Ausstellung "Inflection Point" im Museum gegenstandsfreier Kunst in Otterndorf
Im Museum gegenstandsfreier Kunst in Otterndorf eröffnete Stefan Reiterer seine Ausstellung "Inflection Point". Der österreichische Künstler zeigt, wie digitale Bildwelten, Malerei und Skulptur verschmelzen und greifbar werden.
Der Boden des Museums gegenstandsfreier Kunst in Otterndorf ist mit großflächigen Stoffen überzogen. Gelbe Strudel und Verwirbelungen scheinen beim Betreten in Bewegung zu geraten. Die Ölmalerei auf Stoff ist Teil der Ausstellung "Inflection Point" des österreichischen Künstlers Stefan Reiterer. Die Eröffnung ist sehr gut besucht - "trotz der Sonne und eines Spiels des HSV in Hamburg", wie Friedhelm Ottens, erster Kreisrat, bei seiner Begrüßung betont.
Ausstellungen in China, New York und London
Friedhelm Ottens hatte die Aufgabe, einen bedeutenden österreichischen Künstler nach Otterndorf zu holen, und an diesem Abend zeige sich, dass er alles richtig gemacht habe. Stefan Reiterer studierte in Wien und Porto. Im letzten Jahr zeigte er seine Werke in China, weitere Ausstellungen fanden in Mexiko-Stadt, New York, Chicago, London und Prag statt. Seine Arbeiten befinden sich in bedeutenden Sammlungen wie der des Belvedere Wien, der Landessammlung Niederösterreich, der Sammlung des Bundes Österreich sowie des CCA Andratx auf Mallorca.


Ein Teil der Leinwand werden
Reiterer beginnt dabei mit digitalen Bildern, die er verfremdet, verformt und schließlich in Malerei, Video oder Skulptur übersetzt. Dabei stellt er die Frage: Wie beeinflussen digitale Bilder unsere Wahrnehmung? Und was passiert, wenn digitale Daten in echte, greifbare Kunstwerke verwandelt werden? "Stefan Reiterer lädt uns ein, Teil des Kunstwerkes, ein Teil der Leinwand zu werden", führt Friedhelm Ottens weiter aus. Dazu können sich die Besucher auf den Boden setzen, um erneut die Perspektive auf die Kunstwerke zu verändern.
Der Ausstellungstitel "Inflection Point" - zu Deutsch "Wendepunkt" - ist für Ottens auch ein Anlass, auf die politische Situation einzugehen. Er ist dankbar, Kunst genießen zu können. "Wir wissen nicht, wie lange dies selbstverständlich sein wird." 80 Jahre nach Kriegsende bereitet es ihm Sorge, dass eine Partei wieder Worte wie "Passdeutsche" benutzt. "Sind wir stark genug, zu verhindern, dass es einen Wendepunkt gibt? Dass etwas bricht?", fragt er in seine Rede.
Wilko Austermann, Kunsthistoriker und Leiter des Museums gegenstandsfreier Kunst, richtet seinen Dank an die "Phileas - The Austrian Office for Contemporary Art". Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit und durch die Unterstützung der Phileas.
Digitale Techniken und handgemalte Kunst
"Stefan Reiterer beschäftigt sich in seiner Kunst mit digitalen Bildwelten und der Frage, wie wir Räume wahrnehmen", erklärt Wilko Austermann. Dabei arbeitet er mit am Computer erzeugten Bildern, die reale Orte zeigen oder daran erinnern. Diese digitalen Vorlagen überführt er in die Malerei und verändert sie so stark, dass ihr Ursprung kaum noch zu erkennen ist. So entstehen Werkserien, in denen sich digitale Technik und handgemalte Kunst begegnen.
Im Zentrum steht die neu entstandene Skulptur "Formant", die Reiterer am Computer entwirft und mithilfe von CNC-Technik aus Styropor fräsen lässt. Die Arbeit an der Skulptur habe ein paar Monate gedauert, verrät Stefan Reiterer.
Die Ausstellung "Inflection Point" lässt sich im Museum gegenstandsfreier Kunst in Otterndorf bewundern. Dabei bietet das Museum auch einen Kinderguide an, der Kinder spielerisch und in kindgerechter Sprache an die Werke heranführt. Ebenso gibt es eine Führung in Plattdeutsch und eine digitale Instagram Live-Führung. Weitere Termine sind auf der Internetseite www.mgk-otterndorf.de zu finden.