
Landrat Krüger garantiert Erhalt der Klinik Otterndorf - trotz Millionen-Defizit
Landrat Thorsten Krüger sichert den Erhalt der Otterndorfer Klinik zu und stellt umfassende Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stabilisierung vor. Eine Schließung steht nicht zur Debatte, trotz erheblicher finanzieller Herausforderungen.
Auf einer Mitarbeiterversammlung im Krankenhaus Land Hadeln hat Landrat Thorsten Krüger am Montag erklärt, welche Maßnahmen erforderlich sein werden, um die Klinik in die Zukunft zu führen. Gesellschafter, Aufsichtsrat und Politik wollten zudem deutlich machen, dass eine Schließung des Hauses nicht in Frage komme.
"Wir sehen für den Landkreis als Gesellschafter der Krankenhausgesellschaft die Verpflichtung, das Haus strukturell und wirtschaftlich gut aufzustellen, im Sinne der Patientinnen und Patienten aber auch der Mitarbeiterschaft", so Krüger gegenüber unserem Medienhaus. "Es geht uns um die Qualität der medizinischen Versorgung in der Region." Was dazu allerdings nötig sei, sei wie eine "Operation am offenen Herzen mit wenig Narkosemitteln", sagte der Landrat.
"Wir müssen uns die Aufgaben ganz genau ansehen und Fragen stellen"
Gleichzeitig ein guter Arbeitgeber sein zu wollen, eine gute Versorgung zu gewährleisten und eine Refinanzierung auf die Beine zu stellen, sei unter den jetzigen Bedingungen wie die "Quadratur des Kreises". "Wir müssen uns die Aufgaben ganz genau ansehen und Fragen stellen", sagte Krüger. Das sei Pflicht des Eigentümers - und geschehe im übrigen derzeit im Kreishaus ganz genauso.
"Wir haben gerade erst die Anteile der Samtgemeinde Land Hadeln in der Gesellschaft übernommen. Da werden wir das Krankenhaus ganz sicher nicht schließen. Wir wollen es erhalten", meinte Krüger. Aber der Gesellschafter sei nun einmal gehalten, mit dem vorhandenen Geld auszukommen. Als der Landkreis das Krankenhaus 2021 rekommunalisiert hat, hieß es, dass mit einem jährlichen Defizit von einer Million Euro gerechnet werden müsse. Tatsächlich sind es aktuell 6,9 Millionen Euro - trotz bereits begonnener und abgeschlossener Restrukturierungsmaßnahmen. "Hätten wir die nicht gemacht, lägen wir schon bei 9 Millionen Euro", so Krüger.
"Alle Landkreise in Niedersachsen stehen finanziell gerade mit dem Rücken an der Wand", schildert Krüger. "Wir auch. Wir schreiben Defizite." Umso wichtiger sei es nun, das Defizit in der Krankenhausgesellschaft abzubauen. Dazu werde die Geschäftsführung klinische Prozesse und Strukturen betrachten und überdenken, wie das Haus auf die zunehmende Ambulantisierung, die die Erlöse mindert, reagieren kann.
Krüger: "Wir haben noch keine Präferenzen"
Dabei gehe es zum Beispiel um Verweilzeiten, etwa wie man die Übergangspflege in der Geriatrie besser organisieren kann. Es werde aber auch um die Effizienz von Dienstleistungen wie Reinigung, Speisenzubereitung oder auch Aufbereitung der Instrumente gehen. Könne man für die Küche mit ihrem hohen Wareneinsatz Kooperationen eingehen oder den Auftrag an Dritte vergeben? Sind Kooperationen bei der Aufbereitung von Instrumenten sinnvoll? "Wir haben noch keine Präferenzen", sagt der Landrat. "Das ist ein ergebnisoffener Prozess." Auch für das medizinische Versorgungszentrum werde Kostendeckung angestrebt, indem man Angebote und Terminvergaben betrachte.
Ein dicker Brocken bleibt die Umsetzung der bundesweiten Krankenhausreform, deren Folgen, insbesondere hinsichtlich der Einführung von Leistungsgruppen, für die Otterndorfer Klinik nicht ohne Weiteres absehbar scheinen. "Zunächst einmal werden wir nur frei werdende Stellen neu besetzten" stellt der Landrat klar. Auch die geplante - und teure - Erweiterung des Operationsbereichs werde vorerst aufgeschoben, bis klar ist, unter welchen Rahmenbedingungen das Krankenhaus künftig arbeiten wird.
Langfristige Perspektive: ein Krankenhausneubau
"Wir sehen uns zunächst die Gesamtsituation an und arbeiten dann lösungsorientiert an vielen Stellschrauben." Dabei ist es Thorsten Krüger wichtig zu betonen, dass er das Gesundheitswesen immer in dem Dreiklang stationäre und ambulante medizinische Versorgung der Bevölkerung, Rettungswesen und Zivilschutz betrachte. "Wir wollen das Haus nach vorne bringen", betont er - und für die Zukunft planen. Und da schwebt ihm perspektivisch durchaus ein Krankenhausneubau vor.