Christian Behm fühlt sich am Scharhörner Ring eigentlich wohl. Aber die Hinterlassenschaften und Auswüchse der 40 Jahre alten Eichen bringen ihn und die anderen Anwohner allmählich auf die Palme. Fotos: Mangels
Christian Behm fühlt sich am Scharhörner Ring eigentlich wohl. Aber die Hinterlassenschaften und Auswüchse der 40 Jahre alten Eichen bringen ihn und die anderen Anwohner allmählich auf die Palme. Fotos: Mangels
Straßenbäume

Anwohner ärgern sich über Eichen am Scharhörner Ring in Otterndorf

von Christian Mangels | 09.12.2022

Otterndorf. Die Eiche dürfte in Deutschland die wohl bekannteste Baumart sein. Sie liefert wertvolles Holz, aus dem sich Zäune, Fässer und hochwertige Möbel bauen lassen. Am Scharhörner Ring sorgen die etwa 40 Jahre alten Bäume allerdings für Ärger.

Christian Behm lebt seit 2019 am Scharhörner Ring, im Herzen Otterndorfs. Er und seine Lebenspartnerin Ute Berkel haben sich dort ihre gemütliche und ruhige Idylle geschaffen. Doch die Freude an Haus und Garten wird seit Jahren deutlich getrübt. Der Auslöser für den Ärger: eine 25 Meter hohe Eiche direkt neben dem Haus. Dabei ist es nicht der Baum an sich, der stört, sondern seine Hinterlassenschaften und Auswüchse. "Die Eiche mit ihrer Krone und den Wurzeln dehnt sich immer weiter aus", sagt Behm. Die Äste ragen längst auf das Grundstück und die Wurzeln verursachen Schäden auf dem Gehweg. Und: Die Entsorgung von Laub und Eicheln, sowohl auf dem Grundstück als auch auf der Straße, stelle mittlerweile eine "unzumutbare Belastung" für ihn und seine Partnerin dar, findet der Otterndorfer. 

Nicht nur Christian Behm ärgert sich über die Eichen am Scharhörner Ring. Bei einer Unterschriftensammlung, mit der die Nachbarn die Stadt auffordern, die Straßenbäume auf ein "für Anwohner und Verkehrsteilnehmer zumutbares Maß" zurückzuschneiden, haben mehr als 30 Otterndorferinnen und Otterndorfer unterschrieben. Sie sind der Meinung, dass Eichen als Straßenbäume in einem Wohngebiet einfach nicht geeignet sind. Einige fordern sogar, die Bäume zu fällen und durch andere Baumarten zu ersetzen.

Christian Behm und Ute Berkel haben als Sprecher der unzufriedenen Anwohner schon mehrere Schreiben an die Verwaltung, an den Bauhof und die Politik gerichtet. Darin machen sie auch auf die Gefahren aufmerksam, die aus ihrer Sicht von den Eichen ausgehen. "Die Gullis verstopfen", sagt Behm. "Sie müssen schon jetzt häufig gereinigt werden, damit das Regenwasser abfließen kann." Außerdem würden nach oben drückende Wurzeln den Gehweg beschädigen und zur Stolperfalle machen. Trotz einer umfangreichen Korrespondenz mit Bau- und Ordnungsamt fühlt sich das Otterndorfer Paar allein gelassen. "Dass man nicht mit uns spricht, ärgert mich am allermeisten", sagt Behm. Er würde sich wünschen, dass die Stadt in den Dialog mit den Anwohnern des Scharhörner Rings eintritt, um eine für alle Seiten annehmbare Lösung zu finden. "Man könnte doch zum Beispiel zu einer Einwohnerversammlung einladen."

Eichen wurden auf ausdrücklichen Wunsch der Anwohner gepflanzt

Otterndorfs Bürgermeister Claus Johannßen hat durchaus Verständnis für die Sorgen der Anwohner, erteilt dem Wunsch, die Bäume wegzunehmen, aber eine Absage. "Das haben wir im Verwaltungsausschuss so beschlossen", sagt Johannßen. Würden die Bäume einfach gefällt, wäre der Aufschrei von Naturfreunden groß. Er weist darauf hin, dass die Eichen vor 40 Jahren auf ausdrücklichen Wunsch der damaligen Anwohner gepflanzt wurden. Er wolle sich aber dafür einsetzen, dass die Nachbarn Container zur Verfügung gestellt bekommen, in denen Laub und Eicheln gesammelt werden können.

Stadtdirektor Frank Thielebeule weist auf die Bedeutung der Straßenbäume für die Umwelt und ein gesundes Stadtklima hin. "In einer Zeit, in der auf privaten Grundstücken immer weniger Bäume zu finden sind, kommt den Straßenbäumen eine wichtige Funktion auch im Hinblick auf die Klimakrise zu", erklärt Thielebeule. Und der Stadt Otterndorf als "grüner Stadt am Meer" sei die Straßenbegrünung ein besonderes Anliegen. "Gleichwohl kommt es auch dazu, dass Großgehölze im Laufe der Jahre besonders betrachtet werden müssen", so der Stadtdirektor. Diesbezüglich würden immer wieder auch Gespräche mit Anliegern geführt. "Es wird dann stets versucht, die positiven Aspekte zu vermitteln und Lösungen zu finden." Das Entfernen oder das Zurückschneiden erfolge aber in der Regel nur dann, wenn dies aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht auch erforderlich sei.

Derzeit werde ein Konzept erarbeitet, um die Vegetationsflächen der Bäume zu vergrößern, "damit die Schäden an Gehwegen und Fahrbahnen minimiert werden", kündigt Thielebeule an.

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Christian Mangels

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