine kleine Gemeinschaft gebildet", beschreibt sie. Ab und zu kommen auch Vereine und stellen sich beim Stammtisch vor. "Es geht um das Verbinden", so die Gründerin.
Jeden dritten Montag im Monat findet der Stammtisch in der Stadtscheune in Otterndorf statt. Der Raum werde ihnen kostenfrei von der Stadt zur Verfügung gestellt, erzählt Susanne Bargstedt. Zur Weihnachtsfeier, die auf das Jubiläum fiel, wurde eine kleine Tombola organisiert. Jeder brachte ein Geschenk im Wert von fünf Euro mit. Per Losverfahren wurden die Geschenke dann verteilt. Für neue Leute oder die, die nichts von der Tombola mitbekommen hätten, habe Marlies selbst ein paar Geschenke mehr mitgebracht, erklärt sie.
Der Stammtisch sei nicht nur für Neubürger in Otterndorf, sondern für jeden aus der Umgebung, der Lust habe, so Müller. Viele, die zum Stammtisch kämen, seien über 65 Jahre alt, erzählt Bargstedt. "Es ist toll für die Generation. Es dürfen gerne aber auch Jüngere kommen", betont sie.
Im Januar kommt die Landespolizei zu einem Treffen und es gibt eine Grünkohltour. Weitere langfristige Pläne hat Müller nicht. "Ich bin spontan. Immer wenn mir etwas einfällt, setze ich es um."
