Nach Sternenmarkt-Vorfall: Otterndorf setzt Zeichen für Demokratie und Menschlichkeit
Otterndorf zeigt mit einer gemeinsamen Singaktion auf dem Kirchplatz, dass Fremdenfeindlichkeit und rechtes Gedankengut hier keinen Platz haben. Rund 500 Menschen setzen ein friedliches Zeichen für Solidarität und Demokratie.
Von rechtsradikalem Gedankengut distanziert sich Otterndorf ausdrücklich und setzt am 4. Advent ein deutliches, eindringliches und harmonisches Zeichen für Demokratie und Menschlichkeit: Rund 500 Personen folgen dem zuerst über Social Media verbreiteten Aufruf und treffen sich zum gemeinsamen Weihnachtsliedersingen auf dem Kirchplatz. Sie zeigen, dass hier kein Platz für Fremdenfeindlichkeit ist. Vielmehr herrscht dort eine familiäre, friedliche Stimmung unter Tannenbaum und Lichterglanz, und es erklingen gemeinsam eine halbe Stunde Lieder wie die "Weihnachtsbäckerei", "Last Christmas" oder "Alle Jahre wieder".
Nachdem sich der Aufruf in Windeseile verbreitete, hat sich die Stadt entschieden, als Veranstalter aufzutreten, um damit zu beweisen, dass es hier friedvoll und solidarisch zugeht. Zum Einbruch der Dunkelheit begrüßen Bürgermeister Claus Johannßen und Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule die zahlreichen Bürgerinnen und Bürger und machen deutlich, dass Otterndorf für Werte wie ein respektvolles Miteinander und für die Demokratie stehe.

Gegenprogramm zu Sternenmarkt-Vorfällen
Diese gemeinsame Singaktion war als Gegenprogramm zu den Vorfällen auf dem Sternenmarkt, die Otterndorf eine bundesweite Medienpräsenz bescherten. Dort erklang, wie mehrfach berichtet, neben Weihnachtsliedern über Lautsprecher auch rechtsradikale Musik. Mittlerweile ermittelt die Polizei in dieser Sache gegen einen 40 Jahre alten Mann aus dem Kreis Stade.
Der Kirchplatz ist für diesen Moment eine Woche nach dem überschatteten Sternenmarkt eine Begegnungsstätte für Jung und Alt mit einer klaren Botschaft: Rechtes Gedankengut hat hier keinen Platz. Ausdrücklich dankt Frank Thielebeule allen Teilnehmenden: "Sie sind alle gekommen, um zu zeigen: Wir wollen keinen Rassismus, keinen Antisemitismus und keine Parteien, die unsere demokratische Grundordnung infrage stellen." Die Offenheit für ein gemeinsames Miteinander aller Kulturen und Nationalitäten nannte er den Kitt unserer Gesellschaft. Und er verweist auf die im Jahr 2024 in der Stadt Otterndorf und der Samtgemeinde verfasste Resolution gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit, in der sich ausdrücklich zu Werten der Toleranz, der gegenseitigen Achtung und des friedlichen Zusammenlebens aller Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Nationalität, Geschlecht oder sexueller Orientierung, bekannt wird.

Jede Altersgruppe ist vertreten
Sichtbar sind die "Omas gegen Rechts", aber auch auffallend viele junge Familien mit Kindern sind der Einladung gefolgt. Der Otterndorfer Familienvater Richard Schuster verdeutlicht, dass ihm die Teilnahme wichtig sei, als Botschaft zu zeigen, dass die Demokratie, in der wir leben, nicht selbstverständlich sei. "Es ist gut, dass hier so viele Menschen zusammenkommen. Das gibt mir ein gutes Gefühl." Kora Rehländer aus Cuxhaven und die gebürtige Otterndorferin Luca Bültemann haben Transparente mitgebracht und stellen klar, dass Nazis in der Gesellschaft nichts zu suchen haben und man gegen deren Propaganda aufstehen und sich wehren müsse. "Es ist gefährlich, wie rechtes Gedankengut heute vor allem an Jugendliche herangeführt wird. Das macht Angst."